Ohne Online-Präsenz scheint heutzutage nichts mehr möglich zu sein – weder im privaten noch im beruflichen Bereich. Wer heutzutage ein Unternehmen aufbauen will, kommt gar nicht mehr daran vorbei, sich gleichzeitig auch mit dem Aufbau von einem oder gleich mehreren Social-Media-Accounts zu beschäftigen. Wie das am besten gelingt, darüber hat Robert Pries in seinem Buch »Mit Reichweite zu Millionen« geschrieben. Im Interview hat er uns außerdem verraten, welche Fehler er selbst anfangs im Online-Business gemacht hat.
Herr Pries, worauf achten Sie, bevor Sie selbst einem Social-Media-Account folgen?
Tatsächlich folge ich echt selten jemanden und wenn, dann nur, wenn das Thema mich aktuell wirklich interessiert. Deshalb ist mein Rat, niemals von sich selbst auszugehen. Häufig machen wir den Fehler, dass wir versuchen Content für uns zu kreieren, doch wir kreieren ihn immer für eine Zielgruppe. Aktuell bin ich eher dabei, meine geistige und körperliche Gesundheit auf ein neues Level zu bringen – das sind auch Accounts, denen ich folge. Natürlich ändert sich das auch mal. Genauso ist es auch mit vielen eurer Kunden da draußen. Sie folgen euch, weil sie gerade ein Problem haben und wenn du mit deinem Profil helfen kannst, dann bist du genau richtig. Sie entfolgen euch aber auch wieder, wenn das Problem nicht mehr präsent ist. Genau hier muss die Magie passieren: Du musst sie genau in ihrem Schmerz erwischen und dein Angebot zum richtigen Moment verkaufen. Ich achte außerdem weniger darauf, wie »perfekt« ein Video ist – mir ist der Inhalt viel wichtiger.
Sie haben gerade einen Ratgeber geschrieben, wie man Reichweite auf Social Media gewinnt. Haben Sie selbst auch eine Art »Mentor« gehabt?
Das war einer meiner größten Fehler: Ich wollte nie einen Mentor haben. Mein großes Ego stand mir im Weg. Das hat mich dann viele Jahre gekostet, um wirklich erfolgreich zu werden. Ich habe immer gedacht, ich wäre dann der Einzige auf dem Markt, der es ohne Hilfe geschafft hat. Das ist aber total bescheuert, denn sich helfen zu lassen, gibt dir das Wertvollste, was du hast, und zwar Zeit. So kommst du viel schneller an deine Ziele.
Ich habe zu einer Zeit mit Marketing gestartet, da gab es noch nicht mal Cookie-Banner, geschweige denn DSGVO oder Double-Opt-in-Prozesse. Viele meiner Kollegen haben mich dann um Jahre überholt. Heute bereue ich es ein wenig, keinen wirklichen Mentor gehabt zu haben. Durch die Jahre voller Trial-and-Error wurde ich immer besser und vor ca. vier Jahren hatte ich dann auch ein paar Marketing Coaches um mich herum, von denen ich lernen durfte.
Lässt sich Reichweite mit Erfolg gleichsetzen oder gibt es noch andere Faktoren, die für Sie ein erfolgreiches Online-Business ausmachen?
Zum Erfolg gehört einiges mehr, allerdings würde ich Reichweite als »digitales Gold« sehen. Deine Reichweite hat einen Wert und je besser du sie pflegst, desto mehr Erfolg hast du.
Es ist auch total verrückt wie schnell wir an gratis Reichweite kommen. Wir erreichen teilweise mit kostenlosen Reels Millionen von Menschen. Erzähl das mal einem Manager, der heute in Rente ist! Frag ihn, was sie damals von 30 Jahren alles machen musste, um Millionen Menschen zu erreichen und wie einfach das heute ist! Er wird vom Glauben abfallen.
Instagram, YouTube, Facebook oder TikTok – gibt es eine Social-Media-Plattform, die sich am besten für den Aufbau eines Online-Business eignet?
Nein, das ist immer von uns selbst abhängig und was für ein Typ Mensch wir sind. Es tun sich zum Beispiel viele Menschen auf Instagram und TikTok schwer mit der Art und Weise, wie virale Videos aufgebaut sein müssen. Denen empfehle ich, einen YouTube Channel zu machen und dort längere Videos zu posten. Vielen anderen ist es egal – sie setzen das um, was die Plattform braucht, um Reichweite zu bekommen.
Ich sage immer, dass man Social Media als festen Bestandteil für Kunden-Gewinnung sehen sollte – eigene Gefühle sollten dort draußenbleiben. Ich höre oft »Das bin ich nicht! Das kann ich nicht!«, doch was ist heutzutage die bessere Alternative, um Kunden zu gewinnen? Deshalb sollte man sich am Anfang für eine Richtung entscheiden und später dann in die Omnipräsenz gehen. Sieht man das ganze Social-Media-Thema eher als eine Abteilung, fällt es einem oft leichter Content zu produzieren.
Sie schreiben in Ihrem Buch vom »organischen« Wachstum eines Online-Unternehmens. Worin liegt der Unterschied zu einem »anorganischen« Wachstum – und welches der beiden finden Sie besser?
Für mich gehören beide zusammen wie Yin und Yang. Organisches Wachstum ist das Wachsen, das man erreicht, ohne Geld, aber dafür Zeit zu investieren. Aktuell ist das am besten über Reels, YouTube Shorts und TikTok zu erreichen. Anorganisches Wachstum ist das Kaufen von Reichweite mit Werbeanzeigen. Beides in der Kombination ist für jedes Unternehmen ein Game Changer.
Social Media ist ein schnelllebiges Business. Was wird sich als nächstes im Online-Unternehmertum entwickeln?
Ich glaube, dass digitale Räume, in denen es nur um ein bestimmtes Thema geht, immer wichtiger werden. Wir werden auf Social Media überladen von Content und eigene Communitys geben dir einen Safe Space, in dem du nur das bekommst, was du gerade wirklich brauchst.
Skool wird ebenso immer spannender. Wir haben deshalb zu unserem Buch eine kostenlose Skool Community gegründet. Dort geht es nur um das Thema Social-Media-Marketing und es gibt kostenlose Social Media Events und vieles mehr.
Unser Gesprächspartner: Robert Pries ist seit zehn Jahren Online-Unternehmer. Mit seiner Expertise in bezahlter Werbung und Social Media hilft er seinen Kunden, ein eigenes Online Business aufzubauen..
Bilder: Frau Herz