Deutsche Edelfisch-Aquakultur als Vorbild für Nachhaltigkeit

Deutsche Edelfisch-Aquakultur als Vorbild für Nachhaltigkeit – Experteninterview mit Hans Acksteiner

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Nachhaltige Ernährung spielt für immer mehr Menschen eine immer größere Rolle. Die konventionelle Massentierhaltung von z.B. Hühnern oder Schweinen empfinden Viele als ethisch nicht vertretbar. Doch tierische Lebensmittel und vor allem Fisch gehören nun mal in einen ausgewogenen Ernährungsplan. Indoor- Aquakulturen vereinen Tierwohl und Nachhaltigkeit wie keine zweite Tierhaltungsform. Im Interview erklärt Hans Acksteiner, Geschäftsführer der Deutschen Edelfischdas aufwendige Konzept dahinter und geht dabei auch auf Investmentchancen ein.

Welche verschiedenen Arten von Aquakulturen gibt es?

H. Acksteiner: Aquakulturen gibt es eigentlich seit Jahrhunderten, zum Beispiel in Karpfenteichen oder in Teichen für Forellen. Der Nachteil dabei ist, dass das Wasser nicht gereinigt wird und zwangsläufig den Bach, in den das Wasser abfließt, belastet. Die bestehenden Teiche haben zwar noch Bestandsschutz, aber neue werden nicht mehr genehmigt, schon wegen des Verschlechterungsverbots für Flüsse, das von der EU erlassen wurde.

Heutzutage ist die Aquakultur in Netzgehegen im Meer am weitesten verbreitet. Meist werden auf diese Weise Lachse gezüchtet, weshalb der Lachs heute nicht mehr eine teure Spezialität ist, sondern preiswert beim Discounter zu finden ist. Auch diese Methode hat ihre Nachteile: das Wasser kann ebenfalls nicht gereinigt werden, was für enge norwegische Fjorde zum ökologischen Problem werden kann. Zudem werden die Fische mit großen Mengen Antibiotika gefüttert, um Krankheiten vorzubeugen. Auf diese Weise bekommt man aber ein anderes Problem, nämlich das der Lachsläuse nicht in den Griff, weshalb die ersten Lachszüchter bereits dazu übergehen, unsere Methode der Indoor- Aquakultur anzuwenden.

Worin liegen die Vorteile von Indoor-Aquakulturen?

H. Acksteiner: Man hat alles unter Kontrolle, die Lebensbedingungen der Fische, das Futter, das Licht, die Temperatur. Unter diesen Bedingungen, also ohne den Stress der Futtersuche und der sich ändernden Jahreszeiten, wachsen die Fische schneller und sie schmecken besser. Ja, tatsächlich, sie setzen etwas Fett an, und Fett ist ein Geschmacksträger.

Das Leibnitz-Institut fordert seit Jahren, diese Technologie ausschließlich für die Fischzucht anzuwenden. Nicht nur aus Gründen des Tierwohls, sondern auch, weil es praktisch keinerlei Umweltbelastung gibt.

Wie funktioniert die Technologie hinter der Indoor-Aquakultur?

H. Acksteiner: Wie der Name schon sagt, findet diese Art der Fischzucht in der Halle statt, komplett von der Umwelt abgeschottet. Das Wasser, in denen die Fische leben, wird gereinigt und in einem Kreislauf zurück in die Anlage geleitet. Durch Messfühler wird die Wasserqualität permanent überwacht, so dass für die Fische stets optimale Bedingungen herrschen.

Ein wichtiger Teil des Reinigungsvorgangs ist ein Bioreaktor. Hier wird von Mikroorganismen das von den Fischen ausgeatmete Ammonium neutralisiert. Diese Mikroorganismen sind der Garant dafür, dass in diesem System keine Antibiotika oder sonstige Chemikalien eingesetzt werden können, denn damit würde man sie abtöten. Indoor- Aquakultur ist also systembedingt biologisch sauber, es gibt keine Möglichkeit, heimlich mit Medikamenten zu schummeln.

Welche Ziele verfolgen Edelfisch-Indoor-Aquakulturen?

Die Erde wird wegen steigender Bevölkerungszahlen zunehmend belastet, die Tierproduktion hat dabei den größten Anteil. Ein Zander, wie wir ihn züchten, hat bei Erreichen des Schlachtgewichts gerade soviel gefressen, wie er selbst wiegt. Hauptsächlich liegt das daran, dass Fische wechselwarme Tiere sind, das heißt, sie benötigen keine Energie für ihre Körpertemperatur. Indoor- Aquakultur ist also die nachhaltigste Form der tierischen Eiweißproduktion. Wenn statt Rindfleisch mehr Fische verzehrt würden, die auch noch mit Insektenlarven und Algen gefüttert werden, statt mit Soja, sind die Nahrungsprobleme dieses Planeten zumindest etwas kleiner.

Wie finanziert sich dieses komplexe Projekt?

H. Acksteiner: Weil die Kosten selbstverständlich höher sind als bei konventionellen Outdoor-Aquakulturen, macht es nur Sinn, die teuersten Fische zu züchten. Dazu gehört auch der Zander, den es im Wildfang in Deutschland praktisch gar nicht mehr gibt. Vor ein paar Jahren kam der importierte Zander aus Polen, mittlerweile haben sich die Transportwege bis nach Kasachstan ausgeweitet. Zum einen ist diese beinahe Ausrottung überhaupt nicht nachhaltig und zum anderen muss der Fisch auf seinen langen Transportwegen eingefroren werden, was seine Qualität deutlich reduziert. Unsere Anforderung ist es, einen Fisch höchster Qualität zu produzieren, der preislich besonders hoch liegt, sodass die aufwendigen Zuchtbedingungen finanziert werden und trotzdem noch eine hohe Rendite erwirtschaftet wird. Zusätzlich nehmen wir ab 100.000,- Euro Kommanditisten, die Anteile erwerben in die Gesellschaft auf. Aber auch kleinere Summen können investiert werden.

 

Bildquelle: DEUTSCHE EDELFISCH DEG GMBH & CO. II KG