Dimitri »Dima« Koslowski wurde bereits 2008 zusammen mit seinem Cousin Alexander »Sascha« Koslowski auf YouTube bekannt. Als Komikerduo »DieAussenseiter« betrieben sie bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2016 einen der erfolgreichsten deutschen YouTube-Kanäle. Seit 2015 produziert Dima nun allein Videos zu den verschiedensten Themen – Hauptsache unterhaltsam (@dima). Seine rund zwei Millionen YouTube-Abonennten und 1,8 Millionen Instagram-Follower lieben ihn dafür. Uns hat Dima im Interview verraten, warum ihm heutzutage seine Privatsphäre heilig ist und weshalb man als Influencer sowohl positives als auch negatives Feedback nicht zu ernst nehmen darf.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Ich mache jetzt mittlerweile seit fast 20 Jahren Videos. Zuerst hat man es nur seinen Freunden gezeigt, weil YouTube noch ganz am Anfang seiner Geschichte stand und man nicht direkt davon mitbekommen hat, dass es so etwas gibt. Später hat man die ganzen Plattformen wie zuerst YouTube, dann Facebook, dann Instagram usw. für sich entdeckt und die Videos dort veröffentlicht, wodurch sich das Ganze nach und nach zum Beruf entwickelt hat.
Aber zu der Zeit, in der ich mit dem Machen der Videos angefangen habe, war es weder mein Ziel, das zu meinem Beruf zu machen, noch gab es das Wort »Influencer«. Man wusste nicht mal, dass es irgendwann mal Monetarisierungs-Möglichkeiten des Contents geben wird. In erster Linie ging es darum, sich zu verwirklichen, aus dem eintönigen Alltag einer bayerischen Kleinstadt namens Landshut etwas mehr »rauszuholen« und auf sich aufmerksam zu machen und gesehen zu werden. Ich habe mich immer schon für Musik und Filme interessiert und man konnte sich durch das Erschaffen eigener Geschichten kreativ entfalten.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Ich denke, das Wichtigste, was ich zur Anfangszeit gern gewusst hätte oder womit ich gerne anders umgegangen wäre, ist der Schutz der eigenen Privatsphäre, da ich über die ersten Jahre einige nicht so schöne Erfahrungen damit gemacht habe. Als unser Kanal »DieAussenseiter«, den ich mit meinem Cousin Sascha betrieben habe, sehr schnell sehr groß wurde, war das noch sehr neu in Deutschland und wir waren einige der ersten deutschen »YouTuber«. Dadurch war das Interesse der Zuschauer, uns zu treffen oder mehr über unser Privatleben zu erfahren, eventuell größer war als es heute der Fall ist, da es heutzutage nichts mehr Besonderes ist. Gefühlt macht jeder Dritte etwas mit Social Media oder postet seinen Alltag auf den Plattformen. Damals war es aber noch sehr selten und wir wurden von manchen Zuschauern regelrecht verfolgt und gestalkt, was manchmal unschöne Ausmaße annahm.
Ich hätte lieber mit einem Pseudonym als mit meinem eigenen Namen gestartet und darauf geachtet, dass man in seiner eigenen Wohnung zum Beispiel nicht aus dem Fenster filmt oder unmittelbar vor dem Haus oder der Wohnung. Dadurch haben einige Zuschauer schnell herausgefunden, wo man lebt, und dich dann teilweise nicht mehr in Ruhe gelassen.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Ich denke, eine der wichtigsten Eigenschaften ist die Kritikresistenz bzw. die Resistenz gegen Hater-Kommentare, aber auch keine komplette Ignoranz des Feedbacks. Man darf sowohl die negativen als auch die positiven Kommentare nicht zu ernst nehmen, denn nimmst du die positiven Kommentare zu ernst, in denen dir die Leute schreiben, wie toll du bist, kann es schnell dazu kommen, dass das Ego abhebt.
Nimmst du wiederum die negativen Kommentare zu ernst, kann es dich extrem runterziehen und du verlierst vielleicht sogar die Motivation weiterzumachen. Man sollte in dem Feedback ein hilfreiches Tool sehen, die Kommentare nach konstruktiver Kritik filtern und diese versuchen anzunehmen und zu verarbeiten. Man darf aber nicht zu sehr auf die böswilligen Aussagen in manchen Kommentare Acht geben – das Internet ist ja zum Großteil anonym und manchmal schreiben die Leute echt fiese Sachen in die Kommentare, aus welchen Gründen auch immer. Damit muss man umgehen können.
Außerdem ist es wichtig, fleißig zu sein und nicht bei der ersten Niederlage oder den ersten Misserfolgen direkt aufzugeben. Man sagt nicht umsonst: »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.« Das Wichtigste ist, dass man selbst daran glaubt, was man macht, Spaß hat und konstant daran arbeitet sich zu verbessern und weiterzuentwickeln – dann klappt das in den meisten Fällen auch.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Unterhaltungsbranche?
Ich denke, Influencer sind Teil der Popkultur geworden und beeinflussen die Unterhaltungsbranche genauso mit, wie all die anderen Akteure. Influencer und Creator haben gezeigt, dass man mit wenig Mitteln viele Leute erreichen und unterhalten kann – ohne ein großes Produktions- oder Redaktionsteam dahinter. Es muss auch nicht immer alles perfekt ausgeleuchtet sein und an einer krassen Location stattfinden. Im Vordergrund steht die Geschichte, die man erzählt, und so kann man Menschen inspirieren. Ich denke, dadurch entdecken viele Leute Social-Media-Plattformen für sich als Medium der Kommunikation nach Außen.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Ich denke, jeder von uns hat in irgendeiner Form Vorbilder, da wir soziale Wesen sind und eines der wichtigsten Aspekte unseres Lebens ist es, mit anderen Menschen zu connecten, etwas von anderen zu lernen oder die Erfahrungen zu teilen. Da sucht man automatisch – ob bewusst oder unbewusst – nach Vorbildern, die sich für die gleichen Themen begeistern wie man selbst. Ich versuche aber auch auf meine innere Autorität und meine Intuition zu hören und mich nicht zu sehr von den Meinungen anderer beeinflussen zu lassen.
Ich finde, Kritik ist im gesunden Maße sehr wichtig, um über sich selbst und seinen Content reflektieren zu können, aber man sollte lernen, zwischen Kritik und Missgunst unterscheiden zu können. Man sollte auch einen gesunden Ausgleich für sich finden, welchen Themen man wie viel Aufmerksamkeit schenkt, um seinem psychischen Zustand nicht allzu sehr zu schaden.
Bild: Stephan Ortmanns