Mirja du Mont im Interview über Krankheit, Angststörungen und wie sie sich Mut und Zuversicht zurückerkämpft hat
Du hast ein neues Buch geschrieben, »Keine Panik, Blondie«. Ist das eine Biografie?
Eine richtige Biografie über mein Leben insgesamt ist das nicht. So wichtig nehme ich mich nicht, dass ich jetzt eine Biografie schreiben müsste und ich glaube, so alt bin ich auch noch nicht. Obwohl ich schon alt bin, aber so alt nicht, dass ich eine Biografie schreiben müsste. Ich würde sagen, das ist eigentlich mein Leidensweg. Woher meine Krankheit eigentlich kommt, da muss man von ganz unten irgendwo anfangen.
Wie war der Schreibprozess für dich?
Ich habe ja schon ein Buch mit Sky zusammen geschrieben. Aber jetzt kamen noch medizinische Hintergründe dazu. Es geht wirklich darum, mal die Hosen runterzulassen. Denn was ich habe, ist nicht wenig. Ich habe schon Ballast und mehrere Krankheiten zusammen. Aber das muss so auch gesagt werden, finde ich. Ich möchte damit einigen Menschen helfen, die vielleicht in der gleichen Situation stecken, und ihnen zeigen, dass das Leben auch wieder schön sein kann. Deshalb habe ich jetzt echt einen Gang zugelegt, um dieses Buch zu schreiben.
War es auf der anderen Seite vielleicht auch ein Stück weit Therapie?
Ich sage mal so: Ich habe alles, was in mir drin war, aus mir rausgenommen und in ein Buch getan. Und jetzt kann ich es ins Regal stellen. Ich sehe das wie so einen Klumpen in mir drin, der gerne raus wollte. Aber als Therapie habe ich es nicht so sehr empfunden. Ich hatte ein Jahr lang Schwindel gehabt dadurch, dass ich taub war und schwerhörig bin. Und beim Schreiben habe ich psychogenen Schwindel. Der ist zwar eingebildet, aber er ist in meinem Kopf, wenn ich unter Stress stehe. Bei Sachen, mit denen ich mich nicht gerne befassen möchte, wird mir manchmal schummerig und es schwankt so richtig vor meinen Augen. Das hatte ich hier auch und ich habe sehr viel geweint beim Schreiben.
Du hast das Buch einer Simone gewidmet und gesagt: „Du hattest Recht, das Leben ist wunderschön.“ War das eine Erkenntnis, die du verloren hattest oder bisher noch nie erkannt hattest?
Ja, Simone ist 2019 mit 38 an drei Krebsarten gestorben. Das war eine Erkenntnis, die ich auf jeden Fall verloren hatte, weil mir ganz viele Menschen, auch meine Eltern, immer gesagt haben: „Mach doch mal was Schönes, wenn es dir schlecht geht.“ Aber wenn du Angststörungen, Schwindel, Depressionen, Panikattacken und Tinnitus hast, was ist denn da schön in dem Moment? Ich konnte mir das nicht beantworten. Schön ist Arbeiten, ich liebe Arbeiten, das wäre für mich schön gewesen. Auf dem Festival stehen und die ganze Nacht durchtanzen wäre für mich schön gewesen. Aber das waren alles Sachen, die gar nicht mehr vorstellbar waren. Mit dieser Angststörung hatte ich vorher noch nie etwas am Hut gehabt. Mit 41 Jahren war ich saugesund, war Fallschirmspringen und Bungee-Jumpen, bin Motorrad und schnell mit dem Auto gefahren. Ich hatte vor gar nichts Angst. Und auf einmal hatte ich Angst, den Fernseher einzuschalten oder alleine vor die Haustür zu gehen. Da bleibt nicht mehr so viel, was Spaß macht.
Das gesamte Interview mit Mirja du Mont finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom ERFOLG Magazin 03/2021 -> LINK
Bild: Oliver Reetz