Fata Hasanovic

Fata Hasanovic: »Jeder Umweg hat mich stärker gemacht«

Fata Hasanovic rückte 2016 als Drittplatzierte von »Germany’s Next Topmodel« ins Licht der Öffentlichkeit. Mittlerweile hat sie sich jedoch von der Modelbranche verabschiedet und lebt zusammen mit ihrem Partner und ihrem gemeinsamen Sohn abseits der großen Mode-Welt. Als Influencerin teilt sie nun mit ihren über 500.000 Instagram-Followern die Freuden, aber auch Sorgen des Mutterseins (@fata.hasanovic). Uns hat Fata im Interview verraten, wie sie von der Model-Welt zu Social Media kam und wie die Authentizität von Influencern Produkte greifbarer machen.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

⁠Ich habe mit 15 angefangen zu modeln und das war eigentlich immer die Intention beziehungsweise Motivation hinter dem Ganzen. Zu meiner Zeit fing Social Media gerade erst an und mein Ziel war es nicht Influencerin zu werden, sondern erstmal Model zu bleiben. Durch die Show GNTM und den damit verbundenen TV-Auftritten konnte ganz Deutschland zuschauen und so bekam ich auf Social Media Reichweite und rutschte in die Influencer-Welt.

Zu diesem Zeitpunkt war ich dann bereits 21, hatte schon viel gemodelt und es haben sich demnach neue Türen in der Medienbranche geöffnet. Das hatte mir auch viel mehr Spaß gemacht, weil es eben nicht mehr so sehr körperbezogen war, sondern vielmehr um meine Persönlichkeit ging. Es ging nicht mehr darum, 90-60-90 haben zu müssen, sondern darum, wer die Person hinter dem Gesicht ist. Für was steht sie? Das konnte mir Social Media bieten.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Dass es nicht nur darum geht, hart zu arbeiten, sondern auch darum, seine eigene Energie zu schützen. Am Anfang dachte ich, ich muss immer alles perfekt machen und es allen recht machen. Heute weiß ich, dass Grenzen zu setzen genauso wichtig ist, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Wie viel Kaffee, Nerven und Selbstgespräche es wirklich braucht. Aber im Ernst: Ich hätte gerne früher gewusst, dass man nicht alles sofort können muss – man darf wachsen. Dass mein Weg nicht linear sein muss. Ich dachte lange, Karriere bedeutet eine gerade Linie nach oben. Heute weiß ich: Jeder Umweg hat mich stärker gemacht und gerade diese haben mich dorthin gebracht, wo ich jetzt bin. Man ist nicht weniger wert, weil man Umwege geht oder Pausen braucht.

Ich hätte gerne früher gewusst, dass meine Verletzlichkeit irgendwann genau das sein wird, was mich mit Menschen verbindet und nicht das, was mich zurückhält. Für jeden ist auf Social Media Platz – ob du eine »Fashion-Maus« bist, Astrologie magst oder wie ich PTBS hast. Jeder findet seine Nische.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Es gehört eine gute Portion Durchhaltevermögen dazu, denn Erfolg entsteht nicht über Nacht, sondern durch Stringenz und Kontinuität. Kreativität ist wichtig, um Inhalte spannend und einzigartig zu gestalten, genauso wie die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, die andere berühren. Man braucht auch Empathie, um seine Community wirklich zu verstehen und auf Augenhöhe mit ihr zu kommunizieren. Und nicht zuletzt sind Organisation und ein gewisses Maß an Strategie unverzichtbar, um die Balance zwischen Spontanität und Planung zu halten und langfristig zu wachsen.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Lifestyle-Branche?

Influencer haben die Lifestyle-Branche komplett verändert, weil sie Trends nicht nur zeigen, sondern sie auch setzen. Früher kam Inspiration vor allem aus Magazinen oder von großen Marken. Heute entstehen viele Impulse direkt auf Social Media und oft aus einem authentischen Moment heraus. Das Besondere ist, dass Influencer Produkte und Ideen greifbar machen: Man sieht nicht ausschließlich ein perfektes Werbebild, sondern wie etwas im echten Leben funktioniert. Dadurch ist die Verbindung zwischen Marke und Konsument viel persönlicher geworden. Gleichzeitig haben Influencer die Macht, ganze Bewegungen in Mode, Beauty, Ernährung, Mental Health und so viel mehr anzustoßen, weil sie Menschen, die gleich denken und fühlen, direkt in ihrem Alltag erreichen.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?

Ich lasse mich durchaus von anderen Influencern inspirieren, aber meine wichtigsten Vorbilder finde ich oft außerhalb dieser Welt. Mich inspirieren Menschen, die mit Mut und Echtheit ihren Weg gehen – egal ob im Alltag, in der Kunst, im Business oder im Privaten. Von Influencern nehme ich gerne kreative Ideen mit, wie man Inhalte spannend aufbereitet oder Geschichten erzählt. Aber die Werte, an denen ich mich orientiere, ziehe ich eher aus echten Begegnungen, Büchern oder aus Menschen, die mich persönlich geprägt haben. So bleibt meine Inspiration vielfältig und ich verliere nicht meinen eigenen Kern. Ich habe über die Jahre immer mehr gelernt zu sagen, was wirklich in mir vorgeht, nahbarer zu sein und über wichtige Themen zu sprechen, die sich in meinem Leben abspielen, wie zum Beispiel Therapie, Traumata, PTBS oder das Muttersein.

Wie gehst du mit Kritik um? 

Ehrlich gesagt, bekomme ich selten Kritik, weil ich glaube, ich habe die Zuschauer so »erzogen«. Ich antworte meist sehr ironisch darauf und nehme es nicht ernst, weshalb ich wenig Angriffsfläche biete. Zudem polarisiere ich mit meinem Content nicht so extrem, dass es viel Angriffsfläche gibt. Vieles ist humorvoll gestaltet und selbstironisch, sodass man eher lacht statt kritisiert.

Vielleicht wird es irgendwann mehr Themen geben, mit denen man dann doch aneckt, aber dafür bin ich aktuell mental noch nicht bereit. Oft ist es ja so, dass diejenigen, die eine bestimmte Position vertreten oder Meinungsmacher sind, auch viel Kritik abbekommen. Kritik ist ja an sich nichts Schlechtes, nur wissen die meisten nicht, wie man sie konstruktiv formuliert. Die Grenze zu Beleidigung und Hass wird dann sehr schnell überschritten.

 

Bild: hopestudio