Wie oft haben Sie sich schon Ziele gesetzt, nur um sie dann schnell wieder aufzugeben, weil Sie nicht an sich selbst geglaubt haben? Weder großes Wissen noch außerordentliche Fähigkeiten reichen aus, um persönliche Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein. Dafür bedarf es noch einer besonderen Zutat: Selbstvertrauen – und zwar möglichst viel davon! Provozierend könnte man sagen: Ohne Selbstvertrauen ist kein Erfolg möglich. Doch woran kann man das festmachen? Erfolgreiche Menschen zeichnen sich durch eine gewisse Entschlossenheit und Zielstrebigkeit aus, da sie nicht aufgeben und ihr Ziel fokussiert verfolgen. Doch erst ein unerschütterliches Selbstvertrauen, dieses Ziel auch wirklich zu erreichen, egal, was passiert, verschafft ihnen die nötige Energie, diesen Weg zu beschreiten.
Die Selbstsabotage-Fallen
Doch nicht jeder Mensch ist mit diesem besonderen Selbstvertrauen ausgestattet. Ganz im Gegenteil: Sehr viele Menschen leiden unter starken Selbstzweifeln und sind ihre härtesten Kritiker. Aber woran liegt das? Der Grund dafür sind negative Überzeugungen und unbewusste Selbstsabotage-Glaubensmuster, die das eigene Selbstvertrauen ruinieren oder klein halten können. Dazu gehören unter anderen die Leistungs-Falle, die Perfektionismus-Falle, die Harmonie-Falle und die Vergleichs-Falle.
Die Leistungsfalle hat häufig ihre Ursachen in der Kindheit und der Beziehung zu den Eltern. Wenn Eltern ihren Kindern das Gefühl vermitteln, dass sie nur dann Akzeptanz und Liebe verdienen, wenn sie Leistungen erbringen, kann es sein, dass diese Kinder später im Erwachsenenalter wie die Verrückten arbeiten und denken, dass ihre Selbstwertschätzung mit ihrer Leistung verbunden ist. Die Überzeugung »Ich bin nur etwas wert, wenn ich etwas leiste« kann in diesem Fall zu einer ungesunden Fixierung auf Erfolg und Leistung führen und das persönliche Wohlbefinden beeinträchtigen. Wer in die Perfektionismus-Falle getappt ist, lähmt sich selbst. Wenn man immer nur das »perfekte« Ergebnis anstrebt, kann das zu massiver Selbstkritik und Unzufriedenheit führen. Beides kann das Selbstvertrauen untergraben und langfristig zu Angst vor Fehlern und Misserfolgen führen. Die Harmonie-Falle führt den Harmoniesüchtigen ebenfalls in eine Sackgasse. Wer immer versucht, Konflikte auf Biegen und Brechen zu vermeiden, manövriert sich schnell in eine Situation, in der die eigenen Bedürfnisse nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden.
Und aus der Vergleichs-Falle kann schnell, wenn man nicht aufpasst, eine Vergleichshölle werden. Wenn man sich zum Beispiel auf Social Media ständig mit anderen vergleicht und das Gefühl hat, nicht attraktiv, schlau oder kompetent genug zu sein, untergräbt massiv sein Selbstbewusstsein. Das kann langfristig zu einem Gefühl der Minderwertigkeit führen.
Der Weg zu einem neuen Ich
Die entscheidende Frage ist also, wie man diesen Selbstsabotage-Fallen und schädlichen Denkmustern ausweicht oder, wenn man drinsteckt, wieder entrinnt. Denn eins ist klar: Niemand kommt mit diesen einschränkenden Denkmustern auf die Welt. Vielmehr sind sie vor allem das Resultat unserer bisherigen Lernerfahrungen. Und das, was wir einmal gelernt haben, muss nicht so bleiben.
Egal, wie selbstsicher Sie sich gerade fühlen, können Sie jederzeit umlernen und ein starkes Selbstvertrauen aufbauen. Unser Gehirn ist in jedem Alter in der Lage, neue neuronale Netzwerke zu bilden; das ist die sogenannte Neuroplastizität des Gehirns. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich sogar unsere Gehirnstrukturen positiv verändern, wenn wir mehr an uns glauben und unser Selbstvertrauen stärken. Umgekehrt können schlechte Gewohnheiten wie Jammern oder negatives Denken unsere Gehirnstrukturen wie den Hippocampus, den Arbeitsspeicher des Gehirns, verringern.
Daher ist es so wichtig, im ersten Schritt das richtige Mindset im Kopf zu etablieren. Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht darum, nur noch auf Krampf positiv zu sein und jubelnd durch die Straßen zu laufen (was übrigens auch toxisch sein kann), sondern zu lernen, Dinge loszulassen, die man nicht ändern kann und vor allem in jeder stressigen Situation, eine Lernbotschaft für sich zu erkennen. Mit diesem konsequenten Mindset-Shift haben Sie bereits einen fruchtbaren Boden für den Aufbau eines radikalen Selbstvertrauens erschaffen.
Im nächsten Schritt geht es darum, das aktuelle Selbstbild, welches für unsere derzeitigen Resultate verantwortlich ist, durch ein neues Ich zu ersetzen, um bessere Resultate zukünftig zu erzielen. Das bedeutet konkret, dass Sie sich folgende Fragen stellen: Wer will ich sein? Welche Ausstrahlung will ich haben? Wie möchte ich auf andere wirken? Die Antworten auf diese Fragen enthalten den Schlüssel für die Entwicklung zu Ihrer neuen Ziel-Identität. Denn nur, wenn Sie wissen, wer Sie sein wollen, können Sie mit radikalem Selbstvertrauen Ihren Weg gehen.
Beitragsbild: Depositphotos / toxawww; Yana Fehse
Die Autorin:
Dr. Yana Fehse ist Diplom-Psychologin, Mindset-Coach und Key-Note-Speakerin. Sie war unter anderem am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie als Personalleiterin und Dozentin im Bereich Wirtschaftspsychologie tätig. Seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit den Themen Selbstvertrauen und mentale Stärke.
Yana Fehse
Radikales Selbstvertrauen
Die geheime Stärke erfolgreicher Menschen
1. Auflage BusinessVillage 2022
246 Seiten