Moni Bogdahn: »Der ›wahre Erfolg‹ ist nicht immer in Zahlen messbar«

Moni Bogdahn: »Der ›wahre Erfolg‹ ist nicht immer in Zahlen messbar«

Monique »Moni« Bogdahn gibt ihren rund 140.000 Instagram-Followern als »Aufschieben war gestern« Tipps zum Thema Zeitmanagement (@aufschieben.war.gestern) und hilft auch außerhalb von Social Media ihren Kunden in Online-Kursen dabei, ihren Alltag zu organisieren. Uns hat Monique im Interview verraten, wie ihre Leidenschaft zum Beruf wurde und warum man auch als Influencer mal Feierabend machen sollte.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Ich war gerade im dritten und letzten Jahr meiner Elternzeit, als ich bewusst angefangen habe, darüber nachzudenken, wie es beruflich für mich weitergehen soll. Meine Tochter war damals zwei Jahre alt, ich stand also vor der Herausforderung, Familie und Beruf in Zukunft zusammenzubringen. Mir war es unglaublich wichtig, flexibel arbeiten zu können, um genug Zeit für meine Familie zu haben. Gleichzeitig wollte ich aber auch etwas Eigenes aufzubauen – etwas, das mich wirklich erfüllt und bei dem ich meine Leidenschaft einbringen und kreativ sein kann.

Social Media erschien mir wie eine spannende Möglichkeit, genau diese Punkte zusammenzubringen. Der kreative Freiraum und die Aussicht, selbstständig und vor allem unabhängig zu arbeiten, haben mich total fasziniert. Anfangs war es ehrlich gesagt auch noch wie eine Art »Experiment«: Ich wollte ausprobieren, ob ich meine Leidenschaft für Zeitmanagement und Selbstmanagement mit anderen teilen kann, Leute dadurch inspirieren kann und ob diese Themen online überhaupt auf einen »Nerv« treffen.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Ein Tipp, den ich Leuten mit auf den Weg geben würde, die versuchen, sich online etwas aufzubauen, ist, wie wichtig es ist, von Anfang an klare Grenzen zu setzen. Als Content-Creator vermischen sich das Berufliche und das Private fast automatisch (je nach Nische natürlich) und es besteht die Gefahr, dass man rund um die Uhr arbeitet – ob es das Beantworten von Nachrichten, die Erstellung von Content, die Interaktion mit der Community oder das Nachdenken über neue Ideen ist. Es ist meiner Meinung nach so wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu setzen, um das Privatleben nicht zu vernachlässigen bzw. weiterhin bewusst erleben zu können.

Ein weiterer Tipp, den ich vermutlich am Anfang gerne bekommen hätte: sich von Zahlen nicht so verrückt machen zu lassen. Gerade am Anfang habe ich viel zu oft auf Likes, Follower und Reichweiten geschaut, anstatt mich konsequent auf die Inhalte zu konzentrieren. Ich musste auch erst lernen, dass der »wahre Erfolg« nicht immer in Zahlen messbar ist, sondern in der Qualität der Verbindung liegt, die man zu seiner Community aufbaut, und in meinem Fall auch in Erfolgserlebnissen, die meine Follower durch meinen Content erleben.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Ich denke, Empathie ist ein sehr wichtiger Punkt. Du kannst einfach keine echte Verbindung zu deiner Community aufbauen, wenn du dich nicht in andere hineinversetzen kannst und verstehst, was sie bewegt, was sie interessiert, wo ihre Probleme liegen und wie du echten Mehrwert bieten kannst.

Authentizität finde ich aber genauso wichtig, weil Menschen spüren, ob du wirklich hinter dem stehst, was du da erzählst, oder ob du nur eine Fassade aufrechterhältst. Dazu kommt noch ein superwichtiger Punkt: eine große Portion Durchhaltevermögen. Wenn man sich online eine Präsenz aufbauen möchte, muss man auch mit Rückschlägen rechnen. Nicht jeder Content performt. Nicht alles, was du planst, klappt, und manchmal floppen bestimmte Projekte auch komplett. Man muss lernen, sich davon nicht entmutigen zu lassen und trotzdem weiterzumachen. Ich kann mich noch an einige Leute erinnern, die 2020 mit mir zusammen Instagram angefangen haben und alle irgendwann aufgegeben haben – man hat nie wieder etwas von ihnen gehört. Das finde ich immer so schade.

Ich würde behaupten, wenn du eine coole Idee hast, echten Mehrwert bietest, die nötige Authentizität und Empathie besitzt und vor allem nicht aufgibst, wirst du es irgendwann schaffen, deinen Traum von diesem Job zu verwirklichen.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Educational-Branche?

Seit meinen Anfängen auf Instagram im Jahr 2020 habe ich beobachtet, dass die Educational-Content-Bubble immer und immer größer wird. Bildung und Social Media verschmelzen immer mehr miteinander. Und das finde ich super. Content Creator haben quasi die einmalige Möglichkeit, Wissen auf eine allgemein zugängliche und oft auch unterhaltsame Weise zu vermitteln. Gerade Plattformen wie TikTok oder Instagram eignen sich perfekt dazu, komplexe Inhalte in kurzen, ansprechenden Formaten aufzubereiten. Das spricht natürlich besonders junge Leute sehr an. Ich selbst befinde mich mit meinem Account ja auch in der Educational-Branche und sehe tagtäglich, wie toll es ist, Menschen durch kurze Clips oder spannende Grafiken Tipps zu vermitteln, die sie direkt in ihrem Alltag anwenden können – und auch, welche Erfolge sie alleine durch diesen Content erzielen können!

Was ich auf Instagram beobachten konnte, ist, dass mit dieser Art von Educational-Content auch Nischen abgedeckt werden, die im klassischen Bildungssystem so gut wie keine Beachtung finden. Egal, ob es um mentale Gesundheit, Zeitmanagement oder Persönlichkeitsentwicklung geht – ich würde sagen, fast jeder findet auf Social Media hilfreiche Tipps, um sich selbst weiterzubilden.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Definitiv lasse ich mich auch von anderen Influencern inspirieren – vor allem von denen, bei denen man sofort sieht, dass sie ihren Content mit Leidenschaft und Substanz erstellen. Man kann so unglaublich viel voneinander lernen und sich helfen, wenn man sich vernetzt – das kommt allen zugute.

Kritik ist ein heikles Thema. Anfangs hat mich wirklich jede negative Bemerkung ganz schön getroffen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich gelernt habe, Kritiken zu unterscheiden: Konstruktive Kritik ist wertvoll, auch wenn sie manchmal schmerzhaft ist, weil sie mir hilft, mich und meinen Content zu verbessern. Aber es gibt auch destruktive Kritik, die oft mehr über die Person aussagt, die sie äußert, als über mich. Heute versuche ich, solche Kommentare nicht mehr so persönlich zu nehmen – das gelingt nicht immer, aber immer öfter. Mein Mantra: Ich lege meinen Fokus auf die Menschen, die mir vertrauen und Unterstützung entgegenbringen und nicht auf die paar wenigen, die nur stören oder Frust ablassen wollen.

 

Bild: privat