Mathe – für viele ein rotes Tuch, für Daniel Jung eine Leidenschaft. Mit seinen Lernvideos begeistert er inzwischen hunderttausende Zuschauer und zeigt, dass Zahlen, Formeln und Gleichungen alles andere als langweilig sein müssen. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie aus einer Idee ein YouTube-Erfolg wurde und warum für ihn Geld und Reichweite nur Nebenprodukte sind.
Herr Jung, Sie haben mit Ihren Mathe-Videos Millionen erreicht. Was war für Sie persönlich der Moment, an dem aus Leidenschaft plötzlich Erfolg wurde?
Es gab nicht den einen Knall. Nach über zehn Jahren analoger Nachhilfe habe ich 2011 die ersten 5-Minuten-Videos hochgeladen – und dann konsequent weiterproduziert. Der »Erfolgsmoment« war eher eine Erkenntnis: Wenn du Lernlücken zur richtigen Zeit mit klaren Einheiten schließt, entsteht Vertrauen – und Reichweite folgt dem Nutzen. Der Rest war Handwerk: jeden Tag besser erklären, Feedback ernst nehmen, dranbleiben.
Viele verbinden Erfolg mit Geld oder Reichweite. Was bedeutet Erfolg für Sie – gerade in einem Bereich, der Bildung und Idealismus verbindet?
Erfolg ist für mich, Verständnis zu erzeugen. Wenn jemand schreibt: »Jetzt habe ich’s kapiert« – das ist die Währung. Geld und Reichweite sind Nebenprodukte von echtem Mehrwert und Vertrauen. Ich messe Erfolg daran, wie viele Menschen selbständig weiterlernen können – nicht daran, wie oft mein Name genannt wird.
Ihr Weg zeigt, dass man auch mit Wissen und Didaktik eine Marke aufbauen kann. Welche Prinzipien haben Ihnen geholfen, dauerhaft relevant zu bleiben?
Klarheit vor Komplexität. Inhalte so schneiden, dass sie findbar, kurz und verlässlich sind. Konsistenz schlägt Hype – lieber jede Woche Qualität als einmal im Jahr Feuerwerk. Lernen im öffentlichen Raum: Feedback integrieren, Fehler als Daten sehen, Formate iterieren. Und: Didaktik + Technologie – erst die Methode, dann das Tool.
Technologie verändert das Lernen rasant. Was braucht es, damit Bildung in Zukunft nicht nur digitaler, sondern auch menschlicher wird?
Indem wir KI als Sparringspartner, nicht als Ersatz nutzen. Maschinen helfen beim Finden, Strukturieren und Üben – Bedeutung, Werte, Motivation gibt der Mensch. Gute Bildung kombiniert drei Ebenen:
- Verstehen (Konzepte, Muster, Beweise)
- Anwendung (Aufgaben, Projekte)
- Begleitung (Coaching, Feedback, Haltung)
Digital first ist okay – menschlich geführt ist Pflicht.
Wenn Sie jungen Menschen, die etwas Eigenes starten wollen, einen Satz mitgeben könnten – was wäre Ihr wichtigster Rat aus unternehmerischer Sicht?
Starte klein, bleib klar, iteriere schnell. Baue etwas, das echte Probleme löst, sprich täglich mit Nutzern, miss Wirkung – nicht Eitelkeit. Dokumentiere deinen Prozess, teile Learnings, bleib freundlich hartnäckig. Und: Investiere jede freie Minute in das Wissen rund um KI – die Zeit ist jetzt!
Beitragsbild: Daniel Jung Media GmbH










