In Deutschland lebt es sich im Vergleich gut. Hier muss niemand verhungern, fast jede Familie kann sich ein Auto leisten, die Einkaufspassagen sind voll von mit Tüten schwer beladenen Kunden, die Arbeitslosenzahlen sind niedrig. Doch der Schein trügt. Längst nicht mehr alle haben am großen Wohlstand teil. Laut der neuesten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat die Ungleichheit bei den Einkommen zugenommen. Die Schere spreizt sich nicht mehr in dem rasanten Tempo wie zur Jahrtausendwende und auch die mittleren Einkommen seien nicht mehr so böse betroffen, weil sie von der gestiegenen Fachkräftenachfrage und damit verbundenen Lohnsteigerungen profitieren. Trotzdem ist von einem Rekordabstand zwischen den Einkommen der Reichen und der Armen die Rede. „Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland“, unterstreicht Dorothee Spannagel, WSI-Expertin. Ganze 40 Prozent der Haushalte mit den geringsten Einkommen müssen mit noch weniger Geld als bisher auskommen. Beinahe jeder fünfte Haushalt hat mit unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zu wirtschaften und fällt damit unter die Armutsgrenze. Das Vermögen der ärmeren Bevölkerungshälfte macht inzwischen gerade mal 1,3 Prozent vom Gesamtvermögen der Bundesbürger aus. Dagegen besitzen die reichsten zehn Prozent nach Recherche des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 56 Prozent des gesamten Vermögens.
Bild: Depositphotos.com/Westend61