Löwe Jochen Schweizer im Interview

Jochen Schweizer ist wohl der bekannteste Investor bei „Die Höhle der Löwen“. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen aus den letzten zwei Staffeln und die neue Dynamik der aktuellen Staffel.

Sie sind von Anfang an bei „Die Höhle der Löwen“ dabei. Worauf haben Sie sich in der dritten Staffel besonders gefreut?
Auf spannende Pitches, auf noch besser vorbereitete Gründer und natürlich auch auf meine beiden neuen „Mit-Löwen“.

Hat sich durch die neuen „Löwen“ im Rudel eine andere Dynamik bei den Verhandlungen entwickelt? Und wenn ja, welche?
Die beiden neuen „Löwen“ haben tatsächlich eine Veränderung der Dynamik bewirkt. Als Unternehmer bringen beide sehr viel Energie und Investitionserfahrung mit. Carsten Maschmeyer auf der Investmentebene und auf der Produktebene steht Ralf Dümmel, der mit seinen weitreichenden Möglichkeiten Consumer-Produkte junger Gründer in den Handel bringt.

Welche der Start-ups aus den vergangenen Staffeln, in die Sie investiert haben, sind heute besonders erfolgreich?
Ein sehr erfolgreiches Start-up, in das ich investiert habe, ist „Hip Trips“. Das sind zwei junge Reiseunternehmer, die ein ganzes Geschäftsmodell auf einem einzigen Motto begründen: „Heute geht es nicht mehr darum, wohin man reist. Es geht darum, was man dort erlebt!“ Sie verkaufen in diesem, ihrem zweiten Geschäftsjahr, für über eine Million Euro Erlebniskurzreisen und sind damit im ersten vollen Geschäftsjahr bereits profitabel.

Wenn Sie in ein Unternehmen investieren, worauf setzen Sie? Was ist Ihnen besonders wichtig?
Entscheidend ist der Gründer mit seiner Energie, seinem Commitment und dem Eindruck, den er vermittelt. Wie gut ist er vorbereitet? Wie interagiert er mit den Fragen des Panels? Hat er ein gutes Team hinter sich stehen? Und zu guter Letzt: „Ist es ein intelligentes Geschäftsmodell?“

Jochen Schweizer läasst sich von den anderen nicht unter kriegen
Jochen Schweizer lässt sich von den anderen nicht unterkriegen

Haben sich die Jung-Unternehmer in den letzten Staffeln verbessert oder gibt es immer noch Gründer, bei denen Sie denken: „Die haben sich ja gar nicht vorbereitet.“
Die Gründer sind besser vorbereitet. Das war auch schon in der zweiten Staffel so und wurde in der dritten Staffel noch einmal gesteigert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der Erfolg der Sendung. Außerdem geben alle fünf „Löwen“ auch Tipps, die man überall im Internet nachlesen kann: „Wie muss ich mich verhalten? Wie sieht ein guter Pitch aus?“ Es gibt Gründer, die ihren Pitch wie ein Theaterstück einstudiert haben. Das ist immer noch besser, als einfach reinzulaufen und nicht vorbereitet zu sein.

Waren die Kämpfe um Deals in dieser Staffel härter als in den Vorjahren?
Es gab einige Deals und Gründer, die jeder „Löwe“ haben wollte. Das ist unterschiedlich ausgegangen und ist für mich ein normaler Vorgang. Das sehe ich entspannt.

Sie können bereits auf eine sehr lange unternehmerische Karriere zurückblicken. Glauben Sie, dass Gründen heute einfacher oder schwieriger als früher ist?
Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung und natürlich verändern sich auch Rahmenbedingungen. Ich möchte früher und heute nicht miteinander vergleichen. Wir haben heute in Deutschland hervorragende Rahmenbedingungen, um zu gründen: Es gibt ausreichend Kapital am Markt, eine gute Infrastruktur, ein sicheres Rechtssystem und hohe Finanzierungsrunden von Start-ups.

Was ist Ihnen besonders wichtig? Was meinen Sie, können Gründer von Ihnen lernen?
Wenn ich in einen Gründer investiere, investiere ich einerseits Geld, andererseits bringe ich auch eine langjährige Erfahrung mit, vor allem auch viel Intuition. Ich habe viele Fehler gemacht, die man nicht wiederholen muss! Wer auf mich hört, kann den einen oder anderen Fehler vermeiden und insofern ist es immer sinnvoll, einen erfahrenen Investor an der Seite zu haben, der vor großen Fehlern bewahren kann. Darüber hinaus kann ich die Gründer mit meinem Netzwerk sowie durch die Experten und deren Know-how, die in meiner Unternehmensgruppe arbeiten, unterstützen.

Ist es nicht manchmal notwendig, dass man eigene Fehler macht?
Pädagogisch gesehen ist das wohl richtig. Wenn ich mich aber mit einem Investment bei einem Unternehmen engagiere, dann ist das eine andere Situation. Es gilt definitiv Fehler zu vermeiden.

 

Quelle: Vox
Bild: Vox/Bernd-Michael Maurer, Vox/Benno Kraehahn