Eine Tochter von Sklaven wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika zur Selfmade-Millionärin. Als Kämpferin für Gleichberechtigung, gegen Rassismus und als Personifizierter Optimismus ging die ungewöhnliche Frau in das kollektive Gedächtnis der Nation ein: Die Geschichte der Sarah Breedlove, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Madam C. J. Walker, lernen Kinder in den Vereinigten Staaten bereits in der Schule. Ein Jahrhundert nach ihrem Tod zelebriert die USA mit Ausstellungen und Kunstwerken ihr Vermächtnis als ‚national treasure‘ (Nationalheiligtum); Filmproduktionen und Briefmarken tragen ihren Namen in die Welt. Das Stichwort ‚Haarpflege‘ mag für weiße Europäer heute keine alarmierenden Assoziationen auslösen, aber in Nordamerika ist das Thema besonders bei der Schwarzen Bevölkerung alles andere als unbelastet.
Das Thema der Haartracht ist für Afroamerikaner eng verbunden mit Schönheitsidealen, Konformitätsdruck und rassistischer Diskriminierung. Und eben mit Produkten zur Haarpflege wurde Madam C. J. Walker berühmt. Selber an Haarausfall wegen einer Erkrankung der Kopfhaut leidend, erfand sie ein Haarwuchsmittel und baute damit ihren Wohlstand auf, der ihr auch politische Einflussnahme, Wohltätigkeit und Mäzenatentum ermöglichte. Aber insbesondere durch ihr Engagement für die Ausbildung der Nachfahren der Sklaven spielt Madam Walker auch eine Rolle in der Antirassismus-Bewegung Nordamerikas.
Für manche verkörpert die in Freiheit geborene Tochter von Sklaven, die mit ihren eigenen Ideen zur Millionärin wurde, den ‚American Dream‘, und doch ist sie viel mehr als das. Ihren finanziellen Erfolg wollte sie nicht für sich selbst, sondern setzte die Mittel für ihre Ideale ein. Für eine Frau alleine wäre ihre Geschichte zu dieser Zeit schon ungewöhnlich, aber für eine Schwarze in einer von Rassismus geprägten, patriarchalischen Klassengesellschaft, ist ihr Erfolg um so bemerkenswerter. Feministen und andere Aktivisten verehren sie bis heute für ihre Unerschrockenheit, die Mode- und Beauty-Branche für ihren Erfindungsreichtum und Geschäftstüchtigkeit. In den Geschichtsbüchern wird ihr Vermächtnis als Paradebeispiel für den optimistischen Unternehmergeist Amerikas gepriesen.
Den gesamten Artikel „Madam C. J. Walker: Story der ersten schwarzen US-Millionärin“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom ERFOLG Magazin 04/2020 -> LINK
Bildquelle: Scurlock Studio Smithsonian Institution National Museum of American History