Anna-Maria Bartl zeigt auf ihrem Instagram-Account nicht nur Ausschnitte aus ihrem Leben mit ihrem Mann und ihren drei Kindern, sondern auch, wie wichtig es ist, sich selbst mit all seinen Makeln zu akzeptieren. Ihre rund 209.000 Followern lieben sie für ihre Ehrlichkeit und sehen ihr regelmäßig dabei zu, wie sie ihren Alltag oder auch ihre Arbeit als Mitgründerin der Agentur »LIME GARDEN Entertainment« meistert (@annamaria.bartl). Uns hat Anna-Maria im Interview verraten, warum sie sich lieber selbstständig machte als im Familienunternehmen zu arbeiten und wie sie persönlich mit Hatern umgeht.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Tatsächlich war meine originäre Motivation, Influencer zu werden, nicht existent. Ich hatte einen kleinen, privaten Instagram-Account, als ich noch bei uns im Familienunternehmen gearbeitet habe. Wir hatten einen Webshop – bzw. waren gerade im Aufbau – mit der firmeneigenen Premium-Marke Diamonfire. Um den Webshop bekannter zu machen, habe ich mir gedacht, dass es eine gute Idee wäre, meine private Reichweite einfach ein bisschen aufzubauen, um somit den Traffic auch auf die firmeneigene Präsenz zu lenken. Es ist ja meistens so, dass, wenn man privaten und beruflichen Content einfach kombiniert, das Interesse stärker geweckt ist, als wenn man rein werblichen Content liefert. Und so habe ich einfach versucht, meine private Reichweite aufzubauen und damit auch unseren eigenen Webshop zu pushen.
Und tatsächlich kam ich dann zu diesem Berufszweig, weil natürlich mit steigender privater Reichweite dann auch die ersten Kooperationsanfragen ins Haus getrudelt sind. So bin ich mehr oder weniger in dieses Metier reingeschlittert und dann habe ich gemerkt, dass ich in diesem Berufszweig all meine persönlichen Vorlieben und auch meine persönlichen Stärken ausleben und meine Kreativität komplett entfalten kann, was teilweise im firmeneigenen Unternehmen nicht möglich war. Das kam logischerweise von meinen Eltern. Das Unternehmen wurde von meinem Papa aufgebaut und er war da auch immer irgendwo richtungs- und wegweisend und wollte den Ton angeben. Da war man doch immer so ein bisschen in Bahnen gefangen. Bei Instagram konnte ich aber einfach schalten und walten, wie ich wollte. Ich habe mich kreativ ausgelebt, den Austausch mit der Community extrem geschätzt und es schon seit jeher geliebt, Menschen auf unterschiedlichste und vielfältigste Art und Weise zu inspirieren.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Der wichtigste Tipp, den mir jemand hätte geben sollen: Zieh dein eigenes Ding durch. Vergleich dich nicht. Schau nicht zu sehr nach rechts und links, weil natürlich ist die Social-Media-Branche sehr vielfältig, facettenreich und divers. Da ist genug vom Kuchen da, damit jeder ein Stückchen abhaben kann. Um es jetzt einfach mal plakativ zu sagen: Man kann und soll teilen, weil sharing is caring. Man muss seiner Linie treu bleiben. Es gibt andere tolle Accounts, die tollen Content machen, aber man muss nicht versuchen, alle Sparten und alle Bereiche abzudecken, sondern soll sich auf das konzentrieren, wo man sich selbst wohlfühlt, was man selbst gut kann und wo man zu 100 Prozent dahintersteht.
Und das Allerwichtigste dabei ist, man selbst zu bleiben, sich selbst treu zu bleiben und authentisch zu sein. Und – ich sag’s mal ganz überschritten – nicht seine Seele zu verkaufen, auch gerade was Kooperationen angeht, was ich, Gott sei Dank, noch nie gemacht habe. Das musste ich aber schon bei anderen beobachten, was natürlich auf die komplette Bubble einen negativen Schatten wirft. Dass manche Creator einfach wirklich alles mitnehmen, um Geld zu verdienen, aber somit die Community enttäuschen und natürlich auch ihren Followern teilweise etwas vorgaukeln. Das ist was, bei dem ich mir immer schon gesagt habe, dass ich das nicht möchte. Ich möchte das Leben authentisch widerspiegeln. Natürlich zeigt man gerne die schönen Seiten, aber es ist auch okay, negative Dinge anzusprechen und es ist teilweise sogar gut, Tabus anzusprechen und die Community in die Facetten des Lebens mit reinzunehmen, die vielleicht nicht immer ganz so positiv sind. Der Alltag besteht nicht nur aus schönen Seiten, sondern auch aus Schattenseiten. Und die einfach authentisch zu teilen, das ist super wichtig.
Und ein letzter Punkt ist, dass man ein dickes Fell braucht und dass Hate und Kritik nicht immer etwas mit einem selbst zu tun haben, sondern einfach auch mit dem Frust und der Unzufriedenheit anderer Menschen. Man sollte sich dadurch nicht so sehr verunsichern lassen, dass man an sich selbst und seinem Wert und seiner Performance zweifelt.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Das ist tatsächlich gar nicht so leicht zu beantworten, weil die Felder, in denen sich Influencer oder Creator bewegen, so facettenreich sind. Deswegen muss je nach Nische ein anderer Fokus gesetzt werden.
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man authentisch und kreativ ist und dass man irgendwie versucht, die Plattform zu nutzen, um Menschen was mitzugeben und sie zu inspirieren, zu motivieren, ihnen Mut zuzusprechen, und dass man die Plattform nicht als reine Werbeplattform sieht. Natürlich ist es wichtig, auch auf sich selbst zu schauen, wenn man das als Vollzeitberuf ausübt.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Lifestyle-Branche?
Natürlich haben Content Creator oder Influencer einen gewissen Einfluss auf andere Menschen – auf Zielgruppen, Käuferschichten und so weiter. Natürlich sind sie auch in gewisser Weise meinungsbildend, gerade in Bezug auf jüngere Menschen, die teilweise auch konsumieren, um sich beraten zu lassen oder um Inspiration zu suchen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass man mit Vorbildfunktion und mit Bedacht Content ausspielt, weil man eben eine so große Reichweite hat.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?
Ich lasse mich von anderen Creatorn beeinflussen bzw. ich hole mir auch Inspiration – gerade in Bezug auf die Themengebiete, wo ich selbst weiß, dass ich in meinem Daily Business oder in meinem Alltag auch Struggles habe. Deswegen folge ich super gerne Accounts, die einfach auch viel Content zu den Themen positives Mindset, Motivation oder Selbstliebe ausspielen. Aber auch wenn es um etwas banalere Themen geht, wie Haus- oder Garten-Inspiration, folge ich gerne Accounts, die das einfach schwerpunktmäßig thematisieren.
Von daher: Ja, ich lasse mich da auch gerne mal beeinflussen. Ich sage auch immer von mir selbst gerne »Ich war mal wieder Opfer von Instagram«, weil ich irgendwas gesehen habe, bei dem ich gesagt habe »Okay, das finde ich so cool, das muss ich haben«. Aber wirkliche »Idole« habe ich nicht. Es gibt aber definitiv Menschen, die ich inspirierend finde, die ich bewundere für die Art und Weise, wie kreativ sie sind, wie toll sie mit manchen Themen umgehen oder wie authentisch sie einfach ihre Community mitnehmen.
Wie gehst du mit Kritik um?
Das ist sehr unterschiedlich und sehr von meiner Tagesform abhängig. Prinzipiell habe ich gelernt, mit Kritik umzugehen, und kann auch mittlerweile ganz gut filtern, ob es sich um konstruktive Kritik handelt oder um Kritik, die mich einfach nur verletzen soll – das findet man natürlich auch.
Ich bin super offen für Kritik, weil oftmals ist man ja auch in seiner Bubble drin und hat seine Scheuklappen auf. Zu manchen Themen hat man also einfach eine zu eingefahrene Meinung, um sich wirklich objektiv dazu zu äußern. Aber wenn es um Themen geht, bei denen Menschen einfach nur offensichtlich verletzen wollen, unter die Gürtellinie schießen oder beleidigend sind, dann blockiere ich die sofort. Da gebe ich mir auch nicht mehr die Mühe, mich da zu rechtfertigen oder die Menschen »bekehren« zu wollen, weil ich verstanden habe: Wenn Menschen irgendwas an mir stört – sei es meine Art zu leben, meine Aussprache oder wie ich mich präsentiere – dann kann ich machen, was ich will. Ich kann mich buchstäblich auf den Kopf stellen – diese Menschen werde ich nicht mehr ändern oder werde ich nicht mehr davon überzeugen, mich zu mögen. Und das ist auch vollkommen okay, weil man es nie allen recht machen kann und man muss auch nicht allen gefallen. Es ist wichtig, dass man sich um die Menschen bemüht, von denen man weiß, dass die hinter einem stehen und dass die einen mögen, und dass die bei einem bleiben.
Aber ich sag mal »haters gonna hate«. In dem Hinblick werden die blockiert. Meistens schreibe ich ihnen noch eine besonders nette Nachricht zurück, einfach um ihnen zu zeigen, wie sie sich gerade verhalten oder wie sie gerade mit Menschen umgehen. Aber für mich wird das einfach ganz großgeschrieben: Empathie und vor allem eine respektvolle und eine wertschätzende Kommunikation und ein respektvoller Umgang miteinander – sowohl auf meiner Plattform als auch generell. Deswegen appelliere ich da auch öfters an die Community: Seid nett zueinander. Don’t judge a book by its cover. Ihr seht nie komplett hinter die Kulissen von jemandem. Ihr seht maximal – wenn die Story komplett vollgeballert ist – 15 oder 30 Minuten vom kompletten Tag eines Menschen. Ihr wisst nicht, was sich vielleicht noch hinter den Kulissen abspielt, welche Kämpfe ein Mensch intern austrägt. Deswegen versucht empathisch zu sein, versucht nicht vorschnell zu urteilen.
Ich versuche Kritik weitestgehend an mir abprallen zu lassen – zumindest den Hass und die negative Kritik, die boshaft ist. Aber auch das gelingt mir manchmal nicht so gut und geht mir dann auch sehr nah, weil ich generell ein sehr feinfühliger und hochsensibler Mensch bin und es mir daher nicht immer so leichtfällt, damit umzugehen.
Bild: Anna-Maria Bartl