Bitcoin und Co. haben in den letzten Jahren nicht nur die Finanzwelt verändert, sondern auch das Bewusstsein vieler Menschen für Geld, Unabhängigkeit und Eigenverantwortung geschärft. Was einst als Nischenphänomen belächelt wurde, entwickelt sich zunehmend zu einer ernstzunehmenden Währung – gerade in einer Welt, in der traditionelle Banken und Versicherungen immer häufiger hinterfragt werden. Auch der Krypto-Experte Harun Taktak hat das verstanden – an diese Erkenntnis erlangte er jedoch erst durch einen teuren Fehler. Wie genau dieser aussah und wie finanzielle Bildung heute aussieht – und in der Zukunft aussehen könnte –, erzählt der Experte im Interview.
Herr Taktak, wann sind Sie das erste Mal mit Bitcoin in Kontakt gekommen – und was hat Sie überzeugt, einzusteigen?
Das erste Mal habe ich 2013 bewusst von Bitcoin erfahren. Zunächst wollte ich nicht viel davon wissen, aber aufgrund meiner technischen Affinität habe ich mich mit diesem neuen digitalen Geld auseinandergesetzt. Als ich dann das System dahinter, also die Blockchain, verstanden habe, war mir relativ schnell klar, dass dies die Welt und auch das Internet stark verändern kann. Mir gefiel der Gedanke des weltweit freien Geldes, welches nicht zentral verwaltet und kontrolliert werden kann und jedem Menschen auf der Welt ermöglicht, digitales Geld überall und zu jeder Zeit zu versenden. Mir ist im Kopf geblieben, dass zwei bis 2,5 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu Banken und zum Finanzsystem haben. Die allermeisten davon haben aber ein Smartphone und damit können sie durch Bitcoin weltweit unbehindert Transaktionen durchführen. Als mir diese Tragweite bewusst wurde, habe ich in den Jahren 2013 und 2014 die ersten vorsichtigen Investitionen getätigt.
Welche Fehler haben Sie selbst bei Ihren ersten Investitionen gemacht und was haben Sie daraus gelernt?
Als ich zum ersten Mal Bitcoin gekauft hatte, war der Preis bei ca. 200 bis 300 US-Dollar. Das war zu der Zeit ziemlich hoch und man konnte sich nicht vorstellen, dass dieses digitale Geld jemals die 1.000 US-Dollar-Marke überschreiten wird. Ich hatte das zunächst auch nicht gedacht und habe statt die Bitcoin einfach zu halten, sie in andere Währungen und Systeme getauscht. Leider war alles damals ein Scam, also Betrug, und das Geld sowie die Bitcoin waren weg.
Ich habe das Ganze, trotz dass ich die Blockchain verstanden habe, nicht wirklich langfristig gesehen, sondern habe emotional gehandelt und wollte schnelle Gewinne machen. Wenn ich aber eines gelernt habe, dann, dass Bitcoin einfach dauerhaft zu halten, die beste aller Investitionen in der Geschichte ist. Hätte man alles Geld, was man sonst wo investiert oder versenkt hat, einfach in Bitcoin getauscht und gehalten, so wäre man immer der Gewinner und das wird auch weiterhin so bleiben. Ich sehe Bitcoin mittlerweile als langfristige Möglichkeit, tatsächlichen Wohlstand oder gar Reichtum aufzubauen, denn nichts auf der Welt ist so knapp und begrenzt wie Bitcoin.
Würden Sie sagen, Bitcoin hat Ihre finanzielle Denkweise verändert?
Ich würde sogar ganz allgemein behaupten, dass jeder, der sich mit Bitcoin beschäftigt, sich automatisch finanziell weiterbildet und ein tiefes Verständnis für das Banken- und Finanzsystem bekommt. So ging es mir auch. Ich hatte wenig finanzielle Bildung und leider lernt man das nicht in der Schule. Ich dachte immer, ich muss mich bei Geldfragen einfach an den Bankberater wenden und habe dementsprechend alles andere entscheiden lassen. Erst, als ich mich intensiv mit Bitcoin beschäftigt habe, verstand ich das Geldsystem und wie unsinnig die Produkte der Banken und Versicherungen zum Teil sind. Ich habe daraufhin sofort meinen Bausparvertrag und meine Riesterrente gekündigt und mich ab sofort selbst um meine Finanzen gekümmert und der größte Teil wanderte seither in Bitcoin.
Sie geben Ihre Tipps auch auf Social Media weiter – genauso wie viele andere Influencer. Sehen Sie darin eine Chance, mehr Menschen für das Thema Bitcoin zu begeistern, oder vielmehr eine Gefahr aufgrund von Halbwissen und falschen Versprechen?
Ich bin seit vielen Jahren auf Social Media unterwegs. Zuerst auf Facebook, dann Instagram und seit ca. drei Jahren ist meine Hauptplattform TikTok. Dort gebe ich kostenlose Informationen weiter, um mit so vielen Unwahrheiten, falschen Vorstellungen und so weiter aufzuräumen. Ich möchte, dass Menschen an dieser vielleicht größten Chance des Jahrhunderts teilhaben können, um generationsübergreifenden Wohlstand aufzubauen. Ich möchte die Menschen vor Halbwissen, falschen Versprechen und einer falschen Herangehensweise bewahren und sie auf die Höhen und Tiefen dieses Marktes vorbereiten und sie begleiten. Ich habe selbst viele Fehler gemacht und sehe, wie die Menschen jeden Tag Anleitung benötigen, weil sie vor allem mental nicht darauf gefasst sind, was in diesem Markt auf sie zukommt. Viele wollen das schnelle Geld, aber das gibt es nicht und im Versuch, dies zu erreichen, scheitern sie und verlieren alles. Ich bin für eine geordnete und langfristige Herangehensweise. Ich arbeite aktiv am sogenannten Mindset der Menschen, sodass sie diese Chance nutzen können.
Wie könnte die Zukunft der finanziellen Bildung aussehen?
Im Zeitalter des Internets und der künstlichen Intelligenz werden die Menschen ihre eigenen Recherchen durchführen bzw. individuell durchführen lassen. Es wird kaum noch Bankberater oder dergleichen benötigt, weil das eine KI übernehmen wird. Menschen werden sich selbst um ihre Finanzen kümmern und sie dezentral online ablegen bzw. vermehren. Das Verständnis des Individuums wird größer werden, was Banken und Versicherungen unwichtiger werden lässt. Das ist meiner Meinung nach auch gut so, denn diese haben lange genug über die Köpfe der Kunden hinweg entschieden und sich bereichert, ohne dass der Kunde etwas davon hatte.
Unser Gesprächspartner:
Harun Taktak ist Kryprowährungshändler und gibt zudem sein Wissen über Finanzen auf Social Media weiter.
Bilder: Juliani Abibei, Jan Dreckmann