Rendite ist zu jedem Zeitpunkt möglich

Rendite ist zu jedem Zeitpunkt möglich

Deutschland hat einen hohen Bildungsstandard, jedoch nicht beim Thema Vermögensaufbau, wie eine Studie jetzt ergeben hat. Laut der Autoren liege das Geld auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten und erwirtschafte keine nennenswerte Rendite. Ein Potenzial, das nicht brachliegen müsste, meint Ralf Müller. Der Finanzexperte und Buchautor weiß, wie man jede Krise und jeden Zyklus für sich nutzen kann. In unserem Interview erklärt er, dass das finanzielle Wissen vieler Anleger zum Teil auch auf Irrtümern und Missverständnissen beruht, die Rendite verpuffen lässt.

Herr Müller, finanzielle Bildung ist ein aktuelles Thema. Immer noch fühlen sich viele Menschen nicht angesprochen, wenn es um Vermögensaufbau geht. Muss man denn gleich dem Club der Millionäre beitreten?

Ganz und gar nicht. Viele Menschen glauben, dass sie ein großes Vermögen benötigen, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen, aber das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Finanzielle Bildung ist für jeden zugänglich – unabhängig vom Vermögen. Es geht nicht darum, dem Club der Millionäre beizutreten, sondern darum, überhaupt erst einmal anzufangen und eine klare, berechenbare Strategie zu entwickeln. Jeder ist verantwortlich für das, was er tut – und ebenso für das, was er unterlässt. Übernehmen Sie bewusst Verantwortung für Ihr Handeln, denn nur so legen Sie den Grundstein für Ihren finanziellen Erfolg.

Die Grundlage für langfristigen Vermögensaufbau ist nicht der Startbetrag, sondern vielmehr die persönlichen Ziele, Disziplin und der strategische Ansatz. Wer regelmäßig – auch mit kleinen Beträgen – investiert und frühzeitig beginnt, kann auch mit geringen Mitteln über die Jahre ein beträchtliches Vermögen aufbauen. Zeit ist dabei der wichtigste Faktor. Vermögensaufbau bedeutet nicht nur Reichtum anzustreben, sondern vor allem, finanzielle Freiheit und Sicherheit zu erreichen.

Eine aktuelle Studie hat aufgezeigt, dass deutsche Sparer viel Potenzial verschenken, weil sie ihr Geld falsch anlegen. Woran liegt das?

Das Hauptproblem ist, dass viele Menschen ihr Geld auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten parken und glauben, dies sei eine sichere Strategie. Doch das ist ein Trugschluss! Diese Form der Geldanlage bringt kaum Erträge, besonders in Zeiten niedriger Zinsen. Die Inflation frisst die ohnehin geringen Zinsen auf und führt zu einer negativen Realrendite. Viele Menschen sparen sich arm, weil ihre Ersparnisse ständig an Kaufkraft verlieren. Sparen allein reicht nicht mehr, und so verpassen Sparer enorme Chancen.

Es ist immens wichtig, das Geld in renditestärkere Anlageklassen wie Aktien, Edelmetalle oder Immobilien zu investieren – unter Berücksichtigung einer Risikominimierung. Raus aus den Papierwerten und rein in Sachwerte! 

Ein weiteres Problem ist das fehlende Wissen. Viele Menschen haben Angst vor Fehlern und meiden deshalb vermeintlich risikoreichere Anlagen, obwohl diese langfristig deutlich höhere Renditen bieten. Es ist entscheidend, die Grundlagen der Finanzmärkte zu verstehen und sich mit verschiedenen Anlageklassen vertraut zu machen, um das eigene Geld gezielt und profitabel arbeiten zu lassen.

Wie können Anleger ihr bestehendes Portfolio korrigieren oder umschichten?

Zunächst sollten Anleger eine Bestandsaufnahme ihres Portfolios machen und sich dabei die Frage stellen, ob es ausreichend ausgewogen und diversifiziert ist. Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen – wie Aktien, Gold und Immobilien – ist der Schlüssel zur Risikominimierung. Aktuell empfehle ich, den Aktienanteil zu reduzieren und den Goldanteil zu erhöhen, da die Aktienmärkte im Vergleich zu Gold hochbewertet sind. Das Dow/Gold-Verhältnis liegt derzeit bei etwa 16 – daraus lassen sich klare Handlungsempfehlungen ableiten. Es gibt Berechnungsgrundlagen und Umschichtungsstrategien, die Sie gezielt auf Marktkorrekturen vorbereiten können. Es ist ratsam, das Portfolio regelmäßig zu überprüfen und zu fragen, ob es noch den aktuellen Marktbedingungen und den langfristigen Zielen entspricht. Falls nicht, sollte man gezielt umschichten, um Renditechancen besser zu nutzen und gleichzeitig das Risiko zu senken. In ruhigen Zeiten erzielen Sie eine angemessene Rendite, während Sie in Krisenzeiten mit den richtigen Schritten gezielt Vermögen aufbauen können.

Nicht wenige Menschen denken, dass zum Vermögensaufbau auch ein Vermögen als Basis gehört. Was meinen Sie dazu?

Das ist ein Missverständnis. Sie benötigen kein großes Startkapital, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Viel wichtiger ist es, regelmäßig, diszipliniert und – idealerweise – automatisiert zu investieren. Auch kleine Beträge summieren sich im Laufe der Zeit. Selbst mit geringem Kapital kann ein solider Vermögensaufbau gelingen. Der Schlüssel dazu ist die kontinuierliche Anlage und die Nutzung des Zinseszins-Effekts, der langfristig erhebliche positive Auswirkungen hat.

Ein entscheidender Faktor ist daher der Anlagehorizont. Je früher man beginnt, desto sicherer und ertragreicher wird die Geldanlage, wenn die richtige Strategie verfolgt wird. Wer frühzeitig anfängt und regelmäßig investiert, kann den Zinseszins-Effekt optimal ausschöpfen und langfristig ein beträchtliches Vermögen aufbauen.

Es gibt die Strategie des langen Horizonts, bei der man vor allem vom Zinseszins profitiert, und es gibt kurzfristige Strategien, sein Geld zu vermehren. Wie ist Ihre Philosophie?

Meine Philosophie basiert auf einer Langfriststrategie, die eben den Zinseszins-Effekt vollständig ausschöpft. Der Zinseszins ist eines der mächtigsten Werkzeuge beim Vermögensaufbau. Je länger das Geld investiert bleibt, desto stärker wächst es exponentiell. Regelmäßige Investitionen in verschiedene Anlageklassen und das ständige Reinvestieren der Erträge sind der Schlüssel, um diesen Effekt zu maximieren. Denken Sie auch an Ihre Kinder – je früher sie beginnen, desto mehr profitieren sie von diesem langfristigen Wachstumsfaktor.

Gleichzeitig schließe ich kurzfristige Chancen nicht aus. Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und auf Marktentwicklungen zu reagieren, etwa durch antizyklisches Handeln in Krisenzeiten. Es ist sinnvoll, Investitionsreserven in verschiedenen Anlageklassen zu halten, die gezielt eingesetzt werden können, wenn sich günstige Einstiegsmöglichkeiten bieten. So bleiben Sie in jeder Marktlage handlungsfähig. Berechenbare Strategien verhindern emotionales Handeln – stattdessen handeln Sie rational und planvoll. Dennoch basiert mein Ansatz in erster Linie auf langfristiges Investieren, da dies das geringste Risiko bei gleichzeitig stabilen Renditen bietet.

Es geht nicht darum, schnell reich zu werden, sondern eine nachvollziehbare, berechenbare Strategie zu verfolgen, die langfristig Vermögen möglichst sicher aufbaut. 

Unser Gesprächspartner: Ralf Müller ist Selfmade-Millionär, Investor, Gründer des Instituts für finanzielle Bildung und Buchautor.

Bild: Studio Hoffmann

»Lass die Krise kommen:
Wie Sie finanziell gestärkt aus der Krise hervorgehen
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von Ralf Müller
FinanzBuch Verlag
240 Seiten
erscheint: 15. Oktober 2024
ISBN 13: 978-3959728027