Teufelskreis Konkurrenz und Druck: Wie Spiritualität vom Wettbewerbsdruck befreit

Als Unternehmerin habe ich mich lange mit dem Thema Konkurrenz auseinandergesetzt. Denn Sichtbarkeit bewirkt, dass wirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen transparenter, Angebote vergleichbarer werden. Immer genau dann, wenn ein neues Produkt unseres Unternehmens teuer im Markt integriert war, kamen die ersten verdächtigen Anfragen. Meist verriet mir mein Bauchgefühl sofort, wenn Anfragen »fake« waren und nur dazu dienten, unsere Verkaufspreise herauszubekommen.

Oft nahmen die Produktpiraten minimale Änderungen am Produktdesign vor und umgingen so den Patentschutz. Das öffnete den Markt für Plagiate – mit derselben Idee, dem gleichen Material, nur zur Hälfte des Preises. Als Innovationsführer wurden wir zwar hochgelobt, doch finanziell kamen wir nicht voran. Leider folgten auch deutsche Unternehmen dem Vorbild von Billiganbietern und zogen die Marktpreise noch weiter nach unten.

Im Loop gefangen

Ein paar Jahre später, als ich bereits selbstständige Coachin, Trainerin und Speakerin war, wiederholte sich die Erfahrung. Meine Ideen wie Seminarinhalte und Impulse, mögliche Themen von Büchern und Veranstaltungen wurden ungefragt übernommen, kopiert, von Copycats als eigene ausgegeben. Kommentare wie »Das musst du als Kompliment sehen« empfand ich als eine ziemliche Anmaßung, da sie die wirtschaftliche Dimension außer Acht lassen. Immerhin wollte jemand anders Geld mit meinen Ideen verdienen.

Ich begann mich aktiv zu fragen: Was hat das Ganze eigentlich mit mir zu tun? Einer meiner spirituellen Mentoren hatte einmal gesagt: »Saskia, wenn du ein Problem dreimal erlebst, bist du in einem Loop. Dann musst du unbedingt aussteigen!« Die Zahl der drei Problem- Loops hatte ich weit überschritten. Ich musste einen Weg finden, aus dem Teufelskreis von Konkurrenz und Druck auszusteigen.

Mitschwimmen im Strom?

Ich beschloss, mich nicht mehr gegen die Billigpreis-Entwicklungen zu stemmen. Das spart unglaublich viel Kraft – Kraft, die ich brauchen kann, um mit solchen Situationen umzugehen. Also dachte ich zunächst, dass sich »mitentwickeln« der Weg sei. Doch auf einmal wurde ich mir selbst fremd – denn irrwitzigerweise wurde ich zur Konkurrenz der Konkurrenz. Plötzlich war ich noch vergleichbarer. Ich verstand, dass ich aus diesem Strom, in dem ich mitschwamm, schleunigst wieder rausmusste. Sich gegen eine Entwicklung zu stemmen, kostet zu viel Kraft. Doch voll mit einer Marktentwicklung zu gehen und das Gleiche zu tun wie andere, macht wiederum vergleichbar – und genau das wollte ich nicht.

Spiritualität als Stärken-Booster

Nachdem ich mich also fast in einem Thema verloren hatte, musste ich wieder zurück zu mir und meinen Wurzeln finden. Ich begann zu verstehen, dass die Konkurrenzkämpfe tatsächlich mit mir zu tun hatten. Denn weder als CEO noch in den Anfängen meiner heutigen Tätigkeit war ich ganz bei mir angekommen. Diese Fragen waren für mich hilfreich:

• Wer bin ich?
• Was ist der Ausdruck meiner Seele?
• Wie lebe ich meine Essenz?
• Wer, was und wo ist meine Heimat?
• Was ist mir wichtig?

Innerlich schrie ich förmlich danach, herauszufinden, wer ich wirklich war. Dem Gesetz der Anziehung folgend, lieferte mir das Universum konsequent die Aufgabe, in tiefem Kontakt zu mir selbst herauszufinden, wer ich wirklich bin. Bin ich in mir verankert, finde ich in meinem Kern mein Zuhause, dann schwimme ich weder gegen den Strom noch mit dem Schwarm. So finde ich meinen eigenen Weg und hinterlasse eigene Spuren im Sand.

Das Geheimnis liegt in meiner Essenz

Nur durch diese »Fehler« auf der Suche nach der richtigen Strategie verstand ich das Prinzip. Drücke ich meine Essenz in meiner Arbeit aus, entsteht das nötige Bewusstsein, dass Wettbewerb nicht existiert. In Kenntnis meiner Essenz konnte ich herausfinden, wie mein Angebot etwas bieten kann, was die anderen nicht haben. Dabei sehe ich meine Dienstleistung als ergänzend und als Teil eines Verbundes, denn ein anderes Unternehmen bietet etwas, was ich nicht habe.

Der Schlüssel zum Erfolg im Verbund liegt in der Positionierung. Statt gegeneinander zu kämpfen, geht es darum, im Interesse der Kundschaft zu denken und sich dafür mit aller Individualität in den Verbund einzufügen – und gemeinsam zu wachsen. Denn letztendlich kommt es darauf an, wie Kundinnen oder Klienten ganzheitlich geholfen werden kann. Mit dieser Erkenntnis wurde ich auf einmal stärker. Ohne dass ich es wirklich mitbekam, stieg ich aus den Konkurrenzkämpfen aus und wachse seitdem mit meinen Netzwerken.

Raus aus dem Konkurrenzdenken in sechs Schritten

1. Bleib dir treu! Das ist der oberste Grundsatz.
2. Sei dir darüber bewusst, dass du dich mit deinem Angebot nicht abheben musst, sondern ein ergänzendes Angebot anbieten kannst.
3. Würdige deine Marktmitbegleiter, denn Situationen im Weltgeschehen wie die Coronapandemie zeigen, dass Konsumenten manchmal auf günstigere Angebote angewiesen sind.
4. Habe Verständnis für Konsumenten, die es nicht besser wissen oder die günstiger kaufen müssen. Lass ihnen stets eine Türe offen, denn Vorwürfe haben noch nie zu einer gesunden Kundenbindung geführt.
5. Entwickle deine Persönlichkeit in die Tiefe: Finde heraus, was dich – oder dein Unternehmen – einzigartig macht. Begib dich auf die Reise zu deinem spirituellen Kern und drücke dich in deiner Essenz aus.
6. Arbeite vermehrt über Werte statt über deinen Preis. Denn Menschen kaufen nicht dein Produkt oder deine Dienstleistung – sie kaufen Sicherheit, Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt oder Ansehen.

Die Erkenntnis, dass mir meine Spiritualität auch zum Thema Konkurrenz helfen konnte, war eine beeindruckende Erfahrung. Ich wünsche auch dir viel Spaß auf der Reise zu deinen spirituellen Wurzeln und beim entdecken deiner Essenz. Ich freue mich auf dich und deine Individualität – für ein gemeinsames und faires Wachstum unserer Wirtschaft.

Die Autorin: Saskia Winkler ist selbstständige Coachin, Speakerin und Mentorin sowie ERFOLG Magazin Top Expertin für Spiritual Leadership.

Bilder: Elke Sommer, Depositphotos / depositedhar