Lara Leipholz ist Gründerin und CEO von »OHEY Management« (@lara.leipholz). Sie ist ebenso gleichzeitig selbst Managerin und betreut momentan zehn Künstler aus den Bereichen Social Media, Film, Synchron und Schauspiel. Uns hat Lara im Interview verraten, wie sie ihren Weg in das Künstler-Management gefunden hat und welche Art von Content sie außerhalb ihrer Arbeit gerne verfolgt.
Was war deine Motivation, in das Management einzusteigen?
Ich habe schon immer eine Leidenschaft für meinungsstarke Inhalte und kreativen Content gehabt! Film, Musik und Kunst waren schon immer meine absolute Leidenschaft. Nach meinem Jurastudium habe ich festgestellt, dass ich meine Passion für inhaltliche Kreativität als Juristin nicht vollständig ausleben konnte. Deshalb habe ich mich entschlossen, etwas ganz Neues auszuprobieren.
Ich habe mir bewusst ein halbes Jahr »Probezeit« fernab von den Rechtswissenschaften genommen, um in ein anderes Berufsfeld zu schnuppern. Ich begann spontan bei »KoRo« in der Produktentwicklung und im Projektmanagement. Mein Fokus lag hier auf der Entwicklung von Food-Produkten – insbesondere für Künstler und Content Creator, sowie der Betreuung größerer Projekte um Künstler herum. Schnell wurde mir klar: Ich möchte nicht nur Produkte für Künstler entwickeln – sondern ich möchte selbst Künstler managen.
Ich nahm meinen ersten Creator und YouTuber auf und merkte bereits nach wenigen Wochen: Das ist es – ich habe meine Passion gefunden. So nahm ich nach und nach mehr Künstler auf, kündigte meine Festanstellung, gründete mein Management OHEY und habe seitdem den schönsten Job, den ich mir vorstellen kann. Ich betreue mittlerweile zehn exklusive Creator.
Ich liebe die Mischung aus täglichem Künstlerkontakt, kreativen Sessions, Reisen und Eventbegleitungen sowie den gemeinsamen Zielen, die wir uns setzen und erreichen. Jeder Künstler ist anders, und das macht diesen Beruf so faszinierend und auch sehr herausfordernd. Künstlermanagement bedeutet für mich viel mehr als Kooperationen abzuschließen und Deals hereinzuholen. Es ist eine enge und extrem wichtige Bindung, bei der man gemeinsam einen Weg geht und sich zu 100 Prozent vertraut. Persönlich reizt mich vor allem auch das Zusammenspiel aus der engen Bindung zu meinen Künstlern sowie den teilweise knallharten Verhandlungen mit Kunden und Agenturen. Man steht immer dazwischen, wobei am Ende aber der Künstler und dessen Interessen an erster Stelle stehen. Man wird täglich mit neuen Szenarien herausgefordert und muss sehr schnell agieren. Alles in allem: Es wird auf jeden Fall niemals langweilig.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Managerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Auch wenn das vielleicht blöd klingt: Ich bin tatsächlich ganz glücklich, viele Dinge – negativ wie positiv – erlebt zu haben, da ich daraus wirklich viel lernen konnte. Sei es, wem man vertraut, wo man aufpasst, wo man weniger oder mehr Zeit investiert oder auch sich und seine Arbeit wertschätzt.
Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich letzteres sagen: Ich hätte mir gewünscht, dass ich von Anfang an mehr an mich und meine Fähigkeiten geglaubt hätte. Die Medienwelt ist hart. Und es ist leider oft ein Haifischbecken – auch wenn man nicht Teil davon sein und lieber supportive und kollegial agieren möchte. So versuche ich es jeden Tag zu leben – der Kuchen ist groß genug und es bringt viel mehr Spaß sich gegenseitig zu unterstützen und Kräfte zu bündeln. Doch leider sieht das nicht jeder so und man wird oft mit Ablehnung und fehlender Wertschätzung konfrontiert. Vielleicht hätte es mir einige schlaflose Nächte erspart, wenn ich da schon früher ein bisschen Abstand gefunden und mehr bei mir geblieben wäre.
Was macht für dich ein gutes Künstler-Management aus?
Super wichtig vorweg zu sagen: Nicht jeder Künstler passt zu jedem Management und umgekehrt. Jeder Künstler ist einzigartig und genauso einzigartig gestaltet sich auch die Betreuung. Für mich persönlich steht an allererster Stelle eine enge Beziehung zu jedem einzelnen Künstler. Man muss sich verstehen, einen Vibe haben und eine ähnliche Vision teilen. Kommunikation und Ehrlichkeit sind hier das A und O. Es braucht natürlich immer etwas Zeit, bis man sich kennengelernt hat – wie in einer guten Freundschaft halt. Aber dann merkt man auch schnell, ob es passt und man sich eine lange und intensive Zusammenarbeit vorstellen kann.
Für mich als Managerin sind meine Künstler wie Familie. Es vergeht kein Tag, wo man nicht kurz miteinander redet und sich austauscht. Ein guter Manager denkt immer zuerst an den Künstler, seine Kreativität und Interessen. Alles andere sollte zweitrangig sein. Der Künstler hat für mich immer das letzte Wort. Es gibt oft Situationen, wo finanzielle Anreize dazu führen könnten, ein bestimmtes Projekt anzugehen oder eine Kampagne anzunehmen. Hier sollte ein guter Manager selektieren können, was am Ende gut oder schlecht für den Künstler und seine Karriere ist. Man braucht einen Weitblick und sollte immer das große Ganze im Auge haben.
Auch Empathie ist für mich im täglichen Leben als Managerin kaum wegzudenken. Es gibt so viele sensible Situationen, die man lösen und mit Feingefühl handeln muss. Daneben wäre es natürlich cool, das übliche Handwerkszeug zu beherrschen wie Verhandlungssicherheit und -geschick, Kommunikationsfähigkeit sowie zumindest Grundkenntnisse im Vertragsrecht und Kontakte (wobei man sich diese mit der Zeit eh aufbauen wird).
Inwiefern beeinflussen Influencer die Werbebranche?
Influencer sind ein wichtiger Faktor der Werbebranche und werden jeden Tag wichtiger. Ich glaube, dass wir sogar noch sehr in den Kinderschuhen stecken und sich noch enorm viel in den nächsten Jahren tun wird. Die alten Medien beziehungsweise das klassische Marketing merken zwar, dass Social Media und insbesondere Creator enorm viel Macht und Einflussvermögen haben, da sie punktgenau Zielgruppen erreichen. Doch die Kombination von beiden Welten braucht noch etwas Zeit. Was aber super spannend zu beobachten ist, wie die Werbebranche auf Trends aufspringt und sich durch den Inhalt der Creator beeinflussen lässt und diese für Werbung adaptiert.
Du umgibst dich täglich mit Influencern. Lässt du dich auch selbst durch diese beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?
Es gibt so guten Content auf Social Media. Ich konsumiere unglaublich gern gute Inhalte – vor allem auf meiner favorisierten Plattform YouTube. Ich schaue mir am liebsten Longform-Formate an, die gut recherchiert, aufbereitet und kreativ sind. Ich lasse mich eher von kreativen Inhalten beeinflussen oder besser gesagt inspirieren. Das können Meinungs-YouTuber sein, Kurzfilme mit fesselnden Geschichten oder einer unfassbar spannenden Erzählweise oder aber auch »silent Vlogs« (vor allem in Asien sehr beliebt und ein sehr beruhigender und runterholender Stil, in dem Creator ihre Zuschauer im Alltag mitnehmen ohne wirklich zu reden und einfach durch Aufnahmen des alltäglichen Lebens inspirieren). Ich konsumiere sehr bewusst und selektiert, weil ich auch die Schattenseiten von Social Media kenne. Um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Ich habe keine wirklichen Idole auf Social Media. Eher Menschen, die ich sehr inspirierend finde – sei es durch ihren Content, ihre Argumentationsstrukturen, ihre Ehrlichkeit oder ihren Humor.
Bild: Lara Leipholz