Rilke

Rilke: Ein Jahrhundertdichter wird 150 – Warum sogar Lady Gaga ihn verehrt

Am 4. Dezember 2025 hätte Rainer Maria Rilke seinen 150. Geburtstag gefeiert. Geboren 1875 in Prag, gehört er zu den prägendsten Stimmen der modernen Lyrik. Seine Werke – von den „Duineser Elegien“ bis zu den „Sonetten an Orpheus“ – kreisen um existenzielle Fragen, um Stille, Innerlichkeit, Mut zur Wahrheit und den Versuch, Leben und Kunst untrennbar miteinander zu denken.

Rilke war kein Dichter des Lärms. Er war ein Suchender. Seine Kindheit in Prag, die ungeliebte militärische Erziehung, seine Reisen und Selbstzweifel prägten einen Autor, der wie kaum ein anderer innere Landschaften vermessen konnte. Und genau deshalb wirkt er bis heute – vielleicht gerade heute.

Denn Rilke erlebt eine erstaunliche Renaissance. Seine Worte berühren heute wieder Millionen. Nicht als musealer Klassiker, sondern als Stimme, die die Menschen wirklich erreicht, die in ihrer eigenen Tiefe ernst genommen werden wollen. Seine Gedichte kursieren millionenfach auf Social Media, junge Leser entdecken ihn neu und die Popkultur greift seine Worte auf.

Ein besonders aufsehenerregendes Beispiel: Lady Gaga ließ sich ein Rilke-Zitat auf den Oberarm tätowieren – »confess to yourself« aus »Briefe an einen jungen Dichter«. Ein Statement, das zeigt, wie weit Rilkes Sprache heute reicht: bis in die globale Popkultur, bis in die Körper von Ikonen, die für eine ganze Generation sprechen. Sein Werk lebt und es wirkt.

Für unsere Zeit, die oft laut, fragmentiert und rastlos ist, taugt Rilke als Gegenpol. Er erinnert daran, dass Erfolg nicht immer Geschwindigkeit oder Sichtbarkeit bedeutet, sondern Tiefe, Bewusstsein, Wahrhaftigkeit. Dass jede Veränderung innen beginnt. Dass es Mut braucht, sich der eigenen Seele zuzuwenden.

Rilkes 150. Geburtstag ist deshalb mehr als ein literarisches Jubiläum. Es ist eine Einladung. Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Und ein leises Versprechen, dass Worte über ein Jahrhundert hinweg Menschen erreichen können, über Ländergrenzen, Medienformen und Lebensrealitäten hinweg.

Vielleicht ist das Rilkes eigentlicher Erfolg: dass er uns selbst 150 Jahre später noch lehrt, was es heißt, ein Mensch zu sein.

Beitragsbild: IMAGO / Heritage Images