Business-Lion

Ein Interview mit dem Kopf hinter dem Satirekanal »Der Business-Lion«

Er bezeichnet sich als »Motivationsredner«, möchte andere mit seinen Sprüchen zum Nachdenken bringen – da wird so manchem erst auf den zweiten Blick klar: »Der Business-Lion« hat Freude an feiner Satire. Wir haben mit dem Mann hinter dem Löwenprofilbild über Erfolg, Humor und die Absurdität einiger Metaphern gesprochen.

Christopher, du betreibst seit einigen Jahren den sehr erfolgreichen Kanal »Der Business-Lion«. Dort spottest du über abgedroschene Erfolgsphrasen. Warst du überrascht, dass der Kanal so erfolgreich wird?

Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen das lustig finden würden. Aber ich weiß nicht, ob es gerechtfertigt ist, in diesem Magazin hier zu sagen, dass der Kanal erfolgreich wäre. Ich verdiene ja kein Geld damit, abgesehen von dem Spruchkalender, den es einmal im Jahr zu kaufen gibt. Das löst nun sicherlich ein großes Kopfschütteln aus, ich vermute unter den Leserinnen und Lesern gibt es jetzt viele verständnislose Erfolgsorientierte und Reiche.

Weil viele Erfolgscoaches Probleme mit Satire oder Kritik haben, wirst du sicher nicht nur Liebe erfahren oder?

Einmal hat mir ein junger Schwabe in der Spätphase seiner Pubertät hoch und heilig versprochen, mich mit seinem Anwalt bekannt zu machen, nachdem ich ein Video von ihm geteilt hatte in dem er mit irgendwelchen absurden Tiervergleichen um sich warf. Darauf warte ich nun schon ziemlich lange. Das ist aber die große Ausnahme bisher. Sehr viele Coaches merken aber auch gar nicht, dass sie bei mir ein bisschen auf die Schippe genommen werden. Das ist natürlich von Vorteil, denn in Summe sind das tatsächlich oft eher humorlose Leute.

Was stört dich an Motivationssprüchen am meisten? 

Grundsätzlich zwei Dinge: Viele Sprüche sind einfach faktisch falsch oder wenigstens unzulässige Verkürzungen oder Übertreibungen. Oder sie transportieren ein sehr egozentrisches und geldgieriges Weltbild, das ich wirklich überhaupt nicht teile. Zum Beispiel so ein Spruch wie »Denke zuerst an dich, denn zuerst muss dein Glas voll sein, bevor du jemandem mit einem leeren Glas etwas einschenken kannst.« Das haut ja hinten und vorne nicht hin.

Business-Lion
Screenshot: Instagram

Erstens ist die gewählte Metapher völlig untauglich, weil ich auch aus einem halbvollen Glas jemandem etwas einschenken kann. Und zweitens ist der dahinterliegende Gedanke nichts weiter als ein lahmer Entschuldigungsversuch von irgendeinem Gierschnabel, der zu wissen scheint, dass Geben eben doch irgendwie seliger ist als Nehmen.

 

Aber die Argumentation zieht nicht. Um anderen helfen zu können, muss man selbst nicht zwingend viel haben.

Du hast ein Buch über deine »Lieblingssprüche« geschrieben, das erfolgreich eingeschlagen ist. Spielen für dich als Autor jetzt dennoch einige Erfolgsregeln eine Rolle?

Ich glaube, in diesem Fall geht’s auch ohne. Ich verbuche es als Erfolg, wenn ich jemanden zum Lachen und im aller idealsten Idealfall ganz kurz zum Nachdenken bringen kann. Und um das zu erreichen, gibt’s jetzt nicht so viele Regeln, die mir bekannt wären. Außer halt, keinen kompletten Müll zu Papier zu bringen. Reichtümer sind da keine zu erwarten, auch wenn sich das Buch ganz passabel verkauft. Die Autorenmarge ist doch eher eine kleine.

Willst du künftig stärker als Person sichtbar sein oder bleibt es bei dem anonymen Kanal »Der Business-Lion«?

Ich nehm’s wie es kommt. Auf dem Kanal habe ich allerdings nicht vor, in absehbarer Zeit meinem Gesicht zu größerer Bekanntheit zu verhelfen. Ich will das ja nicht ewig machen und wer weiß, vielleicht fällt mir das an anderer Stelle dann wieder auf die Füße.

 

Der Business-Lion

»Der Löwe ist der Hai unter den Adlern: Über Sinn und Unsinn von Motivationssprüchen«
von Christopher Strunz
160 Seiten
Erschienen: 2022
Eichborn Verlag
ISBN: 978-3-8479-0105-1

 

Beitragsbild: Martin Hildebrand