„Risiko nicht bestrafen sondern letztlich belohnen.“
Karl-Theodor zu Guttenberg rät in seinem Interview mit Julien Backhaus zu einem offeneren Umgang mit Risikokapital.
Die USA sind ja der Vorreiter was Startups, Fintecs und Digitalisierung angeht. Sie haben ja selbst einige Jahre dort verbracht und sind ab und zu wieder in Deutschland. Wie ist der Vergleich, wie ist ihr Fazit, wie ist Deutschland aufgestellt?
Deutschland befindet sich auf dem Weg in dieser Sparte nicht nur Fuß zu fassen sondern tatsächlich auch ein echter Bewerber zu werden. Allerdings sind wir von den Dingen, die man in den USA vorfindet teilweise noch Lichtjahre entfernt. Aber es gibt eine hoch interessante Szene in einigen Städten hier. Ich würde das nicht nur an Berlin festmachen. Was fehlt ist die Kombination zwischen Spitzenforschung auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Verbindung mit entsprechenden notwendigen Kapitalmitteln und innovativen Köpfen.
Was müsste die Politik denn tun, damit es in Deutschland etwas schneller voran geht?
Risiko nicht bestrafen sondern letztlich belohnen. Das äußert sich in vielen Dingen, etwa wie man Risikokapital gestaltet, ob man denen irgendwelche Hindernisse zwischen die Beine wirft oder ob man da auch wettbewerbsfähig ist. Und ob man jungen Unternehmern, die auf die Schnauze gefallen sind, nochmal eine zweite, eine dritte, eine vierte Chance gibt, wenn sie gut und begabt sind.
Sie haben sich ja selbst mal beim Thema Neues Geld engagiert. Bekommen die Banken der Welt gerade starke Konkurrenz durch Fintecs?
Es ist interessant zu sehen wie die Banken sich derzeit aufstellen bei den Themenkomplexen Cryptocurrencies aber ganz besonders bei der sogenannten ,,Blockchain“, die Transaktionen in einer völlig neuen Art und Weise gestaltet und den klassischen Mittler ,,Intermediary“ als solches obsolet erscheinen lässt. Jetzt gibt es einige, die mit Vehemenz bekämpfen aber mehr und mehr Banken sagen, lasst uns die Umarmungsstrategie fahren, lass uns selbst investieren. Lasst uns im Grunde sehen, ob wir möglicherweise damit Geld sparen können. Und da sind jetzt auch viele europäische Banken auf den Punkt gekommen, das zu tun.
Was Cryptocurrencies angeht sind die Zweifel bei vielen eher gewachsen. Ich gehöre auch zu denen die sagen, da muss noch mehr geleistet werden bis sich das wirklich in der Form durchsetzt wie einige Träumer das gerne hätten.
Wir sind natürlich auch neugierig, was in ihrem eigenen Unternehmen so passiert. Das haben Sie ja vor einiger Zeit gegründet und sind damit sehr erfolgreich. Nur in den USA oder auch in anderen Ländern?
Wir sind weltweit unterwegs. Wir sind zum einen aktive Investoren, aber insbesondere auch beratend tätig. Manchmal kombinieren wir das auch, dass wir junge Unternehmen beraten und gleichzeitig auch gegen Equity einsteigen, die nächste Runde investieren und wir schauen auf Qualität. Das ist nicht an Grenzen gebunden, das kann in Israel sein, das kann in Deutschland sein, das kann in den USA oder auch in Singapur sein. Wir haben festgestellt, dass unsere Beratungsleistung sehr gefragt ist aber gleichzeitig ist auch immer jemand gefragt, der bereit ist, etwas zu investieren oder einen Fond aufzulegen.
Erzählen Sie mal aus dem Nähkästchen. Haben Sie ein Lieblingsprojekt gehabt in den letzten Jahren?
Das Lieblingsprojekt ist immer das, das mir nicht den Schlaf raubt.
Verleger Julien Backhaus sprach mit dem ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Spitzberg Partners) am Rande der hub conference in Berlin.
Titelbild: Kai Mörk, Interview-Bild: WTV