Mit dem »Inner Game« zur eigenen Berufung

Mit dem »Inner Game« zur eigenen Berufung

Erfolg entsteht auf unterschiedlichen Ebenen, Glück auch. Erst, wenn diese Ebenen miteinander verbunden werden, führt das ans Ziel, meint Maria Gorbunova, Holistic Business Coach und Happiness-Expertin. In unserem Interview erklärt sie, warum der ganzheitliche Ansatz zum Erfolg führt, wohingegen das bloße Formulieren eines Zieles nicht ausreicht.  Und sie erklärt, warum schon ein falscher Glaubenssatz Erfolg verhindern kann. 

Maria, du bist Holistic Business Coach und Happiness-Expertin. Wie hängen diese beiden Bereiche zusammen? 

Diese Bereiche hängen 1:1 zusammen. Irgendwann, als mein Business schon ein, zwei Jahre existiert hat, habe ich meine Kunden angeschaut und mir die Frage gestellt: Was ist der gemeinsame Nenner? Wobei helfe ich meinen Kunden? Die Antwort war: meine Zielgruppe zu einem erfüllten und glücklichen Leben in Wohlstand zu führen. Und jeder Mensch definiert das Thema »glücklich sein« ganz anders. Und wie kommen wir dahin? Es kam relativ schnell die Bezeichnung »holistisch« dazu, also ganzheitlich – indem wir uns einfach viele Ebenen anschauen. Denn allein mit Mindset, Strategie oder Glaubenssätzen kommen wir nicht an dieses Ziel, weil das menschliche System so komplex ist. 

Deine Expertise fokussiert sich vor allem auf den beruflichen Erfolg. Inwiefern hängt dieser auch mit dem Glück in anderen Lebensbereichen zusammen?

Meine ursprüngliche Positionierung war damals tatsächlich ein beruflicher Aspekt, weil ich dieses Thema zu dem Zeitpunkt schon für mich gelöst hatte. Ich war 14 Jahre lang ziemlich unglücklich in einem Hamsterrad angestellt. Ich hatte die letzten sechs Jahre eine leitende Position in einem bekannten Konzern, aber mein Herz war nicht erfüllt. Und als ich dann nach einem sehr schweren Autounfall selber angefangen habe, meine Berufung zu suchen, war es mein Weg, den ich auch meinen Kunden zeigen konnte. Im Prinzip ist der Aufhänger: Finde deine berufliche Passion, deine berufliche Erfüllung und alles andere wird sich fügen. Wir können den Beruf nicht isoliert betrachten, weil das Leben nicht nur aus der Arbeit besteht, sondern auch aus vielen privaten Aspekten. Deswegen betrachten wir natürlich alle Lebensbereiche. Wenn zum Beispiel die Gesundheit permanent Signale sendet, immer wieder stressbedingte Symptome produziert, kann es ja kein erfülltes Leben sein. Wir fangen mit dem Beruf an und kommen relativ schnell auch zu den anderen Lebensbereichen.

Dein Thema heißt ja »Gewinne dein Inner Game«. Kannst du noch einmal erklären, was damit gemeint ist? 

Das ist im Prinzip eine Summe aus ganz vielen Themen, die in einem Menschen vorgehen. Das können traumasensible Themen sein oder Themen, die uns nicht bewusst sind und vielleicht mit einem Erlebnis aus der Kindheit zu tun haben. Oder es sind blockierende Glaubenssätze, die zum größten Teil auch unbewusst sind. Wenn ich zum Beispiel glaube, dass Geld den Charakter verdirbt, aber mich gleichzeitig bemühe, in meinem Business große Umsätze zu machen, dann wird es schwierig sein. Es geht darum, dass das, was dir draußen passiert, immer die Projektion von dem ist, was bei dir im Inneren vorgeht. Das zählt für mich zum »Inner Game«. Wenn du dich mit diesen inneren Themen beschäftigst, dann wird sich auch dein Außen automatisch verändern. 

Auf deinem LinkedIn-Profil befinden sich auch die Worte »Inner Work«, »Energie« und »Mindset«. Erklärt sich das so, dass man erst an sich selbst arbeitet, um eine Art von Energie freizusetzen und dadurch letztendlich das Mindset bildet?

Man kann es so erklären. Ich gehe da ein bisschen anders vor. Die Reihenfolge der Wörter hat hier wenig Gewichtung. Mindset ist der Einstieg. Also, wenn zu mir Vorstände, Führungskräfte oder Unternehmer-innen kommen, die sich mit diesen Themen vielleicht noch nie auseinandergesetzt haben, dann muss ich sie auf der Ebene abholen, auf der sie stehen. Das heißt, wir fangen mit Mindset-Themen und mit der persönlichen Entwicklung an. Und dann kann man Schritt für Schritt weiter gehen. Irgendwann gehen wir mit Bewusstseins-Arbeit, Quantenphysik oder Energie-Sessions noch viel tiefer rein.

Wie würdest du Erfolg definieren? Ist es wichtiger für deine Arbeit, wie du Erfolg definierst oder eher, wie deine Kunden ihn deuten?

Ganz klar letzteres. Wie ich Erfolg definiere, interessiert niemanden. Das ist meine persönliche Sache, an der ich dann zusammen mit meinen Coaches arbeiten kann. Beim Coaching ist es wichtig, niemals eine Empfehlung zu geben, sondern den Coachee zu befähigen, die Antwort aus sich heraus zu finden. Jeder definiert den Erfolg für sich selbst und das ist natürlich sehr individuell. Wenn man 80 Stunden arbeitet, ganz viele körperliche Probleme und kein Privatleben hat, hat derjenige in der Position natürlich eine ganz andere Erfolgsdefinition als jemand, der selbstständig ist und sagt »Ich bin schon aus dem Hamsterrad ausgestiegen, aber ich habe nicht genug Kunden und kann kaum davon leben«. Das sind total unterschiedliche Definitionen. 

Du hast gesagt, dass alles eine sehr individuelle Sache ist. Aber gibt es typische Glaubenssätze, die deine Kunden oft an dem hindern, was sie erreichen wollen?

Ja, absolut. Da meine Zielgruppe sehr homogen ist, gibt es natürlich auch sehr viele Überschneidungen. Die Leute, die zu mir kommen, verdienen häufig sechsstellig, sind schon 20 Jahre im Top-Management und dann spüren sie, dass etwas im Leben fehlt. Viele Führungskräfte sagen: »Ich habe einen so hohen Lebensstandard … Wenn ich mich selbstständig mache und meine Passion ausübe, dann werde ich bei weitem nicht so viel Geld verdienen.« Das ist ein weit verbreiteter Glaubenssatz, weil die Fallhöhe für diese Menschen einfach besonders hoch ist.

Man würde denken, erfolgreiche Menschen haben diese Zweifel nicht. Aber im Gegenteil: Jeder hat den, bewusst oder unbewusst. Nur die Schattierungen dieses Glaubenssatzes sind unterschiedlich. Aber wenn man anfängt tiefer zu graben, dann entdecken wir die unterschiedlichen Facetten dieses Glaubenssatzes. Der hindert die Menschen wiederum daran, aus ihrem Hamsterrad auszusteigen, was Neues auszuprobieren und dem eigenen Herzen zu folgen. Darum geht es ja am Ende: Folgst du dem eigenen Herzen, kannst du ein Leben leben, über das du in 50 Jahren sagen kannst »Ich bereue gar nichts. Ich habe alles richtig gemacht.« Wie viele Menschen können auf ihrem 95. Geburtstag das von sich behaupten? Wenn jemand es geschafft hat, mit einem unerfüllten Job so erfolgreich zu sein und sechsstellig zu verdienen, wie kann derselbe Mensch mit seiner Berufung und Arbeit in der Genie-Zone, die sich nicht nach Arbeit anfühlt, weniger verdienen? Das ist ein angstbehafteter Widerspruch. Und daran kann man arbeiten. 

Gibt es ganz typische Strategien, wie Menschen wieder ins Fühlen kommen können? Wie kannst du da helfen?

Da gibt es natürlich sehr viele Möglichkeiten. Eine kleine Übung, die ich zum Beispiel meinen Kunden immer wieder mitgebe: Wenn sie aufwachen, dann sollen sie sich fragen »Wie fühle ich mich?« Wenn man Menschen im Alltag begegnet, dann ist eine häufige Frage »Wie geht es dir?« und man antwortet natürlich oft »Mir geht es gut«. Aber »gut« ist kein Gefühl. Wir sind einfach dazu konditioniert, »gut« zu antworten. Manchmal möchte man gar nicht erklären, wie man sich fühlt – das ist ganz klar. Aber das ist eben auch ein Muster. Deshalb sollen sich meine Kunden jeden Morgen fragen, welche drei Gefühle auftauchen. Das ist mentales Training. Wenn du das jeden Morgen machst, dann wirst du irgendwann lernen, den Fokus in deinen Körper zu lenken. Denn nur so können wir unsere Gefühle identifizieren. Für viele, die nicht fühlen können, ist das ein unbekanntes Terrain. Das ist eine kleine Übung, die extrem wirkungsvoll ist. Gerade bei Menschen, die bei diesem Thema noch ganz am Anfang stehen. Außerdem sind energetische Tools hervorragende Zugänge, um Verhärtungen Schritt für Schritt abzubauen – natürlich mit Achtsamkeit und mit Blick auf den Kunden in seinem Tempo. Was braucht der Mensch, der direkt vor mir sitzt? Das ist mir sehr wichtig.  

AS

Info: Maria Gorbunova ist Holistic Business Coach. Nach einer sehr erfolgreichen Unternehmenskarriere hat sie 2020 ihr eigenes Business gegründet.

Bilder: Manuela Engelking