Male Geers‘ Instagram-Account strahlt förmlich vor Optimismus: Mit ihren farbenfrohen Outfits und ihrem breiten Lächeln motiviert sie ihre über 200.000 Follower regelmäßig dazu, immer zuerst auf sich selbst und das eigene Wohlbefinden zu hören (@male.geers). Ihre große Lebensfreude kommt dabei nicht von irgendwoher – schließlich ist ihr Vorbild die selbstbewusste Pippi Langstrumpf! Uns hat Male im Interview außerdem verraten, wie ein so positiver Mensch mit Kritik umgeht und warum Individualität die größte Stärke eines Influencers ist.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Nach dem Abitur wollte ich eigentlich erstmal die Welt bereisen. Ich hatte mir so viele Träume ausgemalt: Rucksack packen, neue Kulturen entdecken und einfach das Leben genießen. Aber irgendwie kam alles anders. Während ich auf meine Pläne hingearbeitet habe, habe ich angefangen, mein Leben auf Social Media zu teilen – ganz ohne Hintergedanken, einfach, weil es mir Spaß gemacht hat und ich diese Momente festhalten wollte.
Eigentlich hat alles durch eine Verletzung angefangen, die mich dazu gezwungen hat, meine Reisepläne vorerst auf Eis zu legen. Und der Rest hat sich dann wie von selbst entwickelt – mit ganz vielen Zufällen. Witzigerweise wollte ich nach meiner Mobbing-Vorgeschichte eigentlich nie wieder im Fokus stehen. Spoiler: Das hat nicht so ganz funktioniert. (Manchmal muss ich darüber immer noch schmunzeln!)
Endgültig entschieden habe ich mich für diesen Weg dann im Dezember – mit einem klaren Ziel vor Augen: Ich wollte die Freundin sein, die mir damals gefehlt hat. In meinen dunkelsten Momenten hätte ich jemanden gebraucht, der mich daran erinnert, dass ich gut genug bin, so wie ich bin. Wenn ich heute auch nur einer einzigen Person dieses Gefühl geben kann, dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Und genau das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Das Wichtigste ist, nicht zu viel nach links und rechts zu schauen. Als ich mit Social Media angefangen habe, habe ich mir keinerlei Gedanken über Strategien oder Ähnliches gemacht. Ich habe einfach gepostet, was mich bewegt und beschäftigt hat. Das war völlig ungezwungen und echt. Über die Jahre hat sich das aber verändert – vor allem, als Social Media zu meinem Beruf wurde. Plötzlich lebte ich mit der ständigen Bewertung und habe irgendwann den Fokus auf mich selbst verloren. Ich habe mich ständig verglichen: Wer macht was? Wie macht er oder sie es? Was ist gerade im Trend? Das hat mich immer mehr davon abgehalten, einfach ich selbst zu sein.
Vor etwa einem Jahr habe ich dann alles umgestellt. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, wieder zu meinen Wurzeln zurückzukehren – und seither weiß ich, dass Individualität die größte Stärke ist. Niemand kann dich so machen, wie du bist.
Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt, dass Konsistenz extrem wichtig ist. Und manchmal braucht es Unterstützung, um das alles zu schaffen. Sich Hilfe zu holen – sei es in Form von Coaches oder einem guten Team – ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt, um langfristig gesund und authentisch zu bleiben.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Es gibt so viele Facetten, die einen erfolgreichen Influencer ausmachen, aber für mich sind Authentizität und Empathie die allerwichtigsten Eigenschaften. Menschen spüren, ob du echt bist, ob du hinter dem stehst, was du machst, und ob du dich wirklich für sie interessierst.
Außerdem braucht man eine große Portion Durchhaltevermögen und Geduld. Erfolg kommt nicht über Nacht und man muss bereit sein, konstant an sich zu arbeiten, selbst wenn es mal Rückschläge gibt. Kreativität ist natürlich auch ein Muss – immer wieder neue Ideen zu entwickeln und dabei seinem eigenen Stil treu zu bleiben, ist eine Herausforderung, die gleichzeitig aber unglaublich erfüllend sein kann.
Kommunikationsfähigkeit spielt ebenfalls eine riesige Rolle. Als Influencer trittst du mit deiner Community in den Dialog und das bedeutet, dass du nicht nur senden, sondern auch zuhören musst. Und dann gibt es da noch etwas, das oft unterschätzt wird: Selbstreflexion. Man steht unter ständiger Beobachtung und es ist wichtig, sich regelmäßig zu hinterfragen: Mache ich das noch aus den richtigen Gründen? Bin ich authentisch? Passt das, was ich poste, wirklich zu mir und meinen Werten?
Inwiefern beeinflussen Influencer die Lifestyle-Branche?
Ich glaube, Influencer beeinflussen die Lifestyle-Branche vor allem, weil sie so viel persönliche Inspiration bieten. Es ist faszinierend, wie viele unterschiedliche Lebensstile, Ideen und Perspektiven auf Social Media geteilt werden – das macht es so spannend.
Man kann durch Influencer neue Denkweisen kennenlernen, Rezepte ausprobieren, einen neuen Kleidungsstil entdecken oder sogar den Mut finden, Dinge anders anzugehen. Oft geht es nicht nur um Produkte, sondern um das Gefühl, das sie vermitteln: eine bestimmte Leichtigkeit, Kreativität oder vielleicht einfach die Motivation, den Alltag ein bisschen schöner zu gestalten. Für mich ist es immer wieder inspirierend zu sehen, wie Menschen ihre Leidenschaft in ihren Content einfließen lassen. Diese Echtheit schafft Verbindung – und manchmal reicht schon ein kleiner Impuls, um den eigenen Blickwinkel zu verändern oder etwas Neues auszuprobieren.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Absolut, ich lasse mich auch durch andere Influencer inspirieren! Social Media kann ein unglaublich heilsamer und inspirierender Ort sein, wenn man ihn richtig nutzt. Ich liebe es, neue Gedankenanstöße, kreative Ideen oder einfach positive Vibes von anderen aufzunehmen. Es ist schön zu sehen, wie Menschen ihre Erfahrungen, Geschichten und Perspektiven teilen – das kann so bereichernd sein.
Gleichzeitig habe ich auch Idole außerhalb von Social Media, die mich prägen – Menschen, die durch ihre Haltung, Werte oder ihr Engagement beeindrucken: als Beispiel Pippi Langstrumpf oder Frida Kahlo.
Was den Umgang mit Kritik angeht, ist das ein Prozess. Ich gehe damit nicht jeden Tag gleich um – und ich denke, das ist auch völlig okay. Mit der Zeit wird man lockerer, weil man versteht, dass Kritik oft mehr über den anderen als über einen selbst aussagt. Aber es gibt auch Tage, an denen mich Hassnachrichten oder negative Kommentare sehr treffen. Ich werde wohl nie verstehen, wie man so viel Hass verbreiten kann.
Mittlerweile habe ich jedoch für mich eine Antwort gefunden, die ich in solchen Momenten nutze – eine Antwort, die nie wirklich beantwortet wird, aber mit der ich mich sehr wohl fühle: »Ich wünsche dir so viel Liebe in deinem Leben, dass Hass nicht mehr deine Antwort sein muss.«
Bild: Katharina Weiss Fotografie