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Ich will – Von mutigen Menschen mit Behinderung

Im neuen Buch „Ich will“ von Dr. Dr. Rainer Zitelmann geht es – wie in all seinen Büchern – um Menschen. Und in diesem Fall um ganz besondere Menschen. Denn Zitelmann porträtiert in seinem neuen Werk ausschließlich Persönlichkeiten, die trotz einer Behinderung außerordentlich erfolgreich wurden. Dazu bemüht er sowohl Beispiele aus der Geschichte als auch aus der Gegenwart. Ludwig van Beethoven, Vincent van Gogh und Margarete Steiff spielen ebenso eine Rolle wie Stephen Hawking, Michael J. Fox und Erik Weihenmayer. Letzterer bezwang den Mount Everest – und zwar blind. Er ist gleichzeitig das Cover-Motiv des Buches. Wie konnten es diese Menschen unter den widrigsten Bedingungen schaffen, so erfolgreich zu werden? Die Antwort gibt der Autor nicht leichtfertig. Anders kennt man es von ihm nicht. Die Geschichten werden detailliert erzählt, mit allerlei Aha-Momenten. Zitelmann ist dafür bekannt, sehr intensive Recherchen für seine Bücher zu betreiben. So gibt er Hintergründe über die Persönlichkeiten preis, die kaum jemand weiß – wohl, weil sie in vergessenen Zeitdokumenten vergraben waren, die Zitelmann dennoch ausgegraben hat.

Ich will – Das neue Buch von Rainer Zitelmann

Ein weiteres Qualitätsmerkmal seiner Werke: Er investiert horrende Summen in seine Untersuchungen, wenn er zum Beispiel renommierte Institute mit Umfragen beauftragt. So hat er auch für das vorliegende Werk „Allensbach“ und „Ipsos MORI“ beauftragt, representative Umfragen in Deutschland und den USA durchzuführen. Dabei ging es in diesem Fall um die Frage, wie viele erfolgreiche Menschen mit Behinderung die Befragten aufzählen können. In Deutschland wussten 35 Prozent gar keine Antwort, 43 Prozent konnten lediglich zwei bis drei Namen nennen. In den USA war das Ergebnis noch trauriger: 51 Prozent konnten niemanden nennen und nur 28 Prozent konnten zwei oder mehr Namen nennen. Der Autor stellt im Vorwort auch einen persönlichen Bezug zum Thema her, wenn er von seiner eignen Diagnose zu seinem 61. Geburtstag berichtet, die sein Augenlicht betraf.

Im Buch besticht vor allem der Kontrast der Jahrhunderte. Wenn wir uns auch vorstellen können, dass es ein Stephen Hawking wahrlich nicht leicht hatte, mit seiner körperlichen Behinderung zu leben, hatte er immer noch moderne Medizin, einen technisch hoch entwickelten Rollstuhl und einen Sprachcomputer. Im Gegensatz dazu steht eine Margarete Steiff, die 1847 geboren wurde und auf nichts dergleichen zurückgreifen konnte, als ihr Körper sie im Stich ließ. Dazu kamen die Rollenbilder der damaligen Zeit. Dennoch verlor sie nicht den Lebensmut und erst recht nicht ihren Erfindergeist. Es ist berührend zu lesen, wie diese junge Frau Tricks entwickelte, die es ihr erlaubten, trotz ihrer starken Behinderung eine Nähmaschine zu bedienen und Kuscheltiere zu produzieren. Bald schon beschäftigte sie hunderte Menschen und baute ein weltumspannendes Imperium auf. Ohne, dass es ihr jemand zugetraut hätte. Im Gegenteil. Es ist bezeichnend, wie Menschen Großes schaffen, die man längst aufgegeben hat.

Rainer Zitelmann hält dem Leser unterbewusst einen Spiegel vor und man fragt sich unweigerlich: „Wenn diese Menschen so viel erreichen können, worüber beschwere ich mich eigentlich?“ Ein Buch, das wirklich berührt.

 

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