Catharina Junge: »Social-Media-Erfolg ist ein Marathon, kein Sprint«

Catharina Junge: »Social-Media-Erfolg ist ein Marathon, kein Sprint«

Catharina Junge ist auf Instagram als »dekokrams« bekannt, ihre DIY-Dekorationen und IKEA-Hacks sind für ihre rund 616.000 Follower jedoch sehr viel mehr als »Krams« (@dekokrams). Mit ihren kreativen Projekten konnte sie sogar schon ein eigenes Buch mit dem Titel »Feelgood-DIYs« füllen. Uns hat Catharina im Interview verraten, welche starken Frauen sie als ihre Vorbilder sieht und warum es beim Posten viel mehr auf die eigene Handschrift als auf pure Quantität ankommt.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Ehrlich gesagt war es kein geplanter Karriereschritt, sondern reiner Zufall. Während meiner Elternzeit habe ich angefangen, bei Instagram Bilder unserer Wohnung zu teilen. Das war im Januar 2020 während des ersten Lockdowns. Wie so viele andere habe ich während dieser Zeit unsere vier Wände so schön wie möglich gestaltet – da diese während der Pandemie ja plötzlich zum Lebensmittelpunkt wurden. Zudem war es ein kleines kreatives Ventil für mich, von dem anfangs niemand etwas wusste. Doch irgendwann kamen immer mehr Follower und ich konnte es nicht länger geheim halten. Zunächst führte ich den Account neben meinem Job als Controllerin bis ich merkte: Das eröffnet sich gerade eine Chance. Also habe ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt – ein Schritt, der mein Leben komplett verändert hat.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Am Anfang hörte ich ständig: »Poste so oft wie möglich, nur so wächst du.« Doch ich habe schnell gelernt, dass Quantität nicht alles ist. Für mich zählt Qualität – Ideen, die meine Handschrift tragen und nicht schon hundertmal im Feed auftauchten.

Mein größtes Aha-Erlebnis: Die Menschen wollen nicht nur schöne Bilder sehen – sie wollen dich sehen. Jahrelang blieb ich hinter der Kamera, unsichtbar. Heute weiß ich: Meine Persönlichkeit ist ein genauso wichtiger Teil wie meine Projekte. Ich bin zwar nach wie vor nicht gern vor der Kamera; ich muss mich jedes Mal etwas überwinden. Aber nur so schaffst du eine Bindung zur Community und das ist das A und O auf Social Media.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Kreativität – die Fähigkeit, eigene Ideen zu entwickeln, statt nur Trends hinterherzulaufen. Egal ob DIY, Fashion oder Lifestyle: Es geht darum, eine persönliche Handschrift zu zeigen. Menschen spüren, wenn etwas echt ist.

Durchhaltevermögen – denn Social-Media-Erfolg ist ein Marathon, kein Sprint. Auf jedes Hoch kann auch ein Tief folgen und gerade in diesen Phasen muss man sich motivieren können weiterzumachen.

Mut zur Veränderung – immer wieder Neues ausprobieren und sich selbst hinterfragen. Social Media ist immer wieder im Wandel und dem muss man sich anpassen. KI ist gerade so ein Thema, vor dem man die Augen nicht verschließen darf.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Einrichtungs-Branche?

Ich glaube, wir können den Blick aufs Wohnen verändern. Beim Einrichten geht es nicht darum, sich teure Möbel leisten zu können und diese in einer Wohnung zu platzieren. Es geht darum, das Zuhause zu einem Ort zu machen, der sich nach einem selbst anfühlt. Genau hier spielen Interior-Influencer eine große Rolle: Wir zeigen, wie Wohnen auch anders aussehen kann – persönlicher, kreativer, erschwinglicher. Statt nur perfekt gestylte Katalogwelten zu präsentieren, geben wir echte Einblicke, liefern Ideen zum Nachmachen und machen Mut, Dinge auszuprobieren.

Viele meiner Follower lassen sich inspirieren, selbst den Pinsel oder Akkuschrauber in die Hand zu nehmen, statt einfach das nächste Möbelstück von der Stange zu kaufen. Dadurch verschieben sich auch Trends in der Branche: DIY, Upcycling und bei meiner Community vor allem IKEA-Hacks haben inzwischen genauso ihre Daseinsberechtigung wie Designerstücke.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?

Vorbilder gezielt auf Instagram zu suchen, halte ich für gefährlich – denn es führt fast automatisch zum Vergleichen. Und genau dieses ständige Vergleichen ist eine große Gefahr: Wer hat mehr Follower? Wer postet öfter? Wessen Content wirkt cooler? Das lenkt nur vom eigenen Weg ab. Inspiration – ja. Aber Vergleichen, Nachahmung oder gar Konkurrenzdenken – nein.

Meine Inspiration suche ich deshalb lieber woanders – vor allem in Büchern über starke Frauen, die mit Mut und Haltung ihren eigenen Weg gegangen sind. Elisabeth I. von England zum Beispiel fasziniert mich seit meiner Jugend mit ihrer Willenskraft. Frida Kahlo fasziniert mich durch ihre Kreativität und ihre Fähigkeit, Schmerz in Kunst zu verwandeln. Und Michelle Obama inspiriert mich mit ihrer Authentizität, ihrer Stärke und ihrem Engagement für Bildung und Empowerment. Diese Frauen zeigen mir, dass wahre Vorbilder nicht darin bestehen sollten, jemandem nachzueifern, sondern den Mut zu finden, den eigenen Weg zu gehen.

Wie gehst du mit Kritik um?

Mein Vorsatz von Anfang an war: Ich gebe Hate keine Macht über mich. Konstruktive Kritik nehme ich gerne an und diskutiere auch offen. Sobald es jedoch beleidigend wird, lösche ich die Nachricht und blockiere die Person. Für solche Menschen verschwende ich keine Energie und ich möchte mich nicht als Ventil für die Unzufriedenheit anderer anbieten, die die Anonymität des Internets dafür nutzen, ihren Frust abzulassen.

 

Bild: Cindy Voigt