Mik Dietrichs: »nie Schnacker, sondern immer Macher«

Mik Dietrichs: »nie Schnacker, sondern immer Macher«

Der E-Commerce-Experte über seine Vorbilder und Mentoren, Siege und Niederlagen, Sportlichkeit und Spaß im Business.

Was hat Sie auf Ihrem Weg zum E-Commerce-Experten besonders geprägt?

Besonders geprägt haben mich natürlich die schweren Zeiten im E-Commerce. Dazu gehört die monatelange Arbeit am Geschäft, ohne auch nur einen Cent an Gewinn einzufahren. Ganz im Gegenteil – ich habe sogar Verluste gemacht, weil die Erfahrung gefehlt hat. Das Werbebudget wurde schnell »verbrannt«, sobald man nur B-Klasse-Marketing betrieben hat.

Dies hat mich aber zu dem gemacht, der ich heute bin: Eine Person, die permanent an ihren Skills arbeitet, um nie den Status quo zu bewahren und sich mit ihm zufriedenzugeben, sondern nicht aufhört, besser zu werden. Es gibt viele Dinge, die mich sonst noch geprägt haben, aber ein entscheidender Punkt fällt mir noch ein: Egal, wann ich wo »nackt« ausgesetzt werden würde, ich bräuchte nur einen Laptop mit einer guten Internetverbindung und ich würde mein Geschäft in wenigen Monaten wieder bis zu dem Punkt aufbauen können, wo ich jetzt stehe. Es ist verrückt, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem man mit so wenig Startkapital ein hochprofitables siebenstelliges Business aufbauen kann.

Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen?

Als ich vor vier Jahren noch als Pizzalieferant angestellt war, hatte ich mir die Gewohnheit »installiert«, jeden Abend 20 bis 40 Minuten nach neuen Dingen wie Geschäftsmöglichkeiten, Mindset-Themen und Inspiration Ausschau zu halten. Das hat mich vorerst zum Amazon FBA (Fulfillment by Amazon) geführt, was ich zwei Jahre lang diszipliniert mit einer eigenen Portemonnaie-Marke (Noah Noir) umgesetzt habe. Dann hatte ich aber Freunde, die viel profitabler mit dem Streckengeschäft (Dropshipping) unterwegs waren als ich. Daher habe ich meinen vollen Fokus in den letzten zwei Jahren auf »richtiges« Online-Marketing gelegt, anstatt nur auf die Plattform-Positionierung.

Was waren Ihre größten Niederlagen und wie konnten Sie diese überwinden?

Die größte Niederlage entstand durch einen raschen Erfolg mit meinem ersten »Winning Product« im Dezember 2019. Dort hatte ich das Produkt innerhalb von zwei Monaten auf 400.000 Euro Umsatz und 100.000 Euro Gewinn skalieren können. Doch mit den Monaten hatte ich allerhand Retouren, Zustellprobleme, PayPal- und Klarna-Sperrungen. Das alles hat mich extrem zurückgeworfen, aber nie aufgehalten.

Mik Dietrichs: »nie Schnacker, sondern immer Macher«

Wie die meisten Anfänger, die Fehler begehen, hatte ich mit den Gewinnen sehr viel konsumiert und für einige Monate das typische »Dropshipping-High-Life« gelebt: Business-Class, Luxushotels, Jetski, Dubai… – alles, was dazugehört. Bis man dann realisiert, dass 100.000 Euro nicht viel Geld ist. Dadurch ist auch mein größter Sieg entstanden: Mein One-Product-Store läuft seit über 13 Monaten konstant dank der Systeme, die ich aufgesetzt habe, um das eine Produkt langfristig jährlich auf einem siebenstelligen Betrag halten zu können. Weitere Siege sind permanent in der Umsetzung, denn längerer Stillstand ist für mich langweilig und gleichbedeutend mit dem Tod.

Was bieten Sie heute an? Was ist Ihr Business?

Aus dem Tagesgeschäft im E-Commerce habe ich mich zurückgezogen. Der siebenstellige One-Product-Store läuft komplett automatisiert, genauso verhält es sich mit dem Testen neuer Produkte. Heute liegt mein Fokus auf der Unternehmensberatung. Ich biete eine intensive Zusammenarbeit mit Dropshippern an, die bereits einmal fünfstellige Monatsumsätze gemacht haben oder sie derzeit noch machen, und die nun auf konstante sechsstellige Umsätze monatlich hochwollen.

So, wie ich es anbiete, habe ich es in den letzten zwei Jahren noch bei keinem anderen Coach oder Trainer gesehen. Der Fokus liegt auf langfristigen Umsätzen und Gewinnen mit einem Produkt und nicht auf dem permanenten verzweifelten Suchen nach neuen Produkten, obwohl man »noch mehr aus der Zitrone rauspressen könnte«. Es geht nicht um das Skalieren von Trash-Produkten, die nur Umsätze und Cashflow generieren und daher langfristig keine Marktexistenzberechtigung aufweisen können.

Mit meinem E-Commerce-Business fahre ich langfristig konstante siebenstellige Jahresumsätze und mehrfach sechsstellige Jahresgewinne ein und habe zufriedene und wiederkehrende Kunden, keine Sperrungen durch Facebook, Klarna und PayPal. Meiner Ansicht nach führe ich genau das Business, das jeder anständige Dropshipper anstreben sollte.

Was ist besonders wichtig für einen solchen Erfolg im E-Commerce?

Qualität steckt in jeder Arbeit, die ich verrichte, ob es im E-Commerce oder in meiner Unternehmensberatung ist. Ich gebe mich erst zufrieden, wenn ich weiß, dass alles für meine Kunden gegeben wurde und ich dadurch die besten Resultate erzielen kann.

Systeme, die funktionieren und skalierbar sind, um nicht immer von der eigenen Arbeit abhängig zu sein. Dazu gehört auch das klassische »am« Unternehmen arbeiten, statt »im«. Letzteres geht selbstverständlich erst, sobald man selbst auf ein gewisses Level gekommen ist, um die jeweiligen Bereiche zu verstehen, die man delegiert.

Langfristigkeit aufbauen und kein kurzfristiges »Kindergarten-Business«, mit dem in länger oder kürzer andauernden Zeitabschnitten nicht mehr »mitspielen« darf, weil Facebook oder PayPal dies so entscheiden. Es geht darum, langfristig erfolgreiche Unternehmen aufzubauen, auf die man stolz sein kann und zu denen eines Tages die eigenen Enkel motiviert aufschauen.

Wie stellen Sie sicher, dass Sie sich und Ihr Unternehmen weiterentwickeln?

Ich bilde mich täglich mit Büchern und Kursen weiter, die für meine jeweiligen Situationen relevant sind. Ein Praxisbuch, das ich jedem Unternehmer ans Herz legen möchte, sowohl für private als auch unternehmerische Angelegenheiten, ist »The One Thing« von Gary Keller.

Mik Dietrichs: »nie Schnacker, sondern immer Macher«

Zusätzlich arbeite ich mit Mentoren und besuche intensive Coaching-Programme von Menschen, die bereits dort stehen, wo ich hinmöchte – sei es spirituell, geschäftlich oder privat. Für mich sind das kaufbare »cheat codes« wie in einem Videospiel und die schnellste Abkürzung, um einen Schritt-für-Schritt-Plan erfolgreich umzusetzen.

Welche Vorbilder und Mentoren haben Sie?

Das hier wird nicht jeder verstehen: Ich habe nicht die klassischen Vorbilder wie Steve Jobs, Elon Musk und Jeff Bezos. Ich kann mich überhaupt nicht mit solch großen Persönlichkeiten identifizieren. Meine größten Vorbilder und Mentoren sind fiktiv und begleiten mich seit meiner Kindheit. Dazu zählen zum Beispiel Son Goku aus »Dragonball Z«, Luffy aus »One Piece« und Gon aus »Hunter x Hunter«. Diese Animecharaktere sind für mich extrem inspirierend, motivierend und zeigen meiner Ansicht nach viele Eigenschaften, die ein Unternehmer besitzen sollte.

Solche Animeserien sind für mich ideal, um abends abzuschalten, Motivation und gute Werte aufzutanken. Ich betrachte sie als effektiver für das unternehmerische Leben als die Trash-Sendungen, die sonst auf Netflix laufen – Banküberfälle, Drama und Zickenkriege – und die meiner Meinung nach meist keinen mentalen Mehrwert mit sich bringen.

Schon paradox und witzig, dass solche nicht existenten Figuren greifbarer für mich sind, als die »realen« Personen, die oft als Vorbilder betrachtet werden.

Wie wichtig ist das richtige Umfeld?

In meinem Umfeld befinden sich Leute, die erfolgshungrig sind – nicht nur im Geschäft. Sie wollen das nächste Level erreichen und schleifen permanent an ihren Skills. Selbst in anderen Aktivitäten sehe ich Parallelen wie zum Beispiel im Paintball oder Kartfahren. Dort will jeder um Platz 1 kämpfen, verliert aber trotzdem den Spaß des Spielens nie aus den Augen. Das ist im Business ähnlich.

Gleichzeitig sucht man sich sein Umfeld aus. Hier sind mir positive und lösungsorientierte Menschen besonders wichtig. Jemand, der sich ständig beschwert, wie »schlimm« alles im Leben doch ist und sich nicht bewusst ist, welches Geschenk er mit Gesundheit und dem »goldenen Ticket«, in diesem Zeitalter zu leben, erhalten hat, verdient keine Sekunde meiner wertvollen Zeit und Energie – ebenso wenig die meines Umfelds. Wir sind zwar Marketer, das heißt, wir sprechen wie Profis und verkaufen uns auch so, dabei sind wir aber nie Schnacker, sondern immer Macher.

Bilder: Philipp Steffen