Politiker brauchen unsere Aufmerksamkeit, unsere Sympathie, unsere Zustimmung. Mit einem Wort: Sie brauchen uns. Macron zeigt, wie man Menschen erreicht. Macron ist in vielerlei Hinsicht ein begabter Kommunikator. Müsste man seinen körpersprachlichen Erfolg mit einem Wort betiteln, wäre das wohl »Vielfalt«.
Beobachten Sie den französischen Staatspräsidenten mal genauer, wird Ihnen auffallen, dass nicht nur seine Mimik klar verrät, was Sache ist, sondern auch seine Gesten alles, was er sagt, unterstreichen. Und er nutzt hier alle körperlichen Möglichkeiten: mal große, ausladende Gesten, mal enge, zurückhaltende. Mal hämmernd schnelle Bewegungen, mal kleine beruhigende. Emmanuel Macron kann zornig, ja richtiggehend aggressiv wirken, aber er kann eben auch entspannt und lümmelt bisweilen am Rednerpult, als wäre er mit Freunden an der Bar. Und er kann eben auch staatstragend. So vermittelt er Emotionen und sein Publikum weiß, woran es ist. Und das gibt dem Menschen seit jeher Sicherheit. Wer seine Signale eindeutig zeigt, erzeugt weniger Missverständnisse.
Eine Geste ist bei Macron häufig zu beobachten: Ein Arm ist weeeeeit ausgestreckt und die Handfläche nach unten gerichtet. (Bitte, verwechseln Sie das nicht mit dem Nazigruß! Davon ist Macron weit entfernt, er macht das deutlich lässiger.) Die große, weit ausladende Geste wirkt raumgreifend. Und er ist nicht der einzige Machtmensch, der sich ihrer gerne bedient. Auch von Barack Obama gibt es diesbezüglich zahlreiche Aufnahmen. Macron macht das auf großen Bühnen, aber auch im Zwiegespräch. Offensichtlich ist, dass er damit auffallender ist. Ein Element in einer Gruppe wird umso sichtbarer, je größer es sich macht und je mehr Bewegung es zeigt. Deswegen fallen die »Obamacrons« mehr auf als der Straßenkehrer bei Ihnen um die Ecke. (Sie wissen nicht, welchen Straßenkehrer ich meine? Sehen Sie!)
Den Artikel »Körpersprache unter der Lupe: Der Erfolg des Emmanuel Macron« von Stefan Verra finden Sie in der brandneuen ERFOLG Magazin Ausgabe 06/2021 -> LINK
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