Bastian Kunkel hat Versicherungsberatung neu gedacht. In den sozialen Medien ist er als Versicherungsinfluencer unterwegs mit der Mission, junge Leute für Versicherungen zu begeistern und vor allem zu informieren. Wir haben den Münchener gefragt, wie er darauf gekommen ist, ein trockenes Thema wie Versicherungen in die Sozialen Medien zu bringen, wie der Content dort ankommt und worum es in seinem ersten Buch geht.
Du warst der erste Versicherungsinfluencer auf Instagram und TikTok. Wie kommt man auf so eine Idee?
Die Idee, Versicherungscontent auf Social-Media-Plattformen wie YouTube, TikTok und Instagram zu machen, war einfach die, dass ich irgendwann festgestellt habe, dass Menschen grundsätzlich nicht so viel Lust haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Gleichzeitig sind Versicherungen aber wichtig und man muss sich dann doch irgendwann damit auseinandersetzen, ob man nun will oder nicht. Dann wird man irgendwie dazu gedrängt – ob das die Eltern sind, der Beruf, den man jetzt anfängt, oder etwas anderes.
Genau hier habe ich dann angesetzt und hatte die Idee, den Versicherungscontent so darzustellen, dass das nicht nur trocken und langweilig rüberkommt, sondern auch einen Entertainment-Faktor hat, vor allem auf Instagram und TikTok – »educational content« gemixt mit Unterhaltung, »Infotainment«, wie auch immer man das nennen möchte – und so die Leute heranzuführen an das Thema Versicherung. Nach dem Motto: »Guck mal, hier ist Unterhaltung, hier ist aber auch Wissen mit dabei.« Das ist hauptsächlich auf Instagram und TikTok das Thema. Auf YouTube geht das dann in die Tiefe für Menschen, die von sich aus die Entscheidung getroffen haben: »Ich will jetzt dieses Thema verstehen.« Diese Menschen gibt es da draußen und denen musste ich einfach nur eine Möglichkeit geben, sich in dieses Thema durch Videos besser einarbeiten zu können.
Wie haben insbesondere die jungen Leute darauf reagiert?
Junge Leute haben tatsächlich sehr positiv darauf reagiert. Am stärksten habe ich das im letzten Jahr auf TikTok gemerkt, als Kommentare kamen wie: »Wieso lernt man so etwas nicht in der Schule?« Oder: »In 30 Sekunden mehr gelernt als an einem ganzen Tag Schulunterricht!« Diese Kommentare haben mir gezeigt: Das sind doch Themen, die die Menschen interessieren. Nur wurde es wohl bisher nicht so transportiert, dass sich ein junger Mensch dann gerne damit auseinandergesetzt hat. Das war so das Feedback vor allem von den jungen Leuten und das hält so auch weiter an.
Was dazu kommt – klar, das ist dem Alter geschuldet – ist manchmal ein bisschen Naivität, weil man vielleicht überhaupt noch nicht mit dem Thema Versicherung in Kontakt gekommen ist oder weil man irgendwelche Vorurteile »nachplappert« – ein anderes Wort fällt mir dafür leider gerade nicht ein –, die man irgendwann mal zum Beispiel von den Eltern gehört hat, wie »die Versicherung wird eh nie zahlen« oder »das brauchst du nicht«. Da räume ich dann auf, jetzt auch mit meinem Buch. Da ist ein Kapitel dabei, das heißt: »Warum du bei Versicherungen nicht auf deine Eltern, Freunde und Bekannte hören solltest«. Aber im Großen und Ganzen fanden die Leute das einfach super, dass jetzt endlich auch dieser wichtige Versicherungscontent in einer Form präsentiert wird, sodass sie sagen: »Okay, damit setze ich mich dann gern auseinander und eigne mir das Wissen an.«
Und wie haben die Versicherer reagiert?
Die Versicherungsbranche allgemein hat auch sehr positiv reagiert. Ich wurde ja genau mit diesem Geschäftsmodell 2017 mit dem Jungmakler Award ausgezeichnet. Das heißt, diese doch sehr innovative Herangehensweise kam gut an. Natürlich gab es auch Stimmen, die gesagt haben, »das kann doch gar nicht funktionieren«, aber das zeigt eben auch, was weiterhin falsch läuft in der Versicherungsbranche: »Das kann nicht funktionieren. Meine Kunden wollen das nicht. Junge Menschen interessieren sich nicht für Versicherungen.« Das sind alles Vorurteile, die es in der Versicherungswelt gibt, die einfach nicht stimmen. Genauso wie es auf der anderen Seite Vorurteile über Versicherungsvermittler und die Versicherer gibt, die zum großen Teil auch nicht stimmen. Aber dadurch, dass ich dann sehr bekannt geworden bin über die Plattformen, habe ich auch viele Vorträge halten dürfen in der Branche, deswegen würde ich sagen, dass das sehr gut ankam.
Ich glaube, dass es viele Versicherer ganz cool finden, dass es jetzt eine weitere, unabhängige Stimme gibt, die »pro Versicherung« und »pro Versicherungsaufklärung« ist – dass es jemanden gibt, der die jungen Menschen erreichen kann, was ja unterm Strich super wichtig ist. Denn je früher du die Menschen erreichst, desto weniger Fehler werden sie später bei Versicherungen machen. Das ist eines der größten Probleme und auch einer der Sätze, die immer wieder vorkommen in den Kommentaren: »Hätte ich das doch mal früher gewusst!«
Jetzt hast du ein Buch geschrieben, das viele bereits mit Neugier erwarten. Was steht drin?
Mein Buch »Total Verunsichert: Was du mit 18 Jahren über Versicherungen wissen solltest, aber mit 30 immer noch nicht weißt« hat bewusst diesen Titel, weil ich davon ausgehe, dass Menschen diesen Titel lesen und sagen werden: »Jup, das bin ich! Mir geht’s nämlich genauso« – wenn die Menschen ehrlich zu sich selbst sind, zumindest. Genau darum geht es in dem Buch. Es ist eine Heranführung an das Thema Versicherung, in der nicht nur erklärt wird, welche Versicherungen du grundsätzlich kennen solltest, welche wichtig und welche unwichtig sind, sondern auch: Wie triffst du die richtige Versicherungsentscheidung für dich? Wie erkennst du eine gute Versicherungsberatung, wie eine schlechte? Wie ist das mit dem Thema Provision? Kann man überhaupt unabhängig beraten werden, wenn jemand dabei Provision verdient?
Es geht also auch um viele Vorurteile, die ich in diesem Buch entkräfte, um den Leuten die Angst zu nehmen und dadurch am Ende des Buches hoffentlich zu erreichen, dass sie sich ein ganz anderes Versicherungs-Mindset angeeignet haben. Nicht das Wissen ist in meinen Augen das Problem. Versicherungswissen ist da. Nur tendieren viele Menschen dazu, mehr auf die Meinungen von Leuten zu hören, die keine Ahnung haben, anstatt auf die Leute zu hören, die Ahnung haben und ihnen als Experten erklären könnten, was wichtig ist oder auch nicht. Aber viele denken: »Der verdient daran, deshalb wird er mir bestimmt etwas verkaufen, was ich nicht brauche. Da höre ich lieber auf einen Blog, der gestern erst ins Leben gerufen wurde und der sagt, ich brauche das nicht.« Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber das ist natürlich brandgefährlich. Deshalb versuche ich den Leuten nahezulegen, sich dieses Versicherungs-Mindset anzueignen und auch Versicherungsprinzipien, die man kennen sollte und immer anwenden kann vor dem Abschluss einer Versicherung.
Bilder: Jan-Philipp Behr
Cover: FinanzBuch Verlag
»Total verunsichert«
von Bastian Kunkel
240 Seiten
Erscheint: März 2022
FinanzBuch Verlag
ISBN: 978-3-95972-566-8