Christian Nosty ist auf Youtube und Instagram auch unter dem Namen »Reloadiak« bekannt (@RELOADIAK). Angefangen hat er mit Videos zu Games, später folgt der Durchbruch mit Inhalten zu Omegle und Reisen. Seine rund 299.000 Abonnenten führt er regelmäßig an Lost Places oder in die Welt der Survival-Show »7 vs. Wild«, in der er sich 2021 den zweiten Platz erkämpfte. Uns hat Christian im Interview verraten, warum es wichtig ist, man selbst zu bleiben, und wie Influencer die Reisebranche beeinflussen.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Bei mir war das keine bewusste Entscheidung. Seit ich denken kann, bin ich mit der Kamera in der Hand durch die Welt gerannt, habe später eine Ausbildung zum »Mediengestalter Bild und Ton« gemacht und seit 2008 mal mehr, mal weniger regelmäßig Videos auf Youtube hochgeladen. Als Youtube dann immer mehr Bekanntheit in Deutschland gewonnen hat und die ganze Szene größer geworden ist, bin ich auch immer mehr in die Position gerutscht mit meinen Videos meinen Lebensunterhalt verdienen zu dürfen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch eine Festanstellung, die ich dann irgendwann verloren habe. Daraufhin habe ich die Entscheidung getroffen einfach Fulltime in Youtube zu gehen, weil ich mir nichts Besseres vorstellen konnte, als mit meinem Hobby Geld zu verdienen. Besonders motivierend war für mich die Gestaltung meines Arbeitsalltages. Ich war ab dem Zeitpunkt zeitlich ungebunden, war niemanden mehr Rechenschaft schuldig und konnte arbeiten, wann und wo ich wollte.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Das hat jetzt weniger mit der Arbeit als Content Creator zu tun, sondern generell mit der Selbstständigkeit: das große und komplexe Thema Steuern. Ich habe in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit das Thema Steuern und Krankenversicherung ignoriert. Am Anfang waren meine jährlichen Einnahmen auch nicht groß genug, um in Teufels Küche zu kommen. Zudem bin ich in den ersten Jahren auch noch in die Kleinunternehmerregelung gefallen und habe mir kein Geld zurückgelegt. Durch fehlende Steuerbescheide hatte die Krankenkasse daraufhin rückwirkend meinen Krankenkassensatz »errechnet« und ich durfte auf einen Schlag mehrere tausend Euro nachzahlen. Dazu kamen dann auch noch die Steuern für drei Jahre, die ich versäumt hatte. Damit war ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit erst einmal gut verschuldet. Ab einem gewissen Punkt muss man sich einfach mit dem ganzen Steuerthema auseinandersetzen. Das wurde mir dann erst später bewusst. Man hätte sich im Vorhinein viel Ärger ersparen können.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
In einem Zeitalter, in dem KI immer mehr an Relevanz gewinnt und viele Tätigkeiten automatisiert werden können, ist es meiner Meinung nach umso wichtiger, nicht eine Kopie von bereits bestehenden Konzepten zu sein. Die Person hinter den Videos ist wichtig. Zuschauer können sich viel besser mit einer Person identifizieren, wenn diese greifbar und schlicht gesagt einfach menschlich ist. Man versucht sich im Internet immer von seiner besten Seite zu zeigen und viele Creator stellen ihre Welt als perfekt und makellos dar, aber ich finde, wenn man langfristig erfolgreich sein möchte, ist es wichtig, einfach man selbst zu sein und sich nicht zu verstellen. Ich denke, das macht einen auf lange Sicht nur unzufrieden mit sich selbst und das strahlt man dann auch nach außen aus. Manchmal ist weniger mehr und man muss nicht immer höher, schneller, weiter, auch wenn man oft das Gefühl hat, sich auf dem übersättigten Markt gegenüber anderen Creators beweisen und durchsetzen zu müssen. Man kann mit Negativität viel Aufmerksamkeit erzeugen und wenn man rein nach Zahlen geht, könnte man meinen, dass das auch ein Konzept für Erfolg wäre, aber viele Leute in der Branche kommen und gehen, weil sie kurz Gesprächsthema sind und das Interesse an der Person danach komplett verschwindet. Man möchte ja nicht nur wegen einem Shitstorm kurz an Aufmerksamkeit gewinnen, sondern sich langfristig eine treue Zuschauerschaft aufbauen, wegen dem Content, den man kreiert und/oder seinem Charakter.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Reise-Branche?
Früher liefen Reiseshows im Fernsehen, welche nach ein paar schönen Bildern direkt Zuschauer akquiriert haben und einem die Telefonnummer vom nächsten Reisebüro ins Gesicht gedrückt haben. Heute passiert das über Social Media. Besonders auf Instagram, welches ja mehr eine Lifestyle Plattform geworden ist, werden einem tausende von Beiträgen von den schönsten Orten auf der Welt in die Vorschläge gespült. Ich wäre persönlich auch nie auf die Idee gekommen, mir den Eibsee in Bayern anzuschauen, wenn ich nicht die Aufnahmen vom türkisenen Wasser in zahllosen Reels gesehen hätte. Dass deswegen viele Spots komplett von Touristen überrannt werden, ist auch kein Geheimnis und ich bin fest davon überzeugt, dass Social Media einen riesigen Teil dazu beiträgt. Man will natürlich seinen Followern auch gerne zeigen, wie man im türkisenen Wasser vom Eibsee steht, durch die Hochebene von Madeira läuft oder mit Schweinen auf den Malediven schwimmt.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Ich bin kein Freund vom Begriff »Influencer«. Hört sich für mich immer wie eine Krankheit an. Ich konsumiere genauso Content auf Youtube, Instagram und Co. wie viele andere auch. Oft ist mir gar nicht bewusst, dass Leute eventuell zu mir aufsehen und ich mit meinen Handlungen vielleicht irgendeinen Nerv treffe. Das ist auch gar nicht machbar, denn jeder hat verschiedene Ansichten und man kann es halt nicht jedem recht machen. Das ist etwas, was ich in den letzten Jahren lernen musste, weil ich mich oft über negative Kommentare aufgeregt habe, auch wenn diese im Verhältnis zu den positiven natürlich nichtig sind. Wenn man Content im Internet fürs breite Publikum produziert, sollte einem jedoch auch bewusst sein, dass auch viele junge Leute zusehen. Ich selbst hatte in meinem Teenager-Alter zu einigen Leuten aus dem Internet aufgesehen und teilweise Verhaltensweisen, Sprechweisen und Einstellungen übernommen. Junge Menschen sind einfach beeinflussbarer, weil sich der eigene Charakter noch formt. Das sollte einem immer bewusst sein, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Mittlerweile kann ich gut mit Kritik umgehen, solange sie berechtigt ist. Aber auch das musste ich erst lernen.
Bild: Eric Nosty