Georg Oberweger, DALL-E

Fiat-Geld am Abgrund: Warum unser Geldsystem zum Scheitern verurteilt ist

Ein Gastbeitrag von Christian Karl

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem Fingerschnippen Reichtum erschaffen. Keine Arbeit, keine Produktion, kein realer Gegenwert – nur ein digitaler Befehl in einem Computersystem. Genau das tun Zentralbanken täglich, wenn sie Geld aus dem Nichts erzeugen. Es ist eine Fähigkeit, die einst Alchemisten vergeblich suchten, nun aber von modernen Finanzinstitutionen perfektioniert wurde.

Doch was, wenn dieses Geldsystem auf einem Fundament aus Illusionen und Versprechen ruht? Was, wenn die Kaufkraft unseres Geldes nicht durch echte Werte, sondern durch kollektives Vertrauen bestimmt wird? Vertrauen, das immer wieder enttäuscht wird, wenn Inflation unser Erspartes entwertet, Banken in Krisen ins Wanken geraten und Regierungen immer neue Schuldenberge auftürmen.

Die Illusion des Fiat-Geldes

Fiat-Geld – der Begriff klingt harmlos, fast ehrwürdig. Doch der lateinische Ursprung »fiat« bedeutet schlicht »Es werde« – eine Schöpfung aus dem Nichts. Im Gegensatz zu Gold, das über Jahrtausende als Wertspeicher diente, besitzt Fiat-Geld keinen inneren Wert. Es existiert, weil wir ihm vertrauen. Doch dieses Vertrauen ist fragil, denn Staaten und Zentralbanken haben stets einen Anreiz, mehr Geld zu drucken, als gut für die Wirtschaft ist. Die Folgen? Inflation, Kaufkraftverlust und eine wachsende Vermögensungleichheit.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dieses System stets ein Verfallsdatum hat. Die deutsche Währungsreform am 20. Juni 1948 ist ein eindrucksvolles Beispiel. Während laufende Löhne und Gehälter im Verhältnis 1:1 in die neue D-Mark umgewandelt wurden, verloren Sparer fast ihr gesamtes Vermögen. 93,5 % der alten Reichsmark-Bestände wurden entwertet – ein brutaler Einschnitt für diejenigen, die auf das Geldsystem vertraut hatten.

Inflation: Der schleichende Diebstahl

Die meisten Menschen denken bei Inflation an steigende Preise. Doch das ist nur die Oberfläche. Inflation bedeutet in Wahrheit, dass das Geld in Ihrer Tasche an Wert verliert. Ein Brot, das heute drei Euro kostet, könnte in zehn Jahren doppelt so viel kosten – nicht, weil das Brot wertvoller wurde, sondern weil Ihr Geld weniger wert ist. Wer profitiert? Staaten und Schuldner, die ihre Schulden in entwertetem Geld zurückzahlen. Wer verliert? Sparer und Menschen mit fixem Einkommen.

Historisch gesehen ist die Versuchung, mehr Geld zu drucken, für Regierungen oft unwiderstehlich. Die Weimarer Republik, Simbabwe, Venezuela – überall, wo Politiker die Druckerpresse anwerfen, folgt Chaos. Heute ist die Geldschöpfung subtiler, doch der Effekt bleibt derselbe. Der durchschnittliche Bürger bemerkt die schleichende Enteignung erst, wenn es zu spät ist.

Ein Blick auf die Zahlen lässt nichts Gutes erahnen: Die globale Verschuldung hat die Marke von 313 Billionen US-Dollar überschritten. Die USA allein stehen mit über 36 Billionen US-Dollar in der Kreide – Tendenz steigend. Die Zinsen auf diese Schulden belaufen sich bereits auf über eine Billion US-Dollar jährlich. Das ist eine tickende Zeitbombe, deren Explosion nur eine Frage der Zeit ist.

Warum Fiat-Geld zum Scheitern verurteilt ist

Jedes Fiat-Währungssystem in der Geschichte ist gescheitert. Das Römische Reich entwertete seine Münzen durch immer geringeren Silbergehalt – bis das Vertrauen in die Währung zusammenbrach. Die französische Assignaten, die Papiergeldinflation in Deutschland 1923 oder die hyperinflationären Währungen der Gegenwart – sie alle folgten demselben Muster: zuerst Expansion, dann Krise, schließlich Zusammenbruch.

Und auch in der modernen Welt scheint sich Geschichte zu wiederholen. Der amerikanische Forscher Vincent Cate analysierte 599 Fiat-Währungssysteme aus den letzten 1.000 Jahren. Die Ergebnisse sind alarmierend: 156 endeten in Hyperinflation, 165 wurden durch Kriege ausgelöscht, 278 mündeten in Währungsreformen oder Zerfall. Die durchschnittliche Lebensdauer eines ungedeckten Papiergeldsystems beträgt gerade einmal 38 Jahre – und der Euro nähert sich dieser Schwelle mit rasender Geschwindigkeit.

Bitcoin: Die unvermeidliche Antwort

Genau in diesem Umfeld entstand Bitcoin – als direkte Reaktion auf die Finanzkrise 2008. Sein Schöpfer, Satoshi Nakamoto, hinterließ in der ersten Bitcoin-Block eine Nachricht: »The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks.« Ein Wink mit dem Zaunpfahl: Bitcoin wurde als Gegenentwurf zum Fiat-System geschaffen.

Während Zentralbanken die Geldmenge unbegrenzt erhöhen können, ist Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten limitiert. Während Fiat-Geld durch politische Interessen manipuliert wird, folgt Bitcoin festen mathematischen Regeln. Während Inflation Fiat-Geld schleichend entwertet, sorgt Bitcoins Knappheit für eine natürliche Deflation.

Henry Ford erkannte das Problem bereits vor einem Jahrhundert: »It is well enough that people of the nation do not understand our banking and monetary system, for if they did, I believe there would be a revolution before tomorrow morning.« Heute verstehen immer mehr Menschen die Schwächen des Systems – und suchen Alternativen.

Der Anfang vom Ende

Wir stehen an einem Wendepunkt. Das Vertrauen in Fiat-Währungen erodiert, während Alternativen wie Bitcoin an Bedeutung gewinnen. Die Geschichte zeigt, dass kein ungedecktes Geldsystem ewig hält. Ob es in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren geschieht – der Tag wird kommen, an dem das Fiat-Experiment scheitert.

Die Frage ist nicht, ob, sondern wann.

Ausblick: Das Mysterium Satoshi Nakamoto – Der Schöpfer von Bitcoin und das Ende der alten Ordnung

Im nächsten Artikel tauchen wir tief in das größte Rätsel der Finanzwelt ein – und enthüllen, warum Nakamotos Vermächtnis unaufhaltsam ist.

 

Der Autor:

Christian Karl ist Trainer, Speaker und Experte für die Integration von traditionellen Finanzmärkten (TradFi) und digitalen Assets wie Bitcoin. Nach acht Jahren als Fondsmanager ist er heute SRI Advisor und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für derivative Finanzprodukte; seit Jahren liegt sein Fokus auf der Integration von Bitcoin als Portfoliobaustein und NFTs.

Beitragsbilder: Georg Oberweger, DALL-E