Weltfrauentag: Finanzielle Unabhängigkeit

Weltfrauentag: Finanzielle Unabhängigkeit – Wichtig sind Eigenverantwortung und Ordnung

Heute feiert Deutschland den Weltfrauentag. Vorgestern, am 6. März, standen dazu passend die Gehälter der Frauen im Zentrum: Am Equal Pay Day wurde auf den Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht – derzeit 18 Prozent. »Gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen sind das eine«, sagt Business-Coachin und Autorin Anouk Ellen Susan, »doch wir unterschätzen oft, was wir jeden Tag ganz eigenverantwortlich selbst erreichen können, Schritt für Schritt.« Fast jede zweite Frau (Studie von JP Morgen) hat nach eigenen Angaben keinerlei Ersparnisse. Deshalb ermutigt die Expertin: »Frauen, kümmert euch um eure Finanzen!« – und gibt acht Tipps, wie es ganz einfach im Alltag gelingen kann.

»Finanziell abhängig zu sein, ist eine meiner größten Ängste, deshalb habe ich schon früh gegengesteuert«, erzählt Anouk Ellen Susan, die sich bereits als Teenagerin ihr erstes eigenes Geld verdient hat, und heute, nach über 20 Jahren in verschiedenen Führungspositionen, als Business-Coachin, Speakerin, Moderatorin und Autorin arbeitet. Egal wie alt man ist, ob man sich eine Altersvorsorge aufbauen möchte, in der Schuldenfalle steckt oder sich ohne schlechtes Gewissen etwas gönnen möchte – mit einer klaren Strategie kann man sehr viel schaffen, weiß sie aus eigener Erfahrung:

1. Eigenverantwortung

»Die wichtigste Voraussetzung für finanzielle Sicherheit ist das richtige Mindset – es ist sehr hilfreich, groß, positiv und lösungsorientiert zu denken,« so Anouk Ellen Susan. »Wir haben nicht nur zu Beginn unseres Arbeitslebens Einfluss auf die Entwicklung unseres Vermögens, sondern entscheiden mit jeder Weiterbildung, jedem neuen Job, unserer eigenen Positionierung und unserem Umgang mit Geld im Alltag, wie es um unsere Finanzen steht. Es ist also notwendig, Eigenverantwortung zu übernehmen und Ordnung in den eigenen finanziellen Angelegenheiten zu schaffen.«

2. Ordnung: Listen und Konten

Eine vollständige Übersicht aller Finanzen ist das A und O: »Ich empfehle eine genaue Liste zu führen und die Ausgaben in Kategorien zu unterteilen. Essen, Kleidung, Geschenke, Urlaub und so weiter. Wer mag, kann sich dafür auch eine App herunterladen. Wie viel gebe ich für was aus – das ist wichtig, denn nur so kann ich schauen, wo ich sparen kann und für was ich gerne, und dann bitte auch ohne schlechtes Gewissen, mein Geld ausgebe.« Darüber hinaus rät die Expertin zu mehreren Konten. Zum Beispiel eines für die alltäglichen Ausgaben, eines für Urlaub und Luxus, eines zum Sparen. »Das ist immer etwas individuell, wie man am besten zurechtkommt. In jedem Fall empfehle ich Paaren, die gemeinsame Konten haben, zusätzlich mindestens je ein eigenes.«

3. Ziele definieren

Eine weitere Empfehlung von Anouk Ellen Susan: sich eine Liste mit (materiellen) Wünschen und (finanziellen) Zielen zusammenzustellen. Hierbei sollte man zwischen kurzfristig (1 Tag bis 1 Jahr), mittelfristig (1 Jahr bis 5 Jahre) und langfristig (5 bis 30 Jahre) unterscheiden. »Wenn man dann noch Lust hast, kann man priorisiere und sich fragen. Was ist mir davon am wichtigsten? Was will ich auf jeden Fall erreichen?«

4. Finanzielle Inventur

Einmal im Jahr sollte man sich die Zeit nehmen, um die fortlaufenden Kosten kritisch zu hinterfragen: Gehe ich wirklich ins Fitness-Center oder bin ich eher Fördermitglied? Ist mein Smartphone-Vertrag noch up to date, und wirft mein Sparvertrag genug Rendite ab? Hier schlummern meist einige Einsparpotenziale. Schlau ist es, Kündigungsfristen der Abos im Kalender vorzumerken.

5. Keine Schulden für Luxus

»Nie mehr ausgeben als man hat, das ist die Basis«, weiß die Business-Coachin. Haus- oder Wohnungskauf ausgenommen. »Macht privat keine Schulden! Finger weg von Raten- oder ›Später bezahlen‹-Angeboten.« Das treibt schon junge Menschen in die Schuldenfalle, wie Studien immer wieder belegen. Und wenn die Investments für lebensnotwenige Dinge sind? »Das Internet ist ein Schlaraffenland für gut erhaltene Second-Hand-Dinge und vielleicht finden sich im Freundeskreis auch Gleichgesinnte für das ein oder andere Sharing-Modell.«

6. Jeder Kauf sollte erste Wahl sein

Wer hat nicht schon einmal eine Bluse ungetragen zur Kleidersammlung gegeben oder sich beim Kauf einer Vase hinterher gefragt, was man sich dabei wohl gedacht hat? Deshalb: »Nur kaufen, wenn man 100-prozentig davon überzeugt ist und im Zweifelsfall lieber eine Nacht darüber schlafen. Qualität statt Quantität und es muss nicht immer das Teuerste sein.«

7. Achtsam sein bei falschen Kompensationen

Anouk Ellen Susan: »Wer nach Konflikten oder einem stressigen Arbeitstag zu Frustkäufen neigt, dem rate ich, innezuhalten. Sich etwas zu gönnen ist okay, aber bitte nicht als Kompensation für eine nicht funktionierende Beziehung oder den falschen Job. Und vor allem muss das nicht immer Geld kosten. Mit einer guten Freundin telefonieren, ein Bad nehmen, sich in die Sonne setzen, eine Runde Joggen oder ein gratis Hörbücher downloaden – je nach Geschmack und Laune.«

8. Bargeld statt Karte

Wer den Überblick beim Kartenzahlen schnell verliert, für den ist Bargeld immer noch eine gute Option. Einmal im Monat abheben, nach Wochen oder Kategorien einteilen und dann nach und nach ausgeben.

Das Gute am gezielten Umgang mit Geld sei, so die Autorin, dass man nicht nur mit seinem Geld auskomme und immer mehr Rücklagen bilde, sondern dies auch das Selbstbewusstsein stärke. »Etwas erreichen, sein Geld bewusst den eigenen Werten entsprechend auszugeben, gibt es gutes Gefühl und dann kann man sich auch ohne schlechtes Gewissen etwas gönnen.«

 

Die Autorin: Anouk Ellen Susan ist Professional Speaker, Coach, Consultant, Moderatorin und Autorin und arbeitet seit mehr als 30 Jahren auf internationaler Ebene im Marketing.

 

Bilder: Anouk Ellen Susan, Despositphotos / shumytskaya