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Kessler-Zwillinge: Zwei Leben, eine Ära deutscher Showgeschichte

Selbst im Alter von 89 Jahren traten sie noch gemeinsam auf – professionell, souverän und medienwirksam, zuletzt im Juli bei der Entgegennahme des Bayerischen Verdienstordens durch Ministerpräsident Markus Söder. Nun haben die Kessler-Zwillinge ihren letzten Weg ebenfalls gemeinsam und selbstbestimmt gewählt – so, wie sie ihr gesamtes Leben gestaltet haben. Alice und Ellen Kessler sind im Alter von 89 Jahren durch einen assistierten Suizid gestorben. Das berühmte Duo ging auch diesen letzten Schritt Seite an Seite.

Erst im August hatten sie in einem Interview bekräftigt, keinesfalls in ein Seniorenheim ziehen zu wollen. »Meine Schwester und ich haben das große Glück, noch alles selbstständig zu können, auch wenn wir leider nicht mehr die Energie und Kraft von früher haben. Aber ich finde, 90 Jahre reichen allgemein. Das ist schon sehr viel. Viele Menschen sind im Alter auf Hilfe und Pflege angewiesen. Wer möchte ins Heim oder ein Pflegefall werden? Ich ganz sicher nicht«, sagte Alice Kessler im Gespräch mit der »Bild«.

Wie zwei Schwestern eine Ära dominierten

Die legendären Entertainerinnen prägten ein ganzes Show-Zeitalter. Das am 20. August 1936 im sächsischen Nerchau geborene Duo begann seine Karriere als Balletttänzerinnen, wurde im Düsseldorfer Revuetheater entdeckt und feierte internationale Erfolge im Pariser Lido, in Las-Vegas-Shows und zahlreichen US-TV-Produktionen.

Mit Eleganz, präziser Choreographie und ihrem unverwechselbaren Auftritt wurden sie zum Inbegriff des europäischen Show-Glamours der 1950er und 60er Jahre. Ihre Film- und Serienrollen reichten von deutschen Komödien über italienische Produktionen bis hin zu TV-Shows – stets als unzertrennliches Duo.

Für die Unterhaltungsbranche waren sie ein Meilenstein: Sie öffneten deutschen Künstlerinnen den Weg in internationale Revuen, verbanden Tanz, Musik und Film auf neue Weise und wurden zu Ikonen ihrer Generation. Dass sie nun gemeinsam aus dem Leben gingen, vollendet das Bild einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, die über sieben Jahrzehnte untrennbar blieb.

SK

Beitragsbild: IMAGO / Sven Simon