von Frank Rebmann
Anti-Stress-Tools und Entspannungs-CDs sind überflüssig, wenn man die Ursachen von Stress versteht und gar nicht erst zulässt, Autor und Führungskräftetrainer Frank Rebmann überzeugt.
Dabei steigt der Anteil der Deutschen, die sich gestresst fühlen seit Jahren kontinuierlich an. Die immer komplexer werdende Arbeitswelt, deutlich schnelle Reaktionszeiten und ein Informationsüberfluss setzt Arbeitnehmer immer mehr unter Druck. Rund zwei Drittel klagen über regelmäßigen Stress. Die Mehrheit gibt die Arbeit, aber auch die hohen Ansprüche an sich selbst als Hauptauslöser für Stress an. (Studie Techniker Krankenkasse Entspann Dich Deutschland).
Die Ursachen von Stress verstehen
Tatsächlich lässt sich dieses Stressgefühl in den meisten Fällen vermeiden, wenn die Ursachen von Stress verstanden werden.
Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen
Jeder kennt das, im Job wird erwartet, dass man eine Aufgabe fertigstellt, man weiß aber gar nicht woher man die benötigten Informationen oder die Zeit hernimmt, bzw. wie man diese Aufgabe überhaupt löst. Dies löst Stress aus, denn Stress wird dann empfunden, wenn ein Ungleichgewicht zwischen den gestellten Anforderungen und unseren persönlichen Ressourcen entsteht. Eine Balance zwischen dem, was ich zu leisten vermag und dem, was von mir verlangt wird, sorgt hingegen für Stressfreiheit.
Hilflos den Konsequenzen ausgeliefert sein
Eine weitere wichtige Ursache für Stress ist das Gefühl der mangelnden Kontrolle über eine Situation. Wenn man sein eigenes unmittelbares Umfeld und negative Ereignisse nicht eigenständig durch den Einsatz persönlicher Ressourcen bewältigen kann, fühlt man sich ohnmächtig und unsere Psyche reagiert entsprechend unter dem sich weiter aufbauenden Druck. Das Stresshormon Adrenalin sorgt schließlich dafür, dass wir handlungsfähiger sind. Können wir jedoch nicht Handeln oder wissen nicht wie, belastet das unseren Körper und unsere Psyche.
Es gibt positiven Stress
Wenn die Arbeit ab und zu mal stressig ist, ist schadet das nicht, denn Stress ist erst dann gesundheitsschädlich, wenn die Erholung danach ausbleibt. Wir sind von Natur aus sogar sehr gut für die Bewältigung von Stress ausgestattet. Wenn wir selbständig in absehbaren Zeitrahmen die Situation auflösen können, kann dieser Stress sogar etwas Befreiendes haben, da wir uns selbst beweisen, dass wir die Herausforderung bewältigt haben. Unser Gehirn belohnt uns entsprechend.
Aber selbst, wenn es mal über einige Stunden ‚heiß her geht‘ stellt dies kein Problem dar. Jeder kennt das, man versinkt in der Arbeit und wenn dann alles erledigt ist, ist man erschöpft aber glücklich. Psychologen sprechen hier von einem Flow-Zustand. Also ein Zustand in der man viel im Fluss bewältigt, ohne gestresst zu sein.
Die eigenen Stärken im Flow einsetzen
Die entscheidende Voraussetzung für das Erleben von Flow ist der Einsatz der eigenen Stärken. Davor sollte man sich dieser schon vorher Bewusstsein, bevor man sei einsetzen muss. Dies erfolgt im Arbeitsalltag leider zu wenig, wo nämlich meist die Schwächen hervorgehoben und kritisiert werden. Ist man sich jedoch seiner Stärken bewusst, kann dies dafür sorgen, dass bedrohliche Situationen nicht als Überforderung betrachtet werden, sondern als Herausforderung, die wir dank unserer Fähigkeiten erfolgreich meistern können. Hier eine Grafik mit den Details:
Diese vier Schritte machen Stressmanagement überflüssig
Eigene Stärken bewusstmachen und ausbauen
Werden Sie sich Ihrer eigenen Talente und Stärken bewusst und bauen Sie diese gezielt und stetig aus. Damit verfügen Sie über Ihren persönlichen ‚Werkzeugkasten‘, wenn es zu größeren Anforderungen kommt.
Erwartungshaltungen richtig setzen
Setzen Sie an sich realistische Erwartungshaltungen und kommunizieren Sie diese auch anderen Gegenüber. Dies fällt Ihnen wiederrum umso leichter, je bewusster Sie sich Ihrer Stärken sind.
Stärken gezielt einsetzen
Setzen Sie Ihre Stärken gezielt ein. Viel Stress und Produktivitätsverlust entsteht dadurch, dass wir Dinge anders tun, als sie uns liegen. Dazu gehört aber auch Kollegen heranzuholen, wenn deren Stärken besser zu einer Aufgabe passen. Man kann sich ja bei anderer Gelegenheit revanchieren.
In den Flow-Zustand begeben
Wenn Sie einmal durchstarten, dann geben Sie Ihren Stärken auch eine Chance sich zu entfalten. Lassen Sie sich nicht stören, denn nur so können Sie in kürzester Zeit auch maximale Anforderungen erfüllen und werden durch ein Glücksgefühl belohnt.
Fazit: der Ausbau der richtigen Stärken ist deutlich effektiver als das hochgelobte Stressmanagement!
Bild: NatashaFedorova/depositphotos