Mario Adorf wird 95 – viele Lebensjahre, die dennoch nicht von Langeweile geprägt waren. Mit einer Karriere, die sich über sieben Jahrzehnte erstreckt und mehr als 200 Film- und Fernsehrollen umfasst, hat der gebürtige Zürcher die deutsche Kulturlandschaft maßgeblich geprägt. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm bereits 1957 unter der Regie von Robert Siodmak in »Nachts, wenn der Teufel kam«, wofür er den Deutschen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller erhielt.
In den folgenden Jahrzehnten verkörperte Adorf eine Vielzahl unvergesslicher Charaktere, darunter den Schurken Santer in der »Winnetou«-Verfilmung von 1963 und den kleinbürgerlichen Alfred Matzerath in Volker Schlöndorffs »Die Blechtrommel« (1979) – der Film wurde mit der Goldenen Palme in Cannes und einem Oscar ausgezeichnet. Besondere Bekanntheit erlangte Adorf auch als skrupelloser Filmproduzent Haffenloher in Helmut Dietls Kultserie »Kir Royal« (1986) oder als Patriarch in Dieter Wedels Vierteiler »Der große Bellheim« (1992).
Neben seiner Arbeit in deutschen Produktionen war Adorf auch international erfolgreich. Er hätte eine Karriere in Hollywood fortsetzen können, blieb aber hier – er lehnte Rollenangebote etwa für »Der Pate« ab –, dennoch konnte er in all den Jahren unterschiedlichste Facetten zeigen. Neben der Schauspielerei engagierte sich Adorf auch im Theater, etwa als Mitinitiator der Nibelungen-Festspiele in Worms, wo er 2002 als Hagen von Tronje auf der Bühne stand. Sein literarisches Schaffen umfasst mehrere autobiographische Werke, darunter »Schauen Sie mal böse« (2015), in dem er episodenhaft aus seinem Leben erzählt.
Im Laufe seiner Karriere wurde Adorf mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Bayerischen Filmpreis und dem Deutschen Fernsehpreis. Mario Adorf blickt er auf ein Leben zurück, das von künstlerischer Hingabe und unerschöpflicher Neugier geprägt war. Sein Vermächtnis als Jahrhundertschauspieler bleibt in über 200 Filmen und unzähligen Theateraufführungen lebendig und erinnert daran, dass große Schauspielkunst zeitlos ist.
MK
Bild: IMAGO / Panama Pictures