Vicky Boss begeistert als »redheadbegins« ihre rund 500.000 Youtube- und 690.000 TikTok-Abonennten regelmäßig mit Comedy-Content aus dem Harry-Potter-Universum oder ihrem Leben (@redheadbegins). Angefangen hat sie allerdings als Schauspielerin; später ließ sie sich außerdem zur Synchronsprecherin weiterbilden. Uns hat Vicky im Interview verraten, warum man das Tabu-Thema Gage endlich ansprechen sollte und wie man es schafft, sich von negativen Kommentaren nicht entmutigen zu lassen.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Geplant war dieser Berufsweg tatsächlich gar nicht. Ich habe beim ersten Corona-Lockdown angefangen, die Zeit zu Hause zu nutzen und aus Spaß Videos zu filmen und hochzuladen. Dass ich mit dem, was ich mache, so viele Menschen erreiche, hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht erahnen können.
Studiert habe ich Schauspiel, was mir letztendlich viel mitgegeben hat. Mittlerweile bin ich auch Synchronsprecherin, was mir bei den Videos ebenfalls enorm hilft. Es war also ein ungeplanter Beruf, bei dem mir mein Studium geholfen hat.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Mich stört es nicht, dass ich zu Beginn nicht alles wusste – das weiß ich jetzt auch noch nicht. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Content Creation zu »erlernen« und die Fehler, die ich dabei gemacht habe, als Lektionen mitzunehmen. Das gehört dazu und das kann man nicht überspringen.
Was Branded Content angeht, der für viele Creator dazugehört, gibt es leider keine öffentlichen Listen, an denen man sich bezüglich einer fairen, branchenüblichen Gage orientieren kann. Viele sprechen auch nicht darüber, weil es als unangenehmes Thema gelten kann. Das nutzen leider viele Unternehmen aus. Inzwischen kenne ich mich gut aus und kenne auch meinen Wert, aber das hat lange gedauert.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Das kann man pauschal nicht beantworten. Das Wichtigste ist, dass man die eigenen Stärken kennt oder erlernt und weiß, was einem Spaß macht. Denn nur so kann man langfristig authentischen Content machen. Als Comedy Creatorin hilft mir persönlich mein Sinn für Humor und meine Kreativität, was bei anderen Nischen auch hilfreich sein kann.
Am wichtigsten ist es, eine Leidenschaft zu finden, diese mit viel Durchhaltevermögen zu verfolgen und sich mit dem eigenen Content weiterzuentwickeln. Solange man sich selbst treu bleibt und den Spaß nicht verliert, kommt der Rest von selbst.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Unterhaltungsbranche?
Ich beobachte, dass Content Creator einen immer größeren Platz in der Unterhaltungsbranche einnehmen. Influencer erscheinen immer häufiger in Filmen, Werbungen, etc.
An sich ist das, was wir machen, nichts Neues. Unterhaltung gibt es seit Anbeginn der Zeit, es hat sich mit dem Internet nur eine neue Form etabliert. Hinzu kommt, dass viele Content Creator sehr nahbar sind, was ich persönlich sehr schätze, wenn ich Videos von anderen schaue. Das hat man bei zum Beispiel Hollywood-Stars so nicht. Dieser Unterschied trägt also vielleicht dazu bei, dass Influencer und Creator einen immer größeren Platz in der Unterhaltungsbranche einnehmen.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Es gibt viele Personen, die ich online gerne verfolge und die mit ihren Videos seit meiner Kindheit meinen Humor geformt haben – beispielsweise Coldmirror und Pewdiepie. Generell finde ich es sehr inspirierend, einen Einblick in die Gedanken anderer zu bekommen und ihren Humor zu erleben. Insofern werde ich schon »beeinflusst« – den Effekt hat man bei Freunden und Bekannten aber auch.
Plattformen wie TikTok und YouTube geben aber außerdem vielen Personen eine Stimme, die über ernstere Themen sprechen. Auch da habe ich viel mitnehmen können, was ich persönlich für extrem wertvoll halte. Das Wort »Idol« fühlt sich für mich aber falsch an.
Was Kritik angeht, muss man leider lernen, eine dicke Haut zu haben. Nicht jeder mag das, was man macht, und das sollte auch nie das Ziel sein. Das ist okay. Ich habe mit der Zeit gelernt, negative Kommentare nicht an mich ranzulassen – was nicht leicht ist, weil sich unsere Gehirne oft lieber auf das Negative fokussieren. Dankbarkeit ist dabei eine der wichtigsten Sachen, die man für sich tun kann. Dadurch bekommt man automatisch einen stärkeren Fokus auf die positiven Dinge und gleichzeitig wird einem immer wieder bewusst, wie viel Liebe und Unterstützung einem entgegengebracht wird. Das ist unbezahlbar und tausend Mal mehr wert als ein oder zwei schlechte Kommentare.
Ein anderes Thema ist konstruktive Kritik, dafür sollte man immer offen sein!
Bild: Vicky Boss