Auch heute noch hält sich der Mythos hartnäckig, dass Emotionen am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben, dass sie Schwäche symbolisieren, dass wir sachlich bleiben sollen und dass Emotionen die Produktivität beeinträchtigen. Mangelnde Wertschätzung und das Wegdiskutieren und Totschweigen von Problemen und Emotionen führen jedoch häufig zur inneren Kündigung und zu Konflikten in Teams, die dann in der Folge die Leistungsfähigkeit und Teamarbeit massiv beeinträchtigen.
Emotionen: ein wesentlicher Bestandteil unseres menschlichen Wesens
Emotionen sind ein natürlicher Ausdruck unserer Bedürfnisse und Werte. Emotionen können angenehm und unangenehm sein, vor allem sind sie aber Hinweisschilder auf erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse und somit existentiell für ein erfülltes Leben und ein positives Miteinander – auch im beruflichen Kontext.
Hierbei ist das Erkennen von Emotionen bei anderen Menschen ein wichtiger Bestandteil der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Wenn wir die Mimik unserer Mitmenschen wahrnehmen und erkennen, können wir ihre Emotionen besser verstehen und angemessen reagieren. Mit einfachen Mitteln können wir erkennen, wie sich unser Gegenüber gerade fühlt und entsprechend gegensteuern, sowie eine aufgeheizte Situationen entschärfen. Damit sorgen wir für eine positive Atmosphäre und einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander.
Dabei können uns schon ein einfacher Blick, eine hochgezogene Augenbraue oder ein leichtes Lächeln verraten, wie sich jemand fühlt, auch wenn wir dieses intuitive Wissen häufig nicht in Worte fassen können. Die Emotionserkennungsfähigkeit ist in allen Menschen angelegt. Wir haben nur über die Zeit verlernt, auf diese Merkmale zu achten und sie zu entschlüsseln. Schon kleine Babys sind in der Lage, Emotionen zu erkennen und zu spiegeln. Zuständig hierfür sind die sogenannten Spiegelneuronen, diese Neuronen wurden erstmals in den 1990er Jahren entdeckt und ermöglichen es uns die Emotionen anderer Menschen zu verstehen und nachzuahmen. Dies ist beispielsweise der Grund, dass wir gähnen müssen, wenn unser Gegenüber gähnt. Dies geht deshalb, weil unsere Neuronen die beobachtete Handlung in unserem Gehirn wiedergeben, sie also »spiegeln«.
Emotionen schaffen zwischenmenschliche Verbindungen
Die Fähigkeit, diese universellen Signale und Gesichtsausdrücke zu erkennen, ermöglicht uns, zwischenmenschliche Verbindungen zu schaffen und damit eine gemeinsame Sprache der Empathie zu entwickeln. Selbst die digitale Welt hat uns über Emojis und Emoticons Möglichkeiten gegeben, Mimik und Emotionen zu teilen und anderen damit zu zeigen, wie es uns gerade geht.
Mit einer guten Emotionserkennungsfähigkeit und ihrer Akzeptanz, können wir es schaffen, für eine positive Atmosphäre am Arbeitsplatz zu sorgen. Diese kann das Arbeitsklima verbessern, das Engagement der Mitarbeiter steigern und die Mitarbeiterbindung stärken. Dadurch, dass wir einen Raum schaffen, in dem Emotionen willkommen sind und in angemessener Weise ausgedrückt werden können, fördern wir eine gesunde Arbeitskultur und eine Identifikation mit dem Unternehmen.
Emotionen am Arbeitsplatz: Umdenken gefragt!
Es ist an der Zeit, Emotionen zuzulassen und damit das Stigma, dass Emotionen am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben, zu überwinden. Wir schaffen damit einen Raum, in dem die Mitarbeiter authentisch sein können, ihre Sorgen und Gefühle zeigen und auch verbalisieren können.
Ich bin der Auffassung, dass emotionale Intelligenz und Empathie gefördert werden sollten und als wichtige Fähigkeiten im Arbeitskontext geschätzt werden. Lassen Sie uns gemeinsam die Perspektive ändern und anerkennen, dass Emotionen am Arbeitsplatz eine wertvolle Rolle spielen! Indem wir sie akzeptieren, verstehen und konstruktiv nutzen, können wir eine positivere und produktivere Arbeitsumgebung schaffen.
Die Autorin:
Sabine Finkmann ist Wirtschaftsprofilerin und Mimikresonanz Trainerin, Mediatorin, systemischer Coach, Emotionscoach sowie ERFOLG Magazin Top Expertin im Bereich Coaching.
Beitragsbild: Daniela Möllenhoff; Depositphotos / iakovenko123