Neue Bergsteiger-Bestmarke! Um alle 14 Achttausender zu bezwingen, braucht der Ex-Elitesoldat Nirmal Purja nur sechs Monate und sechs Tage. Damit hat der Nepalese den alten Weltrekord geradezu pulverisiert und um mehrere Jahre unterboten. Wie hat er das geschafft?
Im April begann Purja sein ambitioniertes »Project Possible« und konnte binnen eines Monats schon sechs der 14 Giganten-Gipfel erklimmen, inklusive Mount Everest, den höchsten aller Berge. Als letztes bestieg er nun den Shishapangma in China und brach damit in spektakulärer Weise den Rekord des Südkoreaners Kim Chang Ho. Dieser brauchte mit sieben Jahren, zehn Monaten und sechs Tagen deutlich länger. Eine »einzigartige bergsteigerische Leistung«, lobt Bergsteiger-Legende Reinhold Messner den neuen Rekordhalter Purja gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Besonders beeindruckend fand Messner neben der Umsetzung die logistische Vorbereitung. Er muss es wissen, denn Messner hat selbst einen Rekord aufgestellt, nämlich als erster Mensch, der alle Achttausender geknackt hat.
Das Erfolgsrezept des Rekord-Gipfelstürmers
Purjas Erfolgsrezept? Es gehe nur darum, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und die positive Einstellung nicht zu verlieren, wenn etwas schiefgehe, erklärte der Gipfelstürmer der AFP. Umso wichtiger wird dieses Mindset mit Blick auf die Anfänge seines Rekordprojektes. Denn laut Purja haben alle gelacht, als er erstmals von seinen Plänen erzählt hat. Dabei handelt es sich nicht einmal um seinen ersten Weltrekord – zwei Einträge im legendären Guinness-Buch konnte er schon vorweisen. So kletterte er 2017 von der Spitze des Mount Everest zum höchsten Punkt des benachbarten Achttausenders Lhotse in nur zehn Stunden und 15 Minuten. Der zweite Weltrekord besteht darin, dass er anschließend den Gipfel eines dritten Achttausenders in insgesamt nur gut fünf Tagen erklommen hat.
Mit seinen Bestleistungen möchte Purja insbesondere die Nachwuchs-Bergsteiger in Nepal dazu inspirieren, ebenfalls Unglaubliches anzustreben. Denn viele der Bergführer aus seiner Heimat gehören laut Purja zwar zu den besten Bergsteigern der Welt, erhielten jedoch nicht so viel Aufmerksamkeit wie ihre Auftraggeber bei großen internationalen Expeditionen.
Wie viel Hilfe ist erlaubt?
Kritik am neuen Rekord-Mann kommt von Ulrich Limper vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Purjas Einsatz von Sauerstoffflaschen angesichts sauerstoffarmer Höhenluft sei »sehr nahe am Doping«. Laut Limper verzichten Profi-Bergsteiger üblicherweise darauf. Tatsächlich hat sie auch Kim Chang Ho für die 14 Achttausender nicht benutzt und behält somit seinen Rekord zumindest für die schnellste Besteigung ohne Sauerstoffflaschen.
SH
Bild: depositphotos / kamchatka