Antonia Gödecke; Depositphotos / ufabizphoto

Künstliche Intelligenz: Eine Zukunft ohne Menschen

Ein Gastbeitrag von Saeed Habibzadeh

Früher war es eine echte Herausforderung, an einen fremden Ort zu gelangen. Wir waren gezwungen, unseren Weg zum Zielort auf der Straßenkarte zu erfassen und dabei viele unserer natürlichen Fähigkeiten in Anspruch zu nehmen. Dadurch haben wir unser Gehirn trainiert; unsere Koordinationsfähigkeit und Lernfähigkeit vergrößert. Wenn wir es alleine nicht mehr geschafft haben, endete unsere Verzweiflung meist an einer Tankstelle, an der wir erfuhren, wo wir sind und wie wir weiterkommen. Heutzutage erinnern wir uns nicht mehr an jene Tage, denn die Navigation spricht zu uns und führt uns punktgenau zum Ziel. Wir müssen weder die Straßenkarte studieren, noch mit anderen Menschen kommunizieren, um unsere Destination zu erreichen.

Zwei Seiten einer Medaille

Mittlerweile begleitet uns die künstliche Intelligenz jedoch nicht nur auf den Straßen, sondern hält die Kontrolle überall fest in Händen. Sie macht für uns Kaffee, nimmt Anrufe entgegen, schreibt E-Mails, korrigiert unsere Texte, schreibt für uns Bücher, erinnert uns an unsere Termine und fährt sogar völlig autonom unsere Autos.

Ohne Zweifel machen uns technische Errungenschaften und künstliche Intelligenz das Leben leichter. Vieles, was wir früher mühselig tun mussten, fällt nun weg. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.

Auf der anderen Seite lässt sich beobachten, dass die jüngsten Entwicklungen auch erhebliche Gefahren mit sich bringen können. Wenn wir eine KI etwas für uns machen lassen, hören wir auf genau diese, eigentlich natürliche menschliche, Fähigkeit selbst zu trainieren. Während wir Chat GPT bei allem um Hilfe fragen, merken wir nicht, dass wir Stück für Stück verlernen, selbst zu denken. Ganz nach dem Prinzip »Use it or lose it« bilden sich ungenutzte Hirnareale zurück.

Hingegen entstehen neue neuronale Verbindungen, wenn wir Neues lernen und unser Gehirn in Anspruch nehmen. Auch wenn es verlockend und zeitsparend ist, sollten wir im Alltag so oft wie möglich versuchen, unsere eigene Intelligenz in Anspruch zu nehmen.

Eine weitere Folge der immer größer werdenden KI-Nutzung ist die Isolation. Statt mit Menschen zu kommunizieren, reden oder schreiben wir mit Maschinen und fragen sie um Rat. Selbst Familienmitglieder, die in einem Haus leben, schreiben sich SMS, statt miteinander zu sprechen. Dadurch geht eine der wichtigsten Intelligenzarten verloren, die uns Menschen überhaupt ausmacht: die soziale Intelligenz. Ohne menschliche Kontakte verlieren wir den Bezug zueinander. Familie bedeutet immer weniger. Kinder suchen außerhalb der Familie Halt und Anschluss. Freundschaften werden immer oberflächlicher und opportunistischer. Eine schleichende Entwicklung, die wir jetzt ernst nehmen und dieser gezielt entgegenwirken müssen.

Droht der Realitätsverlust?

Die nächste katastrophale Folge von KI ist der Verlust von Realität. Die künstliche Intelligenz erzeugt eine eigene Realität (Virtual Reality). Seit Jahrzehnten beeinflussen Filme und Fernsehserien unseren Alltag dermaßen, dass wir uns unbewusst so verhalten, wie deren Darsteller. Social Media hat das Ganze auf ein neues Level gehoben. Und der nächste Schritt, der uns noch weiter weg von der Wirklichkeit bringt, ist die Virtual Reality. Gewalttaten nehmen zu und die Täter werden immer jünger. Denn all das wirkt sich nicht nur auf unser Gehirn und Bewusstsein aus, sondern zeichnet sich auch in unseren Taten ab: Maschinen werden immer menschlicher und Menschen werden immer maschineller.

Die Auswirkungen des aktuellen KI-Hypes auf Menschen und Gesellschaft, lassen sich noch nicht absehen. Klar ist, die zukünftigen Generationen werden in einer KI-geprägten Welt aufwachsen. Daher ist es wichtig, einen intelligenten und verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz zu etablieren. Auf keinen Fall dürfen wir uns nicht nur danach richten, was uns angenehm ist, sondern was für uns auch langfristig sinnvoll ist. Wie alles im Leben, kann man künstliche Intelligenz für wirklich sinnvolle Dinge nutzen oder uns immer unmenschlicher machen.

Wer den Bezug zu seiner Basis verliert, verliert auch seine Orientierung. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere eigenen Errungenschaften die Kontrolle über uns gewinnen und unsere Gedanken, Gefühle und Entscheidungen bestimmen. Denn wir Menschen sind hochbegabte und vollkommene Wesen mit einer hohen natürlichen Intelligenz. Die Natur schenkt uns auf unserem Planeten ein wunderbares Zuhause voller Liebe und Wärme. Deshalb sollten wir unsere natürliche Basis nicht verlieren und direkte Verbundenheit mit der Natur pflegen.

Was uns Menschen menschlich macht, ist das Menschliche und nicht das Künstliche. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass wir Menschen mit Seelen und Herz sind. Wir lieben es, gute Menschen zu sein und für andere da zu sein. Wir lieben es, anderen mit einem Lächeln, mit Hilfsbereitschaft und Wohlwollen zu begegnen. Wir lieben das Wahre, Gute und Schöne. Das dürfen wir niemals vergessen!

Der Autor:

Saeed Habibzadeh ist in einer Künstlerfamilie in Teheran aufgewachsen.

Als spiritueller Coach unterstützt er Menschen seit 30 Jahren durch innovative Ansätze.

Beitragsbilder: Antonia Gödecke; Depositphotos / ufabizphoto