speidel

»Ich bin als Rebell geboren«

Jutta Speidel im Interview mit Carmen Uth

Carmen Uth: Sie haben mit Ihrem Projekt Horizont in den vielen Jahren ganz schön was auf die Beine gestellt, das hat bestimmt mit Emotionen zu tun.
Jutta Speidel: Ja, es hat mit sehr viel Emotion zu tun. Horizont ist ein vom mir vor 21 Jahren gegründeter Verein. Da ich selbst Mutter von zwei Töchtern und Großmutter bin, weiß ich sehr genau, wie wichtig die Stärke einer Mutter ist, um ihre Kinder groß zu ziehen, damit sie wirklich eine Chance im Leben haben. Durch meinen Beruf musste ich oft umziehen oder ich bin ständig nach Hause gependelt. Wenn man schwach, müde und abgekämpft ist, kann man nicht wirklich Kindern gerecht werden. Als ich dann durch Recherche erfuhr, was mit obdachlosen Kindern passiert – Traumatisierungen durch Gewalt und sexuelle Übergriffe – da habe ich einfach gehandelt.

Ich finde es generell sehr wichtig, dass sich der Mensch kümmert wie früher. Wir haben so viel schlimme Zeiten erlebt. Seit siebzig Jahren haben wir dieses wirklich andere Leben in Deutschland. Ohne Krieg. Ohne Hungersnöte oder großartige Katastrophen. Was für ein unglaubliches Geschenk. Umso mehr müssen wir dankbar sein und einfach hinschauen. Ich finde jeder Bürger kann was tun. Ich finde diese ehrenamtliche Hilfe von Menschen wahnsinnig wertvoll.

Das sehe ich wie Sie und Engagement ist immer eine gute Sache. Wir selbst unterstützen die „Sozialhelden“ von Raul Krauthausen und das Projekt Nacht der Magie, Entertainment mit sozialem Charakter. Natürlich setzt es auch voraus, dass man selbst gut gefestigt in seinem Leben ist. Viele Menschen sind so intensiv mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, dass es manchmal an Kraft fehlt, um über den Horizont schauen zu können. Deshalb finde ich auch den Namen Ihres Projektes sehr stimmig.
Ihr Projekt Horizont läuft schon viele Jahre. Da gibt es Höhen und Tiefen. Wie schaffen Sie es in Situationen, in denen es mal nicht so gut läuft, raus zu kommen?
Ich bin so gestrickt, dass ich Boote, die ich besteige, über den See rudere. Egal, was für Wellen und welche Untiefen auch immer auf mich zukommen. Ich habe das schon immer so gemacht. Wenn ich zum Beispiel ein Filmprojekt beginne und ich mich entschieden habe, dass ich diesen Film mache und dann vielleicht die Partner nicht so sind oder die Regie nicht so gut funktioniert oder dieses Drehbuch „verschlimmbessert“ wurde, dann ziehe ich das trotzdem durch, dann rudere ich über den See.
Bei Horizont versuchen wir in solchen Situationen Lösungen zu finden. Wir finden immer wieder tolle Leute, die an unserer Seite sind, und die sagen: Okay, ich steige mit in das Boot ein. Wir haben eine gute Basis und wir können richtig kräftig weiterrudern. Und das machen wir mit großer Freude.

Das ist ja eine Gabe, andere Menschen mit ins Boot zu bekommen. Sie haben ein Schlagwort genannt: Freude. Was glauben Sie, was ist es, was die anderen so anzieht, dass sie sagen: Ja! Da rudern wir mit?
Viele Leute, die mit mir zusammen arbeiten, sagen, Sie machen es für mich, weil, wenn ich komme, geht die Sonne auf. Und ich freue mich auch wirklich drüber. Ich selbst kann das für mich gar nicht beurteilen. Weil ich auch meine Grummelzeiten und meine Schattenseiten kenne. Ich will ja auch positiv sein und ermuntern. Und ich sorge mich auch um sie. Ich bin da. Einerseits….

Dies ist nur ein Auszug aus dem aktuellen ERFOLG Printmagazin.

 

 

Den ganzen Artikel kannst du im  aktuellen Erfolg Magazin lesen!

 

 

 

Bild: Dirk Schiff.