Jessykrefft: »Mach, was du liebst, und bleib dabei du selbst!«

Jessykrefft: »Mach, was du liebst, und bleib dabei du selbst!«

Jessica Scheer lebt als »Jessykrefft« ihre Leidenschaft für Vintage-Mode und -Filter aus – und ihr Mann Jo darf im Instagram-Feed natürlich auch nicht fehlen. Für genau diese »Cosy Vintage Aesthetic« lieben sie ihre rund 185.000 Follower (@jessykrefft). Uns hat Jess im Interview verraten, warum Nahbarkeit für Influencer essenziell ist und an wen sie sich wendet, wenn sie mit Kritik konfrontiert wird.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Ich teilte meine Bilder seit Ende 2012 auf Instagram nahezu täglich und das über Jahre hinweg. Damals gab es den Beruf Influencer allerdings noch gar nicht. Ich bin da Jahre später einfach reingerutscht. Die Branche hat sich entwickelt, als ich schon etwas Reichweite hatte. Immer mehr Brands sind ab einem bestimmten Punkt dazu übergegangen, uns Normalos ihre Produkte zu schicken, um sie ihrer Community vorzustellen. Während meines Studiums konnte ich also anfangen, die ersten Brand-Deals an Land zu ziehen und nach meinem Studienabschluss bin ich dann nahtlos in die Selbstständigkeit übergegangen. Da ich sehr gerne unabhängig arbeite und mich sehr gut organisieren kann, passt die Kombination aus Kreativität und Leidenschaft und dem selbstständigen Arbeiten für mich optimal zusammen.

Dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte, ist wahrlich ein großes Plus in meinem Leben. Heute als Mama und auch aufgrund meiner persönlichen Eigenschaften profitiere ich in vielerlei Hinsicht von der Flexibilität, die mir dieser Beruf bietet.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Ich bin sehr froh darüber, wie das bei mir gelaufen ist, und ich glaube, ich habe auch viele richtige Entscheidungen getroffen, weil ich immer auf mein Bauchgefühl gehört und mich nie verstellt habe. Das haben sowohl meine Community als auch die Brands gemerkt, die dadurch gerne mit mir zusammenarbeiten wollten. Und das würde ich auch gerne so weitergeben: »Mach, was du liebst, und bleib dabei du selbst!« Je authentischer du bist, desto eher ziehst du gleichgesinnte Menschen an, welche dich in dem, was du tust, gerne begleiten und unterstützen.

Außerdem: Egal ob große oder kleinere Reichweite, Reichweite hat immer einen Wert. Verkaufe dich nicht unter Wert!

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Ab wann man als Influencer erfolgreich ist, ist ein bisschen davon abhängig, wen man fragt. Wenn man aber einen Werdegang als Influencer starten möchte, ist es besonders wichtig, organisiert zu sein. Zeitmanagement ist das A und O. Zudem sollte man gerne selbstständig und vor allem kreativ arbeiten wollen.

Außerdem sind gute Kommunikations-Skills unabdingbar, da man nahezu ununterbrochen im Austausch mit der Community, den Kollegen und Kunden ist.

Darüber hinaus ist Durchhaltevermögen eine wichtige Charaktereigenschaft, die einen in diesem Berufsfeld weiterbringt. Schlechte Zahlen dürfen beispielsweise nicht demotivieren und Absagen sollten nicht persönlich genommen werden. Man sollte mit seiner Content-Erstellung immer konsistent bleiben, auch wenn es mal nicht so läuft wie erwünscht. Erfahrungsgemäß folgt nach jeder Regression auch wieder ein Aufschwung.

Eine weitere wichtige Charaktereigenschaft ist es, Selbstbewusstsein zu haben. Nicht zu verwechseln mit Überheblichkeit, sondern sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein, um seine Stärken besser einbringen und nutzen zu können. Besonders im Hinblick darauf, mit dem eigenen Content einen USP (Unique Selling Point: Was kann ich mit meinem Content beitragen, das mich von anderen abhebt) zu erschaffen.

Natürlich haben auch ganz viele Menschen in dieser Branche einen gewissen Drang zur Selbstdarstellung, manche mehr und manche weniger, aber prinzipiell sollte man weniger ein Problem damit haben, sich und einen Teil seiner Privatsphäre zu öffnen, um sich in irgendeiner Form zu präsentieren.

Auch stressresistent zu sein, ist definitiv ein Plus in dieser Branche. Die schönen Bilder und Videos, die letztendlich auf den Kanälen landen, sind nur die kleine Kirsche auf der Torte vieler kreativer, bürokratischer und organisatorischer Prozesse.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Lifestyle-Branche?

Runtergebrochen sind Influencer auch nur normale Menschen, die sich entschieden haben, Fotos und Videos zu teilen. Und gerade, weil das so ist, werden sie als sehr nahbar wahrgenommen, was der Branche einen sehr persönlichen und freundschaftlichen Charakter verleiht. Von nahbaren Charakteren lassen wir Menschen uns sehr gerne mitreißen und inspirieren. Mit ihrer Meinung, ihrem Stil oder ihren Gewohnheiten haben Influencer also auch zum Teil einen sehr großen Einfluss auf das Leben der Follower, auf ihr Kauf- und Konsumverhalten und infolgedessen auch auf die Lifestyle-Branche.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?

Natürlich! Ich lasse mich gerne immer und überall inspirieren: von meinen coolen Kollegen, die ich sehr schätze, meiner Familie und Freundinnen, von Bands, Musik und Filmen oder von der Natur. Ich bin ein sehr enthusiastischer Mensch und freue mich über die kleinen und großen Dinge des Lebens. Das alles fließt auch in mein Leben und infolgedessen in meinen Content mit ein.

Wie gehst du mit Kritik um?

Ich bin ein sehr reflektierter Mensch, deshalb hat mich konstruktive Kritik bisher immer weitergebracht. Ich mache mir Gedanken über mein Handeln und kann auch gut Fehler eingestehen. Wenn ich kritisiert werde, arbeite ich das immer in Gesprächen auf – mit der Person, die mich kritisiert und auch mit meiner Familie, Mama oder Papa, meinem Ehemann und meinen Freundinnen. Ich hole mir da ganz viele Sichtweisen und Feedback ein und ziehe für mich meine Schlüsse daraus. Kritik ist manchmal mehr und manchmal weniger berechtigt, aber wenn sie berechtigt ist, gibt sie mir die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung und das finde ich bereichernd.

 

Bild: Johannes Scheer