Knef

100. Geburtstag: »Die Knef« – Diva, Chansonikone, Enfant terrible und Stimme einer Generation

Heute wäre Hildegard Knef 100 Jahre alt geworden – eine der markantesten deutschsprachigen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Schauspielerin, Sängerin, Chanson-Poetin, Autorin und Grenzgängerin zwischen Popkultur und ernstem Ausdruck: Ihr Leben und Werk spiegeln nicht nur die Nachkriegszeit, sondern auch den kulturellen Wandel Deutschlands wider.

Vom Nachkriegsfilm zur internationalen Karriere

Knef wurde 1925 in Ulm geboren und avancierte nach dem Zweiten Weltkrieg rasch zu einer prägenden Film- und Bühnenpersönlichkeit. Eine ihrer ersten großen Rollen hatte sie im Trümmerfilm Die Mörder sind unter uns (1946), einem Meilenstein der deutschen Nachkriegskinematographie. Später arbeitete sie auch in Hollywood und am Broadway – ein ungewöhnlicher Weg für eine deutsche Schauspielerin jener Zeit.

Mit dem kontroversen Drama Die Sünderin (1951) setzte sie Maßstäbe: Eine Szene, die als eine der ersten Nacktdarstellungen im deutschen Kino gilt, löste eine breite gesellschaftliche Debatte über Moral, Kunst und Freiheit aus. Ihre Präsenz und Direktheit machten sie zu einer unverwechselbaren Figur in der deutschen Filmgeschichte.

Chanson, Schreiben und Authentizität

Parallel zu ihrer Schauspielkarriere wurde Knef als Sängerin und Chanson-Interpretin berühmt. Klassiker wie Für mich soll’s rote Rosen regnen, der zu ihrem bekanntesten Lied wurde, verknüpfen ihre rauchige Stimme mit tief persönlichen Texten über Sehnsucht, Schmerz und Lebenslust. Angela Merkel wählte »Für mich soll’s rote Rosen regnen« für ihren Großen Zapfenstreich, nicht umsonst, denn das Lied sei für sie die Mischung aus Zuversicht, Lebensmut und Demut – den Wunsch, dem Leben offen zu begegnen, ohne Anspruchsdenken, aber mit der Hoffnung, dass einem trotz aller Härten auch Güte, Glück und Würde zuteilwerden dürfen.

Knefs künstlerisches Selbstverständnis war von Offenheit und Direktheit geprägt: Sie sang und schrieb über Stärke ebenso wie Verletzlichkeit, ohne sich hinter Glamour zu verstecken. Dieses ehrliche Selbstausdrucks-Prinzip zog sich auch durch ihre schriftstellerischen Arbeiten und ihre autobiografischen Texte.

2025 widmet sich der Dokumentarfilm Ich will alles. Hildegard Knef ihrem Leben in Bildern und Tönen: seltene Archivaufnahmen, Zeitzeugen-Interviews und persönliche Texte zeichnen ein weitgespanntes Porträt dieser unermüdlichen Künstlerin und ihres kreativen Lebenswerks.

Einfluss bis heute

Ihr Einfluss reicht weit über klassische Pop- und Filmschaffen hinaus: Knef steht für einen künstlerischen Mut, der Eigensinn, Authentizität und Transformation vereint — Werte, die auch viele Erfolgsgeschichten der Kultur- und Kreativwirtschaft prägen. Zum 100. Geburtstag erinnern nicht nur TV-Dokus und Film-Retrospektiven, sondern ebenso Künstlerinnen und Künstler an ihre Kraft und ihre Bedeutung für die deutschsprachige Kultur.

SK

Beitragsbild: IMAGO / United Archives