Dankbarkeit und Charisma – das sind Werte, die viele nicht zuerst mit der Finanzdienstleisterbranche verbinden. Doch genau solche Soft Skills braucht es, will man Kunden langfristig an sich binden, weiß Alex Saracco. In der Pandemie hat der ehemalige Musiker beruflich umgesattelt und als Finanzberater Fuß gefasst. In unserem Interview berichtet er von seinen Anfängen in der neuen Branche und über die Chancen, die er in technologischen Entwicklungen wie Künstlicher Intelligenz sieht.
Herr Saracco, nach einer Laufbahn als Musiker sind Sie jetzt als Finanzberater aktiv. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Durch Corona konnte ich auf einmal nicht mehr auf die Bühne, und eines Abends bekam ich einen Anruf eines alten Freundes, der mich fragte, was ich denn gerade in dieser Situation tue und ob Ich noch fit sei in Finanzen – denn neben der Musik war die Finanzwelt meine zweite Leidenschaft. So kam ich in seine neue gegründete Agentur und schließlich in die Finanzbranche.
Während es im Finanzbereich vor allem um Zahlen und Fakten geht, ist im Musik-Business vor allem Kreativität gefragt – oder täuscht der erste Eindruck und gibt es doch Gemeinsamkeiten zwischen den Branchen? Wenn ja, welche?
Es gibt sogar sehr viele Gemeinsamkeiten, denn Disziplin, Ehrgeiz und vor allem immer am Ball zu bleiben, ist in beiden Branchen sehr wichtig. Und am Ende des Tages zählen auch im Musik-Business Zahlen und Fakten für den Erfolg!
Wie leicht ist es Ihnen gefallen, als Finanzberater Fuß zu fassen: Mussten Sie noch einmal ganz von vorne anfangen oder gab es bereits Learnings aus Ihrer Musikerkarriere, die sich übertragen ließen?
Am Anfang tat ich mich sehr schwer, denn im Musik-Business hat alles seinen Ablauf; dein ganzer Tag ist durchgeplant. Du weißt, wann und wie lange du für etwas Zeit hast. In der Finanzbranche ist vieles so ein bisschen improvisiert.
Finanzberater genießen in der Gesellschaft mitunter einen zweifelhaften Ruf – aber warum ist das eigentlich so und wie gelingt es Ihnen, das Vertrauen Ihrer Kunden langfristig zu gewinnen?
In der Vergangenheit, aber auch noch heute wurden und werden Kunden nicht richtig beraten, denn wer auf Umsatz schaut, schaut den Kunden nicht in die Augen. Als Musiker ist Menschlichkeit – und auch Gefühle zu zeigen – sehr wichtig. Genau das schätzen meine Kunden sehr über mich, denn ich bin wie ihr bester Freund, den man immer um Hilfe bitten kann.
Digitalisierung und Fachkräftemangel machen auch vor Finanzdienstleistern nicht Halt: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche mit Blick auf 2024 und darüber hinaus und welches Mindset, beziehungsweise welche Skills, braucht es jetzt, um diese Hürden erfolgreich meistern zu können?
Viele machen sich große Sorgen über KI. Aber Ich sehe genau da unsere größte Chance, denn wir sind soziale Wesen und brauchen einander. Durch eine Dienstleistung eines Menschen kann man andere Menschen inspirieren oder motivieren. Das kann eine KI nicht. Deswegen brauchen wir diese Skills – gepaart mit Dankbarkeit und Charisma.
Unser Gesprächspartner:
Alex Saracco war Musiker.
In der Coronapandemie machte er seine zweite Leidenschaft zum Beruf und wurde zum Finanzberater.
Beitragsbilder: Rebecca Trines; Josefine Schörner
AS