Martin Semmelrogge im Interview über seine Schauspielkarriere und den Umgang mit Krisensituationen
Du kommt ja aus einer Schauspielerfamilie. War es denn für dich schon von Kindheit an klar, dass du in die Schauspielerei gehst?
Eigentlich wollte ich gar nicht Schauspieler werden. Schicksal? Es waren Vorkommnisse auf dem Lebensweg und auf einmal geht einem ein Licht auf. Mein Vater und meine Mutter waren Schauspieler. Ich bin der Älteste von vier Geschwistern. Ich bin nicht schüchtern, aber ein zurückgezogener Mensch. Als Kind war ich schüchtern. Nach 50 Jahren Schauspielerei bist du nicht mehr schüchtern, aber natürlich noch verletzlich. Es ist wie bei Corleone: Familie und Freunde zählen über alles. Wenige Freunde, aber die müssen stehen! Die Familie ist wichtig, als Mittelpunkt, auch wenn mal ein paar kleine Problemchen auftreten, aber die Familie muss im Grunde immer zusammenstehen. Loyalität ist uns schon sehr wichtig.
Was ist denn an deinem Beruf das Schönste? Was gefällt dir am besten?
Ich mache das ja für mich, ich habe Spaß dran. Erstmal müssen natürlich das Buch, die Geschichte und die Rolle gut sein. Im letzten Theaterstück hatte ich eine richtig komplexe Figur zu spielen – ein Vorteil. Spannend herauszufinden, wie man in eine solche Rolle hineinschlüpfen und sie darstellen kann. In dem Stück spielte ich einen absoluten Egomanen, einen selbstverliebten Narzissten, der aber auch sehr einsam ist und so am Boden, dass er von drei Psychotherapie-Sitzungen pro Woche auf vier Sitzungen erhöht. Dann stirbt auch noch sein Psychoanalytiker an Darmkrebs. Nachher sagt sein Kumpel, ,der ist nicht an Darmkrebs gestorben, sondern an Ermüdung‘.
Nur im Stück?
Gute Frage! (lacht) Das Leben ist für mich ja auch so eine Art Therapie. Jetzt in dieser verrückten Zeit merkst du, wie die Menschen reagieren. Köln ist ja im Gegensatz zu Berlin eine ganz lebensfrohe Stadt. Ich mag Berlin auch. Ich bin Teil meiner Familie, meiner Mischpoke, in Wilhelmsburg und habe dort auch lange gewohnt. Ich habe am Prenzlauer Berg gebaut. Wenn ich irgendwo bin, dann bin ich intensiv da. Das Schöne an dem Beruf: Du bist in einer fremden Welt, wie hier in Köln. Wenn man hier zwei Monate so intensiv ist, lernt man Köln ganz anders kennen. Wenn du ein Theaterstück spielst, sind zwei Sachen wichtig: Dass das Stück und die Partner gut sind und dass du dann Erfolg hast. Das ist jeden Tag eine neue Herausforderung. Du spielst das gleiche Stück zum 61sten mal – und das ist eigentlich nicht so toll, das ist beim Film schöner, da musst du die Scheiße nur einmal spielen. Um das beim Theater gut rüberzubringen und spannend zu machen, muss man immer wieder so wahrhaftig spielen, dass man am Partner Reaktionen hervorruft, dass man ihn zum Weinen bringt, ihn wirklich rührt. Das ist die Herausforderung, an der ich immer noch Spaß habe. Das ist dann schon fast wie Sex. Das gesamte Interview mit Martin Semmelrogge über über seine Schauspielkarriere und den Umgang mit Krisensituationen, finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom ERFOLG Magazin 01/2021 -> LINK Bild: Jennifer Motte