Finanzielle Freiheit beginnt mit dem ersten Schritt

Finanzielle Freiheit beginnt mit dem ersten Schritt

Mit einem Kapital von 10.000 Euro Millionär zu werden, ist laut Investor Mario Lüddemann kein Problem – wenn man eine gute Strategie hat. Er meint, es sei einfach nur wichtig, anzufangen. In unserem Interview erklärt er, welche Schritte ihn selbst zum Erfolg geführt haben. 

Herr Lüddemann, Sie haben aus 5.000 DM in fünf Jahren eine Million gemacht und ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Was war der Antrieb für dieses Thema und diese Karriere?

Es ist Zufall gewesen, dass ich 1996 mit 5.000 DM meine erste Aktie gekauft habe. Auslöser war eine TV-Werbung mit Manfred Krug, der damals gesagt hat, man solle in die »Volksaktie« der Deutschen Telekom investieren. Das Ganze hat mich so sehr begeistert, dass ich sofort ein Depot eröffnete. Ich habe die Aktie gezeichnet, noch bevor sie an die Börse gekommen ist, und am ersten Handelstag schon mehr als 20 Prozent Performance gemacht. Dann habe ich abends auf meinen Kontoauszug geschaut und gesehen, wie viel Gewinn an einem einzigen Tag mit einer Aktie möglich ist. Ich dachte mir, wenn es so einfach ist, an der Börse Geld zu verdienen, dann möchte ich das natürlich auch. Daraufhin fing ich an, mich mit dem Thema Börse und Aktien auseinanderzusetzen und Stück für Stück immer mehr Wissen anzusammeln. Es ging nicht von heute auf morgen steil bergauf, es waren viele Aufs und Abs, bis ich ein System am Markt erkannt hatte und für mich nutzen konnte.

1998 habe ich dann hauptberuflich angefangen, als Trader zu handeln und durchschnittlich 30 Trades am Tag abgesetzt. So erzielte ich innerhalb von nur fünf Jahren bis Ende 2000 mehr als 1 Million DM Gewinn. Dass daraus später mehr wurde, lag eigentlich schon auf der Hand. Neben Trading wurde Investment immer interessanter, da das Kapital immer mehr geworden ist und ich in die Diversifikation gehen wollte. Vor ungefähr acht Jahren verspürte ich dann zum ersten Mal den Drang, mein Wissen weiterzugeben. Ich absolvierte  Ausbildungen als Trainer und als Coach und gebe im Jahr mehr als 40.000 Euro für Weiterbildungen aus, um mein Wissen besser nach außen transportieren zu können und möglichst viele Menschen für das Thema Börse zu begeistern, ob als Trader oder auch als Investor. Dies war auch der Startschuss für den Unternehmensaufbau. Vor fünf Jahren sind wir mit zwei Mitarbeitern gestartet, heute beschäftigt unser Unternehmen zehn Mitarbeiter mit steigender Tendenz.

Hat eine Langzeitstrategie zu Ihrem heutigen Erfolg geführt, oder sind Sie Schritt für Schritt vorgegangen?

In 25 Jahren als Händler habe ich mehrere erfolgreiche Strategien entwickelt, die durchschnittlich eine Performance von circa ein Prozent pro Woche erreichen. Als Investor habe ich jedoch auf Langzeitstrategien gesetzt, obwohl Langzeitstrategien immer auch eine Frage der Definition sind: Mein Anlagehorizont ist zwischen vier Wochen und maximal fünf Jahren. Keine meiner Strategien, die ich im Investmentbereich nutze, hat einen Horizont von 20 oder 30 Jahren. Warum? Das liegt einfach an der Performance, die man erzielt, wenn man verschiedene mittel- und langfristige Strategien miteinander kombiniert. Eine Buy-and-Hold-Strategie zum Beispiel bringt durchschnittlich 6 bis 8 Prozent. Mein Ziel war es aber immer schon, mindestens 15 Prozent Performance pro Jahr zu erreichen und zwar duplizierbar, sodass es für jeden auch möglich ist, diese Strategie nachträglich zu handeln.

Mit Verlusten muss man auch bei einer ausgefeilten Strategie rechnen, der Markt ist ja oft volatil, aber haben Sie Angst vor dem ganz großen Strategie-Irrtum?

Volatilität an den Aktienmärkten gehört zum Tagesgeschäft. Krisen gibt es immer wieder, und jede Krise bringt eine neue große Chance für uns Investoren und auch für Trader. Von diesen Krisen profitiert man als Investor, wenn man eine gute Strategie hat. Am Ende ist es wie im wahren Leben: Es geht immer darum, günstig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Das heißt, je volatiler der Markt ist, desto mehr Performance können wir mit einer guten Strategie erzielen. Habe ich Angst davor, einem großen Strategie-Irrtum zu unterliegen? Nein. Ich selbst handle seit mehr als 25 Jahren an den Börsen und erlebte während dieser Zeit mehr als sieben große Krisen, in denen die Märkte bis zu 70 Prozent gefallen sind und unsere durchschnittliche Performance im Investmentbereich über 20 Prozent lag. Auch Krisenjahre, und das ist das Besondere, haben wir in fast jedem Fall positiv abgeschlossen. Wichtig ist aber trotzdem, auch unterschiedliche Strategien zu fahren und nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern auch im Investment breit zu diversifizieren.

Welche Strategien braucht es für ein Millionendepot?

Am Ende sind es nur drei Dinge: Wenn wir ein Millionendepot aufbauen wollen, benötigen wir Geld. Das Zweite ist eine extrem gute und profitable Strategie. Der dritte Baustein ist das Thema Zeit. Zeit ist hierbei das meist unterschätze Vehikel, denn meistens kommt es darauf an, wie viel Zeit ich wirklich habe. Über den Faktor Zeit kann ich mit dem Zinseszinseffekt jedes Ziel erreichen. Ein Beispiel: Ich investiere 10.000 Euro zu 6 Prozent Rendite. Das ist eine einfache Buy-and-Hold-Strategie, mit der man in 20 Jahren eine Verdreifachung seines Kapitals schaffen. Wenn wir stattdessen einen Zinssatz von 12 Prozent haben, also eine doch schon sehr ordentliche Strategie, dann kommt es schon fast zu einer Verzehnfachung des Kapitals. Der Zinssatz verdoppelt sich, aber durch den Zinseszinseffekt kommt unfassbar viel mehr Kapital am Ende des Tages raus – vom Dreifachen bis zum Zehnfachen. Mit einer Millionendepot-Strategie mit einer Performance von mehr als 25 Prozent kann man in 20 Jahren knapp eine Million Euro erreichen. Wenn man jemanden fragt, ob es möglich ist, mit 10.000 Euro Startkapital eine solche Summe zu erreichen, wird man selten ein »Ja« hören, denn unser Gehirn kann nicht exponentiell denken. Die wichtigsten drei Dinge, die wir brauchen, um ein Millionendepot aufzubauen, sind Geld, eine gute Strategie und Zeit.

Was können unsere Leser heute noch tun, um auf ihrem Weg zur finanziellen Freiheit einen Schritt weiter zu gehen?

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was finanzielle Freiheit wirklich bedeutet. Welche Ziele, welche Visionen habe ich? Möchte ich vielleicht einfach nur weniger arbeiten oder früher in Rente gehen? Möchte ich mich in sozialen Projekten engagieren,  möchte ich mehr Zeit für meine Hobbys oder endlich genügend Zeit zum Reisen haben? Vielleicht möchte ich mir auch ein Wohnmobil kaufen, sodass ich nicht nur finanzielle Freiheit habe, sondern zu jederzeit leben kann, wo ich möchte und dies frei entscheiden kann.

Es ist wichtig, sich im Klaren zu sein, welche Schritte ich als nächstes gehen möchte, zum Beispiel eine Bestandsaufnahme: Wie viel Kapital habe ich? Wie viel Rendite kann ich mit einer guten Strategie Jahr für Jahr erreichen? Wie viel Kapital kann ich zusätzlich sparen, um mein Ziel schneller zu erreichen? Mit guten Investmentstrategien ist es kein Problem, Jahr für Jahr zweistellige Renditen und mehr zu erreichen. Doch wichtig ist es, anzufangen und jetzt die Entscheidung für die finanzielle Freiheit zu schaffen.

MK

Bild: Mirjam Hagen