Kaum ein Künstler beherrscht den Spagat zwischen Schmuse-Hymne und Party-Hit so mühelos wie Bruno Mars. Mit seiner souligen Stimme und einer selbstbewussten Bühnenpräsenz, die irgendwo zwischen seinen großen Vorbildern Michael Jackson und Prince angesiedelt ist, hat er sich weltweit eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Dabei begann alles ganz klein: mit einem Elvis-Kostüm, einer hawaiianischen Bühne und einem Mikrofon, das er nie wieder aus der Hand geben wollte. Doch wer ist der Mann, der heute die Grammy-Bühne rockt, Spotify-Rekorde bricht – und beweist, dass man mit einer ordentlichen Portion Charme alles erreichen kann?
Außerirdisch gut
Bruno Mars wurde am 8. Oktober 1985 auf Hawaii geboren – jedoch unter einem ganz anderen Namen: Peter Gene Hernandez. Den Spitznamen »Bruno« verdankte er seinem Vater: Der junge Peter erinnerte ihn an den Wrestler Bruno Sammartino – angeblich wegen seiner stämmigen Statur als Kleinkind. Und der Zusatz »Mars«? Auch dafür lieferte der Sänger und Songwriter in einem Interview mit Rap-Up eine selbstbewusste Erklärung: »Viele Mädchen sagen, ich sei nicht von dieser Welt, also dachte ich, dann komme ich eben vom Mars.«
Das Showbusiness und Selbstbewusstsein liegen ihm eben im Blut: Der Künstler mit den puerto-ricanischen und philippinischen Wurzeln trat bereits im Alter von vier Jahren mit seiner achtköpfigen Familie auf Hawaii auf. Mit der Familien-Band »Love Notes« begeisterte er als »Little Elvis« die Massen. Es war jedoch nie sein großer Traum, berühmt zu werden, erzählte er 2016 im Interview mit der Berliner Morgenpost – er wollte einfach nur singen: »Ich bin süchtig danach, ein
Mikrofon in der Hand zu halten und in einem Raum voller Leute die Stimme zu heben. Das Gefühl, die Menschen zum Tanzen und zum Spaß haben zu bringen, ist für mich ein sehr starkes, euphorisierendes Gefühl. Als Kind war ich glücklich, wenn die Leute für mich klatschten. Und wenn die Mädchen mich anlächelten.«
Doch das Leben war nicht immer glamourös. Nachdem sich seine Eltern scheiden ließen, lebte er zusammen mit seinem Bruder und Vater nach eigener Aussage an Orten, »an denen wir nie hätten bleiben sollen« – dazu zählten Dächer, Auto-Rücksitze und ein geschlossener Tierpark. Doch für den damals Zwölfjährigen reichte das völlig aus: »Wir hatten einander und es fühlte sich nie an, als wäre es das Ende der Welt«, erzählte Mars in der Sendung 60 Minutes Sunday.
Im Hintergrund
Mit 17 Jahren beendete der Nachwuchssänger die Schule und zog für seine musikalische Karriere nach Los Angeles. Dort wurde er 2004 beim Label Motown unter Vertrag genommen, die Zusammenarbeit war jedoch nicht einfach, erklärte Mars in 60 Minutes Sunday: »Es war so: ›Er ist nicht schwarz genug. Er ist nicht weiß genug. Er hat einen lateinischen Nachnamen, aber er spricht kein Spanisch. Wem verkaufen wir das? Machst du Urban Music? Machst du Popmusik? Was für Musik machst du?‹«
Ein Jahr später wechselte er zu »Westside Independent« – ein Wendepunkt: Hier traf Mars den Musiker, Songwriter und späteres Band-Mitglied Philip Lawrence, mit dem er das Songwriting- und Produktionsteam The Smeezingtons gründete. Später kam Produzent Ari Levine hinzu und gemeinsam schrieben sie Songs für Stars wie Flo Rida, Adam Levine, Menudo oder die Sugababes. Seine Songtexte kommen jedoch nie geplant, gibt er 2015 in einem Interview mit dem Magazin The Beijinger zu: »Die Inspiration kommt immer unerwartet: im Flugzeug, unterwegs oder kurz vor dem Schlafengehen. Mir kommt plötzlich eine Idee, und manchmal schaffe ich es schon am nächsten Tag, sie in einen Text umzusetzen.«
Endlich auch auf der Bühne
Doch unter eigenem Namen Musik veröffentlichen? Das erwies sich schwieriger als gedacht, wie er dem Medium The Standard erklärte: »Ich habe wirklich nicht verstanden, warum ich so oft abgelehnt wurde.« Der Grund für viele Musik-Label: Er sei einfach kein Star. Sowohl B.o.B. als auch Travie McCoy gaben ihm schlussendlich eine Chance: Bei den Songs »Nothin‘ on You« und »Billionäre« durfte er nicht nur seine Stimme zeigen, sondern auch sein Talent für Nummer-1-Hits.
Mit seinem Debütalbum »Doo-Wops & Hooligans« und Hits wie »Just the Way You Are« und »Grenade« gelang ihm 2010 schließlich der internationale Durchbruch. Erstgenannter Song brachte ihm sogar seinen ersten Grammy für die »Best Male Vocal Performance« ein. Weitere Nominierungen folgten, auch für »Nothin’ on You« und seine Arbeit an CeeLo Greens »Fuck You«. 2013 kehrte Bruno Mars mit »Locked Out of Heaven« auf die Grammy-Bühne zurück und ein Jahr später wurde er erneut ausgezeichnet, diesmal für das beste Pop-Gesangsalbum. Der nächste Meilenstein: der 48. Super Bowl. Seine Halbzeitshow wurde mit über 115 Millionen Zuschauern die zu dem Zeitpunkt erfolgreichste der Super-Bowl-Geschichte – ein guter Grund für die Veranstalter also, den Sänger auch für den 50. Super Bowl noch einmal ins Stadion zu holen.
Liebe und Party
Mit Mark Ronson und »Uptown Funk« sammelte Mars von 2015 bis 2016 erneut Erfolge – zwei Grammys inklusive. Und auch nach der Veröffentlichung seines dritten Albums »24K Magic« regnete es weitere Auszeichnungen: insgesamt sechs Grammys, darunter »Album des Jahres« und »Song des Jahres« für die gleichnamige Leadsingle. Thematisch blieb Mars sich auch bei diesem Album treu: Liebe. Und Sex. »Für mich dreht sich Musik zu 95 Prozent um Liebe. Deshalb haben Höhlenmenschen Steine geschlagen, um alle ans Feuer zu locken und ihnen ein sexy Gefühl zu geben. Es ist genau das gleiche Prinzip: Leute auf die Tanzfläche bringen, die Mädchen zum Lächeln bringen«, erklärte Mars 2016 im Gespräch mit NME seine Musik.
Das Motto »Sex sells« gilt eben auch im Musik-Business: Während seine erste Tour zu »Doo-Wops & Hooligans« nicht einmal eine Million US-Dollar einnahm, waren es bei seiner zweiten »Moonshine Jungle Tour« schon 156,4 Millionen US-Dollar – gerade einmal zwei Jahre später. Die »24K Magic World Tour« toppte das noch und erreichte von 2017 bis 2018 Einnahmen von über 300 Millionen US-Dollar. Damit schaffte es Mars 2018 auf Platz elf der Forbes-Liste der bestverdienenden Prominenten.
2021 folgte ein neues Kapitel: Mit Rapper Anderson .Paak gründete Mars das Duo Silk Sonic und ihr Debütalbum »An Evening with Silk Sonic« wurde ein voller Erfolg. Dank »Leave the Door Open« konnte Mars außerdem die Grammy Awards Nummer zwölf bis 15 in seinen Trophäenschrank stellen.
Mit Lady Gaga und Rosé zum Streaming-Rekord
In den letzten Monaten überraschte Mars dann mit gleich drei Kollaborationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zusammen mit Lady Gaga sang er über die große Liebe in »Die With a Smile« und räumte seinen bisher letzten Grammy-Award ab, mit der K-Pop-Sängerin Rosé feierte er das Trinkspiel »APT.« und mit Sexyy Red rappte er – zur großen Überraschung seiner Fans – zu »Fat Juicy & Wet« anzüglich über »that good kitty-kitty«. Während die ersten beiden Songs auf Spotify jeweils in Rekordzeit die Milliardenmarke knackten, setzte Mars mit einer weiteren Bestmarke noch einen drauf: Als erster Künstler erreichte er mit seinen Hits über 150 Millionen monatliche Hörer auf der Plattform.
Ob als »Little Elvis« auf hawaiianischen Bühnen, Grammy-Magnet oder als musikalischer Charmeur vom Mars – der Sänger und Songwriter hat sich längst einen festen Platz im Pop-Universum gesichert. Seine Musik lässt Herzen höherschlagen und Streamingzahlen explodieren. Bruno Mars bleibt jedoch gleichzeitig unberechenbar – sowohl bei seinen Gesangspartnern als auch thematisch. Mal liefert er große Liebesballaden mit Gänsehautgarantie, mal den Soundtrack für durchtanzte, sündhaft schöne Nächte. Und eines ist sicher: Irgendwo da draußen wartet schon der nächste außerirdisch gute Hit auf ihn.
Beitragsbild: IMAGO / ZUMA Press Wire










