Désirée Flore ist auf Youtube, Instagram und TikTok besser unter dem Spitznamen »Desy« bekannt und veröffentlicht regelmäßig ihre Meinungen zu gesellschaftlichen und aktuellen Themen sowie Personen des öffentlichen Lebens (@DesyF). Knapp 291.000 Menschen folgen ihr dabei auf Youtube und rund 247.000 auf TikTok. Uns hat Desy im Interview verraten, wie ein Praktikum ihren Berufswunsch beeinflusst hat und warum man als Influencer neben dem Spaß auch eine Strategie haben sollte.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Ich habe bereits im Alter von zwölf Jahren (lange bevor es so etwas wie Influencer und Vlogs überhaupt gab) Videotagebücher gedreht, Videos geschnitten und später auf der Theaterbühne am liebsten gesellschaftskritische Stücke aufgeführt, mit denen man etwas bewegen konnte. Als ich dann 2016 ein Praktikum bei »Filmemacher Deutschland« gewonnen habe, bei dem ich mit einigen bekannten Youtubern (unter anderem mit Cheng, Stephan Gerick und Goeerki) nach Tansania reisen durfte, habe ich zum ersten Mal den Beruf des »Youtubers« so richtig kennengelernt. Davor hatte ich nicht auf dem Schirm, dass Leute von sowas leben konnten und dieser Beruf hat alle meine Interessen, Talente und Wünsche vereint. Nachdem ich innerhalb meiner Schauspielausbildung bemerkt habe, dass ich nicht das größte Talent und Interesse an diesem Beruf hatte, war die Reise mit den YouTubern wie ein »Aha«-Moment für mich. Dort habe ich endlich das gefunden, was zu mir passt. Daraufhin habe ich alles darangesetzt, dass es klappt.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Wenn man nicht weiß, auf welche Content-Richtung man sich fokussieren sollte: Finde etwas zwischen dem, was du gerne machst, und dem, was die Leute interessiert. Eine Mischung aus beidem ist wichtig. Anfangs habe ich das gemacht, was mir Spaß macht, aber das hat niemanden interessiert. Später habe ich das gemacht, was die Leute interessiert, mir selbst gefiel es jedoch überhaupt nicht. Irgendwann habe ich genau die Mitte gefunden.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Durchhaltevermögen: Man muss wissen, wofür man das machen will, und dranbleiben. Denn es wird oft Momente geben, wo man aufgeben möchte, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Gerade bei Youtube ist Durchhaltevermögen gefragt, denke ich, da es sehr viel Zeit und Arbeit kostet, bis man in der Lage ist, Reichweite auf der Plattform zu generieren.
Strategisches Denken: Einfach nur konstant »Content rauszuhauen«, reicht meistens nicht. Es geht vielmehr darum, den Algorithmus zu verstehen und dementsprechend strategisch zu handeln.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Unterhaltungsbranche?
Sie nehmen mittlerweile einen großen Teil der täglichen Unterhaltung vieler Menschen ein: Statt lineares Fernsehen oder Netflix wird dann Youtube auf dem Smart-TV geguckt. Die meisten Menschen verbringen ja auch täglich viel Zeit auf TikTok und Instagram. Ich denke, dass der Einfluss auf die Unterhaltungsbranche noch sehr unterschätzt wird.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Auf persönlicher Ebene lasse ich mich eher wenig durch Influencer beeinflussen. Höchstens auf der Content-Ebene habe ich ein paar Youtube-Vorbilder im internationalen Raum, auf die ich hochschaue und die mich inspirieren. Meine persönlichen Idole sind eher in anderen Bereichen tätig.
Manchmal erhalte ich konstruktive Kritik, zum Beispiel von Leuten, die ihre Erfahrungen oder Expertise in einem Bereich erläutern, und das freut mich eigentlich, solange sie dabei einigermaßen nett, höflich und respektvoll schreiben. Nur leider äußert sich Kritik auch oft in Form von Hate. Dann werden Menschen beleidigend, verletzend und teilweise irrational. Dann fällt es mir schwer, damit umzugehen. Man braucht eine ziemlich dicke Haut dafür, aber ich merke auch, dass es mich auf Dauer stärker macht.
Bild: Nicole Sce