Personal Branding – mittlerweile beinahe schon ein Buzzword in der Marketing- und Influencer-Szene. Was bedeutet das eigentlich? Und was hat das Personal Branding mit der Markenbildung gemeinsam, wie wir es aus der Werbung kennen?
Personal Branding gab es schon immer. Jedoch war das nur Menschen vorbehalten, die außergewöhnliche Leistungen vollbracht haben. So außergewöhnlich, dass man über sie gesprochen hat und sie auf diese Weise publik wurden.
Heute ist das anders. Denn durch Social Media besitzt jeder von uns die »Sendehoheit«, selbst ein eigenes Medium zur persönlichen Expertise zu etablieren. Beispielsweise durch einen Blog, einen Youtube-Kanal oder einen Podcast. Deshalb ist Personal Branding in der Geschäftswelt angekommen und wird genutzt.
Die Wahrnehmung für diesen speziellen Trainings- und Coachingbereich hat sich in den letzten Jahren verändert. Aus dem Nischenangebot ist ein begehrtes »Produkt« geworden. Viele Mitarbeiter, Entscheider und Selbstständige sehen darin die Möglichkeit, sich besser und erfolgreicher zu vermarkten. Die sozialen Medien ermöglichen bei professionellem Einsatz eine gute, reichweitenstarke Medienbasis.
Doch Personal Branding ist kein Verkaufswerkzeug, sondern ein kreativer Prozess der personalen Markenprofilierung. Und zwar ein ziemlich intensiver!
Das Verführerische am Mainstream
Sobald etwas »der neue heiße Scheiß« wird, stürzen sich viele darauf. Selbsternannte Experten genauso wie Menschen, die das für sich nutzen wollen. Die Experten für Personal Branding schießen geradezu wie Pilze aus dem Boden. Das lässt sich kaum vermeiden. So tickt der Markt eben. Allerdings fällt bei vielen Anbietern ein wichtiges Mehrwertmerkmal unter den Tisch: zu vermitteln, was das »Branding« im Personal Branding eigentlich bedeutet. Hört man einigen Anbietern zu, geht es vor allem um die digitale Selbstvermarktung auf allen möglichen Online-Plattformen. Eben dort, wo große Communities unterwegs sind.
An der digitalen Selbstvermarktung ist zwar etwas dran, doch ist das der zweite Schritt vor dem ersten. Grundlegend und notwendig ist die Definition und Evaluierung der eigenen Personenmarke selbst.
Diese herauszufiltern, sollte jedem Selfmarketingprozess vorgeschaltet sein. Will man am Ende nicht in der »Me too«-Falle landen! Den personalen Markenkern zu definieren, unterscheidet das Personal Branding von Erfolgs-, Rhetorik- und Medienseminaren, in denen die persönliche Kommunikation und der eigene Auftritt optimiert wird.
Sie sind ja ’ne Marke!
Die Methoden der »Selbstdarstellung« allein reichen nicht aus, um sich in einer multimedialen, kontextuellen Welt authentisch und aufmerksamkeitsstark zu präsentieren als auch zu verhalten.
Die eigene Marke muss her, und das zunächst im beschreibenden Sinn. Denn jede Persönlichkeit muss genau wissen, was sie zu kommunizieren und zu verkaufen hat. Das ist im Personal Branding die Kombination aus dem Markenkern (der Expertise) und der Persönlichkeit (dem eigenen Charakter).
So besteht eine Personenmarke aus Markenkernwerten, der Positionierung, dem visionären Ziel und der Markenstory. Das reduziert eine schillernde Persönlichkeit als vermarktbaren »Markenartikel«. Genauso wie es für die großen Marken dieser Welt seit Jahrzehnten geschieht. Wer bereits mit Marken zu tun hatte, weiß, dass an einer klaren Markenbeschreibung niemand vorbeikommt und alle kommunikativen Prozesse danach ausgerichtet werden.
Kann jeder eine Personal Brand werden? Ja!
Jeder? Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Doch macht es auch für alle Sinn? Für jeden, der in einem dialog- und kundenzentrierten Kontext oder auf einer Führungsebene in Unternehmen tätig ist. Ebenso für Menschen, die als Coaches, Trainer und Unternehmensberater arbeiten, oder die ihre Karriere und ihr Business vorantreiben wollen. Überprüfen Sie einfach mal, ob Sie unter diese Definition fallen: Wenn Sie durch Ihre Persönlichkeit Produkte, Dienstleistungen oder Inhalte verkaufen wollen, dann ist Personal Branding für Sie eine gute Vermarktungsmethodik.
Teilnehmer von Personal Branding Workshops und Einzeltrainings sind in der Regel Unternehmer, Selbstständige und Intrapreneure (beispielsweise Angestellte von Unternehmen, z.B. Führungskräfte oder Menschen, die sich für ein bestimmtes unternehmensrelevantes Thema engagieren). CEOs, Bereichsleiter oder engagierte »normale« Angestellte, die in Personal Branding die Chance sehen, ihr eigenes Profil zu schärfen und ihre Persönlichkeit zu stärken. In der Gruppe der Selbstständigen sind u.a. Coaches, Unternehmensberater, Marketingexperten.
Schön und gut, aber was bringt Personal Branding unterm Strich?
Eine ganze Menge. Personal Branding ist die perfekte Basis für die individuelle Erfolgs- und Selfmarketingstrategie. Einer Selbstvermarktung, die nichts mit der Peinlichkeit von Selfies oder Selbstinszenierungen zu tun hat. Aus dem personalen Markenkern lässt sich analog zu SWOT-Analysen ein individuelles Stärken-Schwächen, Chancen-Risiken-Profil ableiten. Durch die klare Markenbeschreibung wird die Selbstvermarktung zu einem persönlichen, individuellen und authentischen Akt. Im Auftreten, in der Entwicklung und Formulierung von steilen Thesen und Inhalten, in der Interaktion und Beziehung zu Kunden, Geschäftspartnern, Trainingsteilnehmern etc. Die »Personenmarke« wird zu einem unverwechselbaren Erscheinungsbild, die sich entsprechend Ihren Werten verhält. Stets in dem Wissen, unverwechselbar zu sein. Aus dieser Haltung kann man selbst Maintreamthemen seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Es ist immer ein Unterschied, ob man sich eine Methode aneignen will, um Erfolg zu haben. Oder ob man aus einem individuellen Markenkern heraus eigene Ideen und Ziele verfolgt.
Wer mit Personal Branding unterwegs ist, wirkt sich seiner selbst bewusst. Denn es gibt keine Rolle, die gespielt wird – alles ist echt. Das macht uns als Persönlichkeit sicher, einschätzbar, nahbar und sympathisch. Mit so einem Menschen macht man gerne Geschäfte!
Weg mit dem Bauchladen, her mit der Spezialisierung
Eine harte Nuss ist oft die Positionierung, die mit Persönlichkeiten erarbeitet werden. Denn bei vielen hat es sich eingeschliffen, dass sie in ihrem Fachbereich irgendwie alles können. Das ist von der Angst getrieben, dass man erst gar nicht angefragt wird, wenn man eine bestimmte Leistung nicht aufführt.
Wer als eierlegende Wollmilchsau unterwegs ist und alles anbietet, was man schon einmal gemacht hat, passt in keine »Kundenschublade«. Oder würden Sie gerne in einem asiatischen Restaurant einkehren um Pizza zu essen, wenn es außer italienischer auch thailändische Kost neben Döner und Schnitzel mit Pommes anbietet? Sie würden sicher lieber zu einem echten Italiener mit der »Kompetenz zum Pizzabacken« gehen. Ohne Positionierung ist es für Außenstehende einfach unklar, wofür man spezialisiert ist und worin man besonders gut ist.
Je spitzer und einfacher die Positionierung ist, desto schneller verstehen andere, was Sie anbieten. Deshalb gehört eine klare Positionierung der eigenen Expertise zur Personenmarke wie der Mozzarella auf die Pizza.
»Wer sein Thema mit Personal Branding herausgearbeitet hat, erleichtert dem Kunden eine bessere und differenzierte Einordnung als Marke.«
Nach der Markenerarbeitung ist vor der Selbstvermarktung
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Beschreibung der Personenmarke und das Umsetzen auf relevanten Online-Plattformen ist kein Personal Branding. Der Brandingprozess entsteht im Laufe der Zeit. Je mehr Kontakt Ihre Zielgruppe mit Ihnen (via Blogs, Vorträgen, Workshops, Postings, Videos, PR …) bekommen, desto klarer formt sich ein Bild von Ihnen in deren Köpfen. Also von Ihrer Personenmarke mit allen Facetten und Angeboten. Da ist kontinuierliche Markenpflege – wie bei Markenartikeln im Übrigen auch – gefordert. Das Kreative daran ist, sie können sich immer wieder selbst relaunchen. Personale Transformation funktioniert auch auf der Ebene des Personal Branding. Für Marken mit einer klaren, uniquen Positionierung ist das einfach selbstverständlich.
Relevante Inhalte in der Kommunikation sorgen für Aufmerksamkeit. Selfies, Bilder von tollen Autos, schicken Büros, exotischen Orten oder teurem Essen sind fehl am Platz. Ihr Thema muss lanciert werden. Dazu braucht es eine gute Redaktion, die richtige Zielgruppenvorstellung und zielgruppenrelevante Kommunikationskanäle (denn Sie müssen kommunikativ dort präsent sein, wo sich Ihre Kunden informieren).
Evaluieren Sie ihren personalen Markenkern.Starten Sie dann Ihre Contentstrategie. Posten Sie, schreiben Sie, machen Sie Videos oder Podcasts, engagieren Sie sich auf Veranstaltungen (sobald das die Inzidenz wieder zulässt), vernetzen Sie sich. Mehrmals pro Woche übers ganze Jahr hinweg. Sie werden sehen, nach einiger Zeit schleift sich Ihr Markenbild bei den Zielkunden ein. Mit der Folge, dass Ihre Marke Reichweite erzielt und immer mehr gefragt ist.
Autor: Mein Name ist Stephan Raif und ich erschaffe Persönlichkeiten als Marke. Ich unterstütze Führungskräfte und Intrapreneure durch meine erlebbare Markenmethodik in ihrer werteorientierten Selbstvermarktung. So gewinnen meine Klienten mehr Sichtbarkeit, bauen mehr Vertrauen zu anderen auf und lernen neue Menschen kennen, die sie in Ihrer Karriere weiterbringen.
Beitragsbild: Stephan Raif, Unsplash / Mateus Campos Felipe