Die bekannte TV-Blondine spricht ausführlich über ihre Karriereziele, Selbstvermarktung und warum Angela Merkel eines ihrer Vorbilder ist. Das Gespräch führte Julien Backhaus.
Daniela, du bist die bekannteste Blondine Deutschlands. Kannst du dich noch daran erinnern, wann in dir der Wunsch gewachsen ist, vor der Kamera zu arbeiten?
Die Kamera war eigentlich nur Mittel zum Zweck. Ich hatte damals keine Kohle, nur einen Job als Kellnerin und wollte unbedingt Hugh Heffener kennenlernen! Die Flüge nach Amerika hätten mich 1200 Euro gekostet und ich dachte, wenn ich beim Fernsehen bin, bezahlen die das alles. Vor der Kamera zu stehen, das habe ich dann einfach gemacht. Ich habe nie darüber nachgedacht, weil ich nichts zu verlieren hatte.
Also hattest du auch keinen Plan B?
Nein, einen Plan B hatte ich nie.
Die meisten erfolgreichen Leute haben nur einen Plan A.
Ist das so? Ich dachte, nur ich sei so leichtsinnig und naiv. Ich wusste, dass ich immer zu meiner Mama kann. Falls irgendwas sein sollte, könnte ich wieder anfangen zu kellnern. Denn meine Mutter ist meine Mutter und nicht meine Chefin, die würde mich wieder auffangen.
Um über Jahre und Jahrzehnte erfolgreich zu sein, egal wo, braucht man Disziplin und Arbeitseinstellung. Du bist BestsellerAutorin, Schauspielerin, Sängerin, Moderatorin, Werbeikone, Gastronomin, du hast eine Schuhkollektion, verkaufst Wohnaccessoires, Parfüm, bist Markenbotschafterin, vermarktest ein Haarpflegeprodukt und hast eine App entwickelt.
Vergiss nicht zu erwähnen, dass ich Mutter bin, das ist der härteste Job.
Fiel dir das schon immer leicht, viele Bälle in der Luft zu halten?
Ja. Stell dir vor, du stehst in einer Kneipe und hast 20 Leute vor dir an der Theke sitzen und musst versuchen, dich mit jedem zu unterhalten. Du musst so reden, dass sich jeder angesprochen fühlt. Das konnte auch Marilyn Monroe. Man erzählt, dass alle immer das Gefühl hatten, sie spricht mit einem persönlich obwohl ganz viele Menschen im Raum waren. Dafür war die Gastronomie die beste Schule, weil ich schon früh meine Bühne hatte mit Leuten, die mir zugehört haben. Je mehr du dich mit den Leuten unterhalten hast, desto mehr Trinkgeld gab es, desto tiefer der Ausschnitt, desto größer die Klappe. (lacht) Es war alles offenherzig und immer ehrlich. Vielleicht sah es so aus, als wäre ich schnell zu haben, aber ich war es nie. Dieses Gefühl zu vermitteln, hat mir meine Mutter in der Gastronomie beigebracht.
Gab es Vorbilder, von denen du lernen konntest?
Von jedem ein bisschen. Heidi Klum ist für mich ein ganz bodenständiger Mensch aus Bergisch Gladbach und sie hat das Beste draus gemacht. Michelle Hunziker ist immer so positiv. Alles blonde Powerfrauen. Natürlich gehören auch Marilyn Monroe und Angela Merkel dazu, obwohl die eher dunkelbond ist. Die stehen ihren Mann, besonders Angela Merkel. Und mein größtes Vorbild in Sachen Power war natürlich immer meine eigene Mutter. Drei Kinder, mit 17 Jahren das erste, mit 19 kam ich und mit 25 meine Schwester. Alleinerziehend, wenig Geld und versuchen, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Sie musste sich durchboxen, mit Dekolleté und einer Riesenklappe.
Wie entwickelt man sich als Persönlichkeit weiter in einem so krassen Umfeld wie das, in dem du arbeitest?
Ich habe mit 21 Jahren relativ jung angefangen für das Fernsehen zu drehen und hatte nur den Wunsch, nach Amerika zu gehen. Kein Geld, kein Plan B, aber Träume. Ich wusste nie, was draus wird, nur, dass ich da drüben eine Chance hätte. Und die Chance hat man mir gegeben. Aber egal wie viel Kohle du hast, du kannst mit keinem Geld der Welt die Sympathie der Menschen kaufen. Ich musste mir alles selbst erarbeiten.
Aber du hattest schon immer eine Wirkung auf Menschen.
Am Anfang war die eher so: „Was soll das jetzt?“ oder „Was macht die denn hier?“, also bestimmt viel negativer als jetzt, aber die Wirkung war da (lacht). Ich war den Menschen nie egal.
Deine Karriere lief eigentlich wie am Schnürchen in den letzten Jahren, von 20 auf 30 hast du richtig Vollgas gegeben. Du hast jung viel Geld verdient und hast erst jetzt eine Familie gegründet. War das geplant?
Ja, ich wollte aber eigentlich noch viel später ein Kind bekommen. Lukas kam dazwischen. Mein Traumalter für ein Baby wäre 33 gewesen eine schöne Schnapszahl und schon was erreicht im Leben. Nun kam es dann doch anders. Und es ist das Schönste, was es gibt.
Du bist in Deutschland eine echte, erfolgreiche Unternehmerin geworden. Davon gibt es recht wenige. Fehlt den Frauen der Mut?
Ich unterhalte mich manchmal mit Frauen, die gerade auf dem Weg sind und sagen: „Ich möchte es auch so haben wie du“.
Und was sagst du denen? Hast du da so einen generellen Tipp?
Versucht euch nicht zu verstellen und versucht nicht, mich nachzumachen. Die sagen: „Oh, ich mache mir jetzt die Haare blond“ oder „ich schminke mich mehr, mache mir die Wimpern die du hast, ich kaufe mir den selben Lippenstift, ich lasse mir auch die Brüste machen, dann bin ich wie du und es klappt schon“. Denen sage ich, dass das doch bekloppt ist, denn mich gibt es ja schon. (lacht) Wir sind hier nicht bei „I, Robot“, wo alle maßgefertigt vor die Kamera gestellt werden. Wie gesagt, die Sympathie der Menschen fliegt dir nicht zu. Die musst du erst überzeugen. Und das geht nur, wenn Du Du selbst bist.
Kannst du dir vorstellen, als Unternehmerin noch mehr aufzubauen?
Ja, noch einiges. Aber ich glaube, wenn man das öffentlich sagt, wirkt das schnell gierig. Aber Erfolg schmeckt einfach gut und viele Sachen, die ich mache, mache ich auch für meine Fans, wie meine App Love&Style zum Beispiel, die freuen sich darüber. Als ich als junge Frau den Wunsch hatte, zum Playboy zu gehen, bekam ich viel Gespött und einige haben mich ausgelacht. Erfolg ist ja auch eine süße Rache. (lacht) Trotzdem weiß ich, dass es sehr schnell wieder vorbei sein kann, gerade in meiner Branche. Aber bis dahin habe ich noch viele Pläne.
Aber deswegen hast du solche unabhängigen Unternehmen wie deine App gegründet, oder? Das sind doch Dinge für die Zukunft.
Ja, aber das ist nicht so wie bei C&A, Adidas oder Puma, die auch ohne ein Gesicht funktionieren. Bei mir muss man das Gesicht zum Produkt kennen und auch mögen. Es ist abhängig von der Präsenz, der Sympathie und dass die Leute einfach gerne hingucken. Mit der Präsenz kommt eben auch das Interesse für die App oder dass die Leute mich einfach gerne im Fernsehen sehen. Wenn ich ein Lied rausbringe und mich kann kein Arsch mehr sehen, dann willst du auch kein Lied von mir hören. Deswegen versuche ich authentisch zu sein und nur die Dinge zu machen, von denen ich überzeugt bin.
Könntest du dir also auch vorstellen, noch andere Dinge aufzubauen, die unabhängig von deinem Gesicht sind?
Ja, so etwas wie jetzt meine App Love&Style. Ich bin manchmal erschrocken über meine eigene Courage und meinen Mut. Aber ich denke nie darüber nach. Außer, wenn ich schwarz auf weiß die Download oder Verkaufszahlen sehe oder wenn ich extrem viel Resonanz bekomme, wenn sich beispielsweise Leute beschweren, dass etwas ausverkauft ist. Das macht mir wirklich Gänsehaut, denn das betrifft mich als Unternehmerin. Und hier bieten sich natürlich auch Möglichkeiten, die nicht unbedingt mit meinem Gesicht zusammenhängen. Ich möchte jetzt zum Beispiel junge Designer und kreative Menschen fördern. Ich bekomme oft so tolle Sachen geschickt und denke, das muss man doch bekannt machen.
Fühlt es sich dann wie Druck an, dass du permanent weiterliefern musst?
Nein, das tue ich sowieso. Ich bin niemand, der sich lange ausruhen kann. Ich bin automatisch um 7 Uhr wach und denke: „Okay, wann kommt das Kamerateam?“. (lacht) Ich mache gerne was. Die App muss laufen und Facebook mit meinen 2,6 Millionen Facebook-Freunden wird mit Livevideos bedient. Ich glaube, in Deutschland hat niemand so viele Freunde wie ich. (lacht) Und trotzdem sind nur mein Mann und meine Tochter an meiner Seite. Aber natürlich nehme ich mir Zeit für meine Familie. Meine kleine Tochter ist das Wichtigste in meinem Leben.
Du gibst dich aber auch sehr nahbar.
Ich bin ja auch nahbar.
Jeder Erfolgreiche hat irgendwann sein Talent erkannt und alles andere angefangen zu delegieren. Fällt dir so was leicht?
Nein, ich habe gerne die Kontrolle. Was das betrifft, bin ich ein bisschen Freak, dass ich mir manchmal sogar das Bild bei einem Interview zeigen lasse. Ich glaube, mein großes Talent ist, dass es locker und leicht aussieht und deswegen sagen auch viele: „Och Gott, was die kann, das kann ich ja sowieso.“ Aber es ist alles andere als leicht und es ist mir nicht in den Schoß gefallen. Wenn ich sage, dass ich vor der Kamera arbeite, dann muss ich mir viele dumme Sprüche anhören. Ich weiß auch, was Arbeit ist und habe Kisten geschleppt und gekellnert bis nachts um 3 Uhr. Man muss auch wissen, was diese Art der Arbeit bedeutet, um da mitreden zu können.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Bilder: Christian Holthausen Photography