Ein Blick ins Innere der »Jetstream«-Mastermind von Dirk Kreuter
1937 wurde das Buch »Think and grow rich« (Denke nach und werde reich) von Napoleon Hill veröffentlicht. Damals galt es als Sensation, denn die bis dahin unantastbaren Ultrareichen Amerikas gaben plötzlich ihre Erfolgsgeheimnisse bekannt. Milliardäre kannte die Welt noch nicht lange; zumindest nicht abseits der Königs- und Herrscherfamilien. Dass ein Bürgerlicher zu unermesslichem Reichtum aufstieg, war schlicht ein Novum. Daher sagte man Industriemagnaten wie Rockefeller, Ford und Carnegie göttliche Fähigkeiten nach. Aber durch die Recherchen Napoleon Hills wurden diese Mythen entzaubert. Plötzlich gab es eine Art Anleitung zum Erfolg.
Die Strategie des reichten Mannes Amerikas
Besonders verblüfft schienen die Leser des Buches, das später zu einem Weltbestseller wurde, darüber zu sein, was der damals reichste Mann Amerikas als sein wichtigstes Erfolgsgeheimnis benannte. Stahlmagnat Andrew Carnegie verdankte seinen Reichtum laut eigener Aussage einer Mastermind, der er angehörte. 50 Männer seien Mitglied dieser Mastermind, in der Ideen und Strategien für Erfolg besprochen wurden. Hill beschreibt es in seinem Buch so: »Analysiert man die Lebensläufe von Männern, die ein großes Vermögen angehäuft haben, und auch vieler solcher mit bescheidenem Vermögen, so stellt man fest, dass sie bewusst oder unbewusst das Prinzip der Masterminds angewendet haben.«
Hill nennt als Beispiel auch Automobilpionier Henry Ford, einen weiteren Selfmade-Milliardär, der zu einem der reichsten Männer Amerikas wurde, weil er sich regelmäßig mit wohlhabenden und intelligenten Menschen umgab, um Ideen weiterzuentwickeln.
Noch heute ein Mythos
Trotz dessen es heute allein in Deutschland Tausende und weltweit Millionen von Masterminds im Angebot gibt, die sich mit allen nur denkbaren Themen befassen, rankt sich fast 90 Jahre später immer noch ein Mythos um diese Treffen. Einer der Gründe dürfte in der Verschwiegenheit der Anbieter und Mitglieder liegen. Es dringt, insbesondere bei hochkarätigen Masterminds, kaum etwas nach außen. Sowohl die Teilnehmerlisten als auch die Inhalte bleiben geheim. Sicherlich ist gerade das eine Voraussetzung für Unternehmer und Entscheider, überhaupt an solchen Treffen teilzunehmen.
»Wir wollen offene Kommunikation auf Augenhöhe, aber hinter verschlossenen Türen«, sagt Dirk Kreuter. Er hat seine Mastermind vor zehn Jahren gegründet, an der bisher rund 400 Unternehmerinnen und Unternehmer teilgenommen haben. Und Kreuter steht offenbar vor einem Dilemma. Denn auch um seine »Jetstream«-Mastermind ranken sich Mythen, große Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine kritisieren das Gebaren. Weil er dennoch keine Interna aus der Gruppe öffentlich machen will, bleibt ein Teil der Kritik hängen. Auch uns wollte er nicht umfassend antworten. Aber ein paar Informationen gab es dann doch. Und auch ein Familienunternehmer, ein Anwalt, ein Notar und ein prominenter Zukunftsforscher waren bereit, mit uns zu sprechen.
Das ist über Teilnehmer bekannt
Kreuter stellt eines klar: »Wir wollen hier gar nicht jeden haben. Wir wollen hungrige Unternehmer, die auch bereit sind, anderen aus der Gruppe weiterzuhelfen. Und man sollte mindestens eine Million Euro Umsatz machen. Jede Teilnehmeranfrage wird geprüft und freigegeben – oder eben auch nicht.« Kreuter selbst wehrt sich übrigens gegen den Stempel »Mastermind«, er sieht es als viel umfangreicher an. Die Hürde eines Mindestumsatzes erscheint aus zwei Gründen plausibel. Die Teilnahmegebühr soll laut Medienberichten sechsstellig sein. Kreuter will das nicht kommentieren. Zum anderen gäbe es Teilnehmer, die mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz machen. Da wird es mit der Augenhöhe schon kompliziert. Eine weitere Voraussetzung sei die Bereitschaft, an allen vier Treffen teilzunehmen und sich aktiv einzubringen – »Zuschauer« seien nicht willkommen. Auch der Veranstaltungsort ist nicht um die Ecke, obwohl sich das Angebot nur an deutschsprachige Teilnehmer richtet: Dubai. In der pulsierenden Wüstenmetropole, die mit ihrer Rastlosigkeit auch Dirk Kreuter selbst vor Jahren als Einwohner angezogen hat. Diese Rastlosigkeit findet sich auch im Programm der Treffen wieder: Roundtable-Sessions, Hot-Seat-Sessions, Interviews, Q&As, Rollenspiele und Fallanalysen, moderiert von Kreuter persönlich.
Bekannt ist auch, dass regelmäßig Stargäste hier auftreten. So wunderte sich Europas größte Tageszeitung, dass Til Schweiger in Dubai zu den Jetstream-Teilnehmern sprach. Denn zu jener Zeit gab es weder Auftritte noch Interviews von Schweiger. Über die Inhalte wurde tatsächlich nie etwas bekannt – nur das Foto ging durch die Presse. Kreuters Konzept der Verschwiegenheit fruchtet scheinbar. Auch andere Prominente waren zu Gast, darunter Boris Becker, Oliver Kahn, Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen sowie Philipp Plein und Wolfgang Grupp.
Welches Ziel verfolgt Kreuter?
Kreuters Ziel mit der Mastermind enthält gleichzeitig eine versteckte Kritik an seiner Heimat: »Unternehmer sollen sich hier verstanden fühlen und eine besondere positive Energie erleben, wie sie in Deutschland in dieser Form kaum existiert.« Sehen die Teilnehmer das genauso? Wenige Teilnehmer waren bereit, ihre Erfahrung öffentlich zu machen. Sascha Driesch ist ein bekannter Familienunternehmer und ist seit sechs Jahren Mitglied. Er schätze das Unternehmer-Umfeld. »Die klare Struktur, der Austausch auf Augenhöhe und die kontinuierlichen Impulse haben unser gesamtes Familienunternehmen mit all unseren Beteiligungen spürbar nach vorne gebracht. Wir konnten Umsätze, Gewinne und vor allem die unternehmerische Sicherheit deutlich steigern.« So ein Umfeld habe er woanders bisher nicht gefunden. Auf seine Umgebung kommt auch Adam Schneider zu sprechen, Inhaber einer Anwaltskanzlei mit 36 Mitarbeitern: »In meinem Umfeld gab es niemanden mehr, der meine Fragen beantworten konnte. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und auch in meinem Umfeld waren keine Unternehmer, die ähnliche Herausforderungen hatten wie ich. In der Jetstream erhoffte ich mir Antworten und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Das Wort, das am besten beschreibt, was mir die Mastermind bring, ist Klarheit.« Dr. Stephan Herlitzius ist Notar und Fachanwalt, sein Großvater gründete die Kanzlei 1934. Er wollte aus der Selbstständigkeit ein echtes Unternehmen machen. Er habe noch kein einziges Treffen versäumt. Sven Gabor Janszky ist einer der prominentesten Zukunftsforscher Deutschlands. Er habe den Umsatz seines europaweit aufgestellten Instituts verdoppeln können. Und verfolge nun noch weit größere Ziele.
Die Teilnehmerstruktur wirkt nicht festgelegt auf eine Branche. Sie umfasst Steuerberater, Rechtsanwälte, Mediziner, Dienstleister, Industrieunternehmer, Händler sowie Logistik- und Finanzunternehmer. Kreuter sagt dazu nur, es sei bewusst ohne Branchenschwerpunkt aufgebaut. Vielleicht ist es gerade die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer, die die Mastermind seit zehn Jahren trägt und immer wieder nach Dubai lockt.
Beitragsbild: Jetstream Managements Consultancies










