Mark Zuckerberg: Die Idee eines streitbaren Visionärs umspannt den Globus

Mark Zuckerberg: Die Idee eines streitbaren Visionärs umspannt den Globus

Ein Harvard-Student hat eine Idee, setzt sie um, wird der jüngste Milliardär aller Zeiten und verändert innerhalb von zwei Jahrzehnten die globale Gesellschaft.

Long story short

Diese Story beginnt im Studentenwohnheim der University of Harvard, Boston. Der 19-jährige Mark Elliot Zuckerberg hat die Idee, ein Ranking unter den Studenten zu machen und hackt dafür das System der Universität, um an die Daten zu kommen. Bis dahin ist die Idee vielleicht noch eine Laune, aber Zuckerberg erkennt schnell das Potenzial dieser Idee. Sie wird zu einer Vision, die ihn antreibt. Diese Vision wird zu Facebook und Facebook zu Meta. Mark Zuckerberg ist 40 Jahre alt geworden und einer der reichsten Menschen der Welt.

Ein kleines Netzwerk wird groß

Zunächst treibt Zuckerberg an, dass sich alle Studenten untereinander vernetzen, um der Anonymität des Campus zu entkommen. Man ist jung und will leben, sich ausprobieren und den Kopf vom Lernen frei kriegen. Es folgen Vernetzungen mit weiteren Unis, zum Beispiel mit der Boston University. Das Projekt wächst. Zuckerbergs Kommilitone Eduardo Saverin sorgt für die damals noch überschaubare Finanzierung, beschafft Summe um Summe, Schritt für Schritt geht es weiter. Kommilitone Dustin Moskovitz bringt die technische Umsetzung voran, rekrutiert junge Programmiertalente, es werden immer mehr. Bald wird klar, dass Facebook richtig groß werden kann. Immer mehr Menschen vernetzen sich, das Netzwerk zieht weite Kreise. Eine neue Energie entsteht. Es wird zum Standard, ein Facebook-Profil zu haben. Statt Telefonnummern auszutauschen, heißt es: »Schreib’ mir über Facebook!« Weltweit. Die Menschen teilen ihre Neuigkeiten, Bilder vom selbstgemachten Kartoffelsalat und bald halten auch Selfies Einzug in die Welt. Die Mitglieder fühlen sich zugehörig, wahrgenommen und freuen sich über das digitale Kommunikationsupgrade. Jedes Like ein Glücksgefühl. Kritiker melden sich bald zu Wort, warnen vor Datenmissbrauch und mentalen Schäden, die der mediale Konsum verursacht, bei dem es auch um den Verlust von Authentizität geht. Aber es sind doch soziale Netzwerke, was kann schiefgehen? Facebook wächst.

Es herrscht Pionierstimmung im Silicon Valley

Mark Zuckerberg trifft 2004 auf Napster-Gründer Sean Parker. Er wird Mentor des jungen Gründers und zudem Facebooks erster Chairman, bringt Zuckerberg mit den wichtigen Investoren im Silicon Valley zusammen. Peter Thiel investiert im Juli 2004 als Erster in das Projekt und hält für eine halbe Million Dollar drei Prozent der Firma. Am 19. Mai 2012 geht Facebook an die Börse. Die Aktie kostet zu diesem Zeitpunkt 38,23 US-Dollar, jetzt sind es mehr als 400 Dollar. Das Unternehmen wird mit mehr als einer Billion Dollar bewertet.

Mark Zuckerberg, der an der Harvard University Informatik und Psychologie studierte, hat sein Ziel, Facebook groß zu machen, nicht aus den Augen gelassen. Er will mehr, etwas Großes: das Metaversum. »Wir sind überzeugt, dass das Metaversum eines Tages das mobile Internet ablösen wird. Wir werden in der Lage sein, uns anderen Menschen nahe zu fühlen, ganz gleich, wie weit sie entfernt sind. Wir werden neue, positive und immersive Möglichkeiten haben, uns auszudrücken. Dadurch eröffnet sich eine enorme Bandbreite an neuen Erlebnissen«, sagte er in einem Video auf dem Youtube-Kanal seines Unternehmens. Was Mark Zuckerburg vielen Menschen voraus hat, ist, Visionen zu haben und groß zu denken. Es sind die Ideen, für die man zunächst mitleidige Blicke von denen erntet, die eben keine Visionen haben und sich Dinge, die es noch nicht gibt, nicht vorstellen können. Das war schon immer so. Und es gehören auch Mut und Selbstsicherheit dazu, sich hinzustellen und zu sagen: »Guten Morgen Welt, ich werde dich jetzt verändern.«

Wenn man in der globalen Öffentlichkeit steht, im Begriff ist, die gesellschaftlichen Strukturen nachhaltig zu verändern, sieht man ein mögliches Scheitern vermutlich anders, als ein Kleinunternehmer, der darauf fokussiert ist, in seinem Mikrokosmos zu bestehen. Und wenn man global derart in der Öffentlichkeit steht, gibt es ohnehin kein Zurück; es gibt ab einer bestimmten Höhe nur Trial and Error. Vielleicht ist das Erfolgsgeheimnis von Menschen wie Mark Zuckerberg, dass ihnen error egal zu sein scheint.

Mit Meta in die Zukunft

Zuckerberg macht mit Meta den nächsten Schritt. Im Jahr 2021 benennt er Facebook um und fasst alle Unternehmensbereiche unter diesem Namen zusammen. Er will sein Unternehmen zum Metaversum weiterentwickeln. Was als Studentennetzwerk beginnt, umfasst ein paar Jahre später das gesamte Leben der gesamten Gesellschaft, umspannt den gesamten Erdball. Mit Blick auf die künftige Ausrichtung spricht Zuckerberg von völlig neuen Erlebnissen, davon, mit Virtual und Augmented Reality eine neue Dimension zu betreten, in denen man nicht auf ein Display schaut, sondern mittendrin ist. Nach einem riesigen Hype, der zumindest der Technologiebranche einen wirtschaftlichen Schub verschafft, wird es ruhiger. Ist das Metaverse mit seinen virtuellen Lebenswelten noch nicht dran?

Die Technologien sind schon lange reif, doch die Nutzer möglicherweise nicht. Kritiker sprechen davon, dass von Metaverse nur ein »Metaville« übriggeblieben ist, doch ist die Technologie nicht mehr zu stoppen. Hier sei an den Zukunftsforscher Matthias Horx erinnert, der im Jahr 2001 in seiner Studie »Die Zukunft des Internets« zu folgendem Schluss kommt: »Im Gegensatz zum einfachen Telefon oder zum Radio mit drei Knöpfen ist das WWW mehr denn je eine kompliziert zu bedienende Angelegenheit«. Eine Fehleinschätzung. Und mittlerweile: Das Internet, wie wir es jetzt kennen, hat aus Zuckerbergs Perspektive tatsächlich keine Zukunft, er will es nämlich zu einer mehrdimensionalen Lebenswirklichkeit machen, die uns umgibt wie eine Aura.

Mark Zuckerberg hat als Informatiker von Beginn an die Chancen der jeweiligen Technologie ausgelotet, um herauszufinden, wieviel Potenzial sie hat, und wo die Grenzen sind. Der Status quo ist nicht sein Ding. Seine Stärke ist es, einen Schritt weiterzudenken und damit Fortschritt zu bringen. Die Ideen, die Zuckerberg hat, werden Realität. Facebook hat die Kommunikation der Menschheit nachhaltig verändert. Die Möglichkeiten der Vernetzung und des »in der Öffentlichkeit stattfindens« hat Menschen berühmt gemacht, hat es Menschen ermöglicht Geld zu verdienen, Familienangehörige wiederzufinden oder sich einfach als Teil des Ganzen zu fühlen. Aber Facebook steht auch für Manipulation, Willkür und Propaganda, die kaum kontrolliert werden kann. Alles wird komplexer, das Datenkonstrukt wird zum Datenmonster. Der Datenschutz steht mehrfach massiv in der Kritik, wird zum Politikum. Die Komplexität des Zuckerberg-Universums ist nicht zu durchschauen und das soziale Netzwerk wird zum Feind der Gesellschaft. Eine schier unkontrollierbare Gefahr – die Geister, die Zuckerberg einst rief.

Meta fokussiert sich auf KI

Zuckerberg geht wieder einen Schritt weiter, arbeitet an Transparenz und an einem nahbaren Image. Vom Daten-Diktator zum smarten Fortschritt-Macher? In den Medien wird Zuckerberg mal so und mal so dargestellt. Künstliche Intelligenz steht nun ganz oben auf Zuckerburgs Agenda. Der Konzern Meta hat im Frühjahr eine neue Version seines AI-Modells vorgestellt. Llama (Large Language Model Meta AI) soll unter anderem neue und smarte Funktionen für die Meta-Apps wie Instagram und WhatsApp bieten und auch im konzerneigenen KI-Assistenten »Meta AI« zum Einsatz kommen, wie Mark Zuckerberg im April verkündet. Neu dabei ist vor allem, dass der Konzern die Llama-Technologie als Open-Source-Software anbietet, bei der der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Das vermittelt den Usern Transparenz – zumindest denen, die sich damit auskennen. Zuckerbergs große KI-Pläne bringen den Konzern stärker in Wettbewerb mit
OpenAI sowie anderen Tech-Giganten wie Microsoft, Google und Amazon, die alle eine Vorreiterrolle bei Künstlicher Intelligenz spielen wollen. Meta hat mit einer Basis von weltweit 3,24 Milliarden Nutzern – fast die Hälfte der gesamten Menschheit – eine gute Ausgangslage.

Mark Zuckerberg scheint inzwischen auch an seinem persönlichen Image zu feilen. Er gibt sich nahbar, möchte das Wir stärken, präsentiert seine Visionen auf dem Youtubekanal seines Konzerns. Er verweist darauf, dass der Ansatz, zunächst bei Nutzern beliebte Dienste aufzubauen und erst dann ans Geldverdienen zu denken, immer wieder funktioniert habe, so, wie einst bei Facebook. Was auch immer Mark Zuckerberg vorhat, egal, ob es statt trial auch mal error heißt, egal, ob sein Antrieb eine bessere Gesellschaft, Reichtum oder Berühmtheit ist: Abgesehen von den positiven und negativen Auswirkungen auf die Menschheit hat der einstige Nerd Mark Zuckerberg die Welt geprägt. Er hat einen Prozess ins Rollen gebracht, der nicht mehr rückgängig zu machen ist.

MK

Bild: IMAGO / SOPA Images (Michael Brochstein)

Dieser Artikel ist ursprünglich in der Printausgabe 4/2023 des ERFOLG Magazins erschienen.