Bastian Kunkel hat zusammen mit seinem Team im Jahr 2016 die Versicherungsberatung »Versicherungen mit Kopf« aufgebaut. Zuerst werden nur auf YouTube Erklärvideos hochgeladen, später folgen auch Podcasts und Plattformen wie Instagram und TikTok, um Laien das Fachchinesisch der Versicherungs-Branche zu übersetzen. Mittlerweile ist Bastian sogar Spiegel-Bestseller-Autor. Auch »Versicherungen mit Kopf« ist auf YouTube (@VersicherungenmitKopf), Instagram und TikTok auf Platz 1 der deutschen Versicherungskanäle. Uns hat er im Interview verraten, wie er sich von Arnold Schwarzenegger inspirieren lässt und wo die Schattenseiten von Social Media liegen.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Tatsächlich gab es den Beruf »Influencer« 2016 noch gar nicht, als ich mit Social Media – im Speziellen mit YouTube – angefangen habe. Meine Motivation war und ist es auch bis heute nie gewesen, irgendwie berühmt zu werden. Das dürfte bei den meisten Menschen, welchen diesen vermeintlichen Traumjob anstreben, der Fall sein. Vor noch wenigen Jahren konntest du nur als Schauspieler oder Musiker eine wirklich große Berühmtheit erlangen. Durch Instagram, YouTube und vor allem TikTok hat nun jeder diese Möglichkeit durch das Smartphone jederzeit griffbereit in der Hosentasche. Das ist schon irgendwie verrückt.
Meine Motivation war es, einen Weg zu finden, welcher mir, beziehungsweise mit uns, Kunden für unsere Beratungsdienstleistung gewinnen kann. Die klassische Kaltakquise in der Versicherungsbranche war nicht nur unglaublich zeit- und nervenaufreibend, sondern auch wenig effizient. Wo sind die Menschen, welche von sich aus schon bewusst erkannt haben, dass Versicherungen wichtig sind und dass man sich hier auch von einem entsprechenden Experten beraten lassen sollte? Und die zweite Frage war sofort danach: Wie finden diese Menschen mich (heute uns)?
Das war dann der Start von meinem YouTube-Kanal »Versicherungen mit Kopf«. Instagram und TikTok folgten dann entsprechend. Auf allen Plattformen haben wir heute die größten B2C-Versicherungs-Kanäle und erreichen monatlich Millionen von Menschen – und gewinnen genau darüber unsere Kunden für unsere Beratungsdienstleistung als Versicherungsmakler. Und plötzlich war ich eben auch »Influencer«. Aber tatsächlich hatte ich diesen Beruf nie als ursprüngliches Ziel.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Eine Sache, die ich heute auch vor allem an junge Menschen weitergebe, ist, dass Social Media extrem düstere Schattenseiten hat. Social Media bringt durch die große Anonymität, also keine Klarnamen oder keine echten Profilbilder, das wirklich hässlichste in den Menschen hervor. Wildfremde Menschen greifen dich in Kommentaren an, machen sich über dich lustig, provozieren dich oder beleidigen dich. Sowas muss man erstmal einsortieren und auch emotional verarbeiten können! Viele junge Menschen werden dies aber nicht können und fallen dann in Selbstzweifel, Depressionen oder noch schlimmer. Und nein, dies ist nicht übertrieben. Es ist wirklich dramatisch, wie sehr sich bereits junge Menschen darüber identifizieren, wie viele Likes ein Post oder wie viele Aufrufe ein Video bekommen hat. Wenige Likes oder Aufrufe bedeutet in deren Welt sofort, dass du nichts wert bist, beziehungsweise, dass sich niemand für dich interessiert. Dies ist eine dramatische Entwicklung, welche viel mehr diskutiert werden muss.
Grundsätzlich relevant für den Erfolg auf Social Media ist eine extreme Beharrlichkeit und Konsistenz. Auch wenn es immer so aussieht, so sind doch die wenigsten über Nacht auf Social Media erfolgreich geworden. Es braucht einen langen Atem, viel Durchhaltevermögen, Disziplin und das Bewusstsein, dass du erstmal ausschließlich scheitern wirst. Der Erfolg liegt auch hier meist in den Dingen, welche die meisten Menschen nicht bereit sind zu tun, welche aber unabdingbar sind für den (langfristigen) Erfolg.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Anschließend an die vorherige Frage ist es in meinen Augen enorm wichtig, dass man sehr schnell lernt, eine Distanz zu Likes, Followern und Co. aufzubauen. Du bist nicht deine Follower-Zahl! Likes bestimmen nicht deinen Wert als Mensch! Resilienz ist ebenfalls enorm wichtig. Für mich war die Einstellung, dass es mir egal sein muss, was andere über mich denken oder kommentieren, solange ich gute Inhalte veröffentliche, sehr hilfreich. Oder auch in anderen – politisch nicht gerade korrekten – Worten: Wenn du nicht auch selbst jeden Tag neben mir in der Social-Media-Arena stehst und online mehrfach »auf die Fresse bekommst«, dann interessiert mich deine Meinung zu meinen Inhalten einen feuchten Kehricht.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Finanzbranche?
Dies selbst zu beurteilen, ist natürlich sehr schwer. Das Feedback, das ich allerdings aus der Branche bekomme, ist wirklich enorm positiv. Es gibt Menschen, die mir schreiben, dass sie wegen meiner Videos den Beruf des Versicherungsvermittlers gewählt haben, oder Kollegen und Kolleginnen, die meine Videos ihren Kunden weiterschicken. Das ist schon enorm erfüllend für mich als Mensch. »Es braucht mehr ›Leuchttürme‹ für die Branche wie dich«, hat auch mal ein Vorstand gesagt. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch viele »Influencer«, welche irgendwelchen Blödsinn zu Versicherungen auf Social Media erzählen und damit die Menschen maximal verunsichern. Hier muss es auch endlich mal ein Durchgreifen von BaFin und Co. geben. Influencer ohne echte Ahnung können einfach so irgendwelche Finanzempfehlungen aussprechen, ohne dafür haften zu müssen. Wir als zertifizierte Versicherungsmakler mit entsprechender Expertise haften dagegen für unsere Empfehlungen. Hier passt offensichtlich was nicht.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Meine Einstellung zu Influencern ist wirklich sehr gemischt. Ich kenne einige, die wirklich einen guten Job machen, Menschen aufklären und sich auch ihrer Verantwortung, welche einfach mit einer gewissen Reichweite auf Social Media kommt, bewusst sind. Andere wiederum nutzen diese Reichweite und die Gutgläubigkeit der Follower schamlos aus, um irgendwelche Produkte zu verkaufen, welche eigentlich nicht wirklich gut sind, man dafür aber richtig gut Kohle bekommen hat.
Beeinflussen lasse ich mich somit in meiner Arbeit nicht von anderen Influencern, schätze aber den wertvollen Austausch mit einigen davon, was wir auch regelmäßig machen. Dort sprechen wir dann auch über den Umgang z.B. mit Kritik. Denn nur ein anderer Influencer kann da einen auch selbst verstehen und weiß genau, was der oder die andere gerade durchmacht. Aber wie bereits erwähnt, nehme ich nur die Kritik ernst, welche von entweder mir wichtigen Menschen kommt oder von Menschen, welche sich ebenfalls tagtäglich im Social Media Game behaupten müssen. Idole habe ich nicht wirklich, orientiere mich aber zum Beispiel stark an den »6 Rules of Success« von Arnold Schwarzenegger. Vor allem »break some rules« ist hier einer meiner liebsten Ansätze.
Bild: Artur Derr