Anfang 2020, in einer Ein-Zimmer-Dachgeschosswohnung in der Nähe von Leipzig: Die Kinder der Nachbarn haben schon lange aufgehört zu schreien und selbst der BWL-Student von nebenan hat seinem täglichen Netflix-Binge für heute wieder mal ein Ende gesetzt – oder andersherum. Nur im Wohn- und Schlafzimmer von Maximilian Arndt flimmert noch ein bisschen Leben. Der Bildschirm seines Laptops erhellt das Gesicht des 21-Jährigen in einem blauen Schimmer. Maximilians Karriere im Leistungssport liegt mittlerweile hinter ihm und durch erste gescheiterte unternehmerische Versuche ist er zu diesem Zeitpunkt bereits hoch verschuldet. Tagsüber arbeitet er als angestellter Vertriebler für einen Finanzdienstleister. Nachts schmiedet er Pläne für seinen nächsten Vorstoß in das Reich des Unternehmertums. Ebenso wie gestern, vorgestern und die Nächte davor verbringt er auch diese frühen Morgenstunden damit, alle Inhalte, die er zum Thema Photovoltaik im Internet ausfindig machen kann, wissbegierig in sich aufzusaugen.
Was ihn auf einmal so an Solarenergie fasziniert? Neben den Einsparungen an Stromkosten und Steuern für Kunden und den Vertriebseinnahmen durch den Verkauf hochpreisiger Produkte – Maximilian zufolge eine klare »Win-win-Situation« – interessiert ihn vor allen Dingen der Weitblick: »Die Nachfrage ist immens groß und die Flexibilität für Erweiterungen in der Zukunft ist gegeben«, lautet sein Gedankengang. Dabei spielt ihm auch die Politik in die Hände. Mit den zu dieser Zeit angelegten Klimazielen bis 2050 freut er sich auf ein blühendes Geschäft in den kommenden 20 Jahren.
Wenige Tage später finden er und seine Mentoren: Maximilian ist bereit! Hals über Kopf kündigt er seinen Job und steigt in den Solarvertrieb ein. Etwas waghalsig? Vielleicht. Doch Maximilian ist davon überzeugt, dass er alles hat, was er braucht. Dabei denkt er nicht unbedingt an sein frisch angeeignetes Wissen über Photovoltaik-Anlagen oder seine bereits gesammelten Erfahrungen im Strukturvertrieb, im Network-Marketing und in Tele-Sales. Vor allen Dingen hat er die nötige Motivation: Der Schuldenberg wird sich schließlich nicht durch ein langsam tröpfelndes Monatseinkommen wegspülen lassen. »Das war mein Hauptschmerzpunkt, weshalb ich mit dem Solarvertrieb unbedingt erfolgreich werden musste«, erklärt Maximilian heute rückblickend.
Doch schon zu diesem Zeitpunkt dachte er gleich mehrere Schritte weiter. Er träumte bereits von einem High-Life, wie er es auf den Instagram-Accounts zahlreicher erfolgreicher Unternehmer mitverfolgen konnte. Mit diesem Ziel vor Augen wusste der ehemalige Profisportler genau, was er zu tun hatte: Er musste alles geben. Lange Tage, kurze Nächte und 8.000 gefahrene Kilometer jeden Monat brachten den 21 Jahre jungen Schuldner schließlich genau dahin, wo er immer sein wollte: auf den Fahrersitz seines neuen 5er BMWs. Abwechselnd mit dem seines Audi R8 V10, natürlich. Es soll sich schließlich keine der beiden Luxuskarosserien vernachlässigt fühlen. So fahren sich die langen Strecken auch gleich viel angenehmer.
Neben dem eigenen Ehrgeiz identifiziert Maximilian zwei weitere, handfestere Komponenten, die zu seinem raschen Erfolg beigetragen haben: Zum einen sind das die USPs, also die »Unique Selling Propositions«, mithilfe derer er sich von der Konkurrenz abhebt. Dazu zählt er zum einen, dass er seinen Kunden als »Full-Service-Anbieter« alle Sorgen und Probleme, die aufkommen könnten, vom Hals hält. Noch stolzer ist er jedoch auf die Eigenständigkeit seines Vertriebs. »Eines unserer größten USPs ist die größtmögliche Versorgung durch die eigene Anlage, einen Stromspeicher und eine Stromcloud.«
Zum anderen führt er den Erfolg des Solarvertriebs auf sein Team zurück, das doch mehr ist als »nur« ein Team: »Grundsätzlich sind alle meine Partner mit zu meinen besten Freunden geworden.« Und dieser Freundeskreis soll noch wachsen: Nächstes Jahr will Maximilian weiteren 500 Leuten eine Chance geben. Und diese werden allemal mit günstigeren Voraussetzungen starten als er selbst. Denn im Gegensatz zu seinem selbst erarbeiteten Werdegang hat er für seine neuen Partner bereits alle Werkzeuge vorbereitet, die sie brauchen, um loszulegen. Dazu gehören unter anderem Videoschulungen, Offline-Coachings und Zoom-Calls. Bei der Auswahl seiner Partner legt er zwar großen Wert auf bereits vorhandene Erfahrung im Vertrieb, mehr jedoch auf Motivation und Eigeninitiative. Dabei gehe es ihm nicht primär darum, dass bereits Erfolge vorgewiesen werden können, sondern dass überhaupt versucht wurde, etwas auf die Beine zu stellen. »Vertrieb ist größtenteils Kopfsache. Vor allem muss man wissen, wie man mit einem Nein umgeht.« Das mag zunächst paradox klingen, ist schlussendlich aber eine Erkenntnis, die ihm niemand widerlegen wird – immerhin ist er der lebende Beweis für deren Gültigkeit.
Bilder: Linus Schneider